Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Kleiderschrank. Ich will, dass du deine schwarzen Stiefel suchst, die spitzen mit den Fick-mich-Absätzen. Ich will, dass du sie anziehst.«
Ich höre, wie sie die Schuhe sucht, und stelle mir vor, wie sie auf Knien herumwühlt.
»Ich kann sie nicht finden.«
»Doch, das kannst du.«
»Dafür muss ich das Telefon weglegen.«
»Nein. Wenn du das Telefon weglegst, stirbt Alice. Es ist ganz einfach.«
»Ich suche ja.«
»Das dauert zu lange. Ich werde Alice die Augenbinde abnehmen müssen. Weißt du, was das heißt? Sie kann mich erkennen. Ich werde sie töten müssen. Ich löse die Schleife. Wenn sie die Augen öffnet, stirbt sie.«
»Ich hab sie gefunden! Da sind sie!«
»Zieh sie an.«
»Ich muss das Telefon weglegen, um den Reißverschluss hochzuziehen.«
»Nein, das musst du nicht.«
»Es ist unmög -«
»Hältst du mich für blöd, Sylvia? Denk nicht, dass ich das hier nicht schon mal gemacht hätte. Es gibt tote Mädchen landauf und landab. Man liest in den Zeitungen von ihnen und sieht ihre Fotos im Fernsehen. Vermisste Teenager. Ihre Leichen wurden nie gefunden. Das war ich! Ich hab das getan! Also versuch nicht, mich zu verarschen, Sylvia.«
»Das tue ich nicht. Sie werden Alice laufen lassen. Ich meine, wenn ich tue, was Sie sagen, lassen Sie sie laufen?«
»Ein oder zwei kommen davon, aber nur, wenn jemand bereit ist, ihren Platz einzunehmen. Bist du dazu bereit, Sylvia? Enttäusch mich nicht. Und enttäusch Alice nicht. Entweder du tust es für mich, oder sie tut es für mich.«
»Ja.«
Ich dirigiere sie ins Bad. In der zweiten Schublade ihres Badezimmerschränkchens liegt ein Lippenstift. Pink. Gloss.
»Sieh dich im Spiegel an, Sylvia. Was siehst du?«
»Ich weiß nicht.«
»Ach, komm schon. Was siehst du?«
»Mich.«
»Eine Hure. Trag den Lippenstift auf. Mach dich für mich schön.«
»Ich kann nicht.«
»Entweder du tust es für mich, oder sie tut es für mich.«
»Schon gut.«
»Jetzt die unterste Schublade. Darin liegt ein pinkfarbenes Täschchen. Nimm es.«
»Es ist nicht da.«
»Doch. Und lüg mich nicht wieder an.«
»Bestimmt nicht.«
»Bist du bereit?«
»Ja.«
Ich sage ihr, dass sie zur Wohnungstür gehen, die Autoschlüssel und das Täschchen mitnehmen soll.
»Mach die Tür auf, Sylvia. Immer hübsch einen Fuß vor den anderen.«
»Und Sie lassen Alice laufen?«
»Wenn du tust, was ich sage?«
»Sie tun ihr nichts?«
»Ich werde gut auf sie aufpassen. Sieh nur - Alice nickt. Sie ist glücklich. Sie wartet auf dich.«
Sylvia ist unten angekommen und öffnet die Haustür. Ich verbiete ihr, irgendjemanden anzusehen oder irgendwem Zeichen zu machen. Sie sagt, die Straße sei leer.
»Jetzt geh zu deinem Wagen. Steig ein. Schließ dein Telefon an die Freisprechanlage an. Du musst fahren und reden.«
»Ich habe keine Freisprechanlage.«
»Lüg mich nicht an, Sylvia. Der Adapter liegt im Handschuhfach.«
»Wohin fahre ich?«
»Du kommst zu mir. Ich werde dir den Weg beschreiben. Pass auf, dass du nirgendwo falsch abbiegst und weder die Hupe noch die Lichthupe betätigst. Das kriege ich mit. Enttäusch mich nicht. Fahr geradeaus durch den Kreisverkehr und dann rechts in die Sydney Road.«
»Warum tun Sie das? Was habe ich Ihnen getan?«
»Davon will ich lieber gar nicht erst anfangen.«
»Ich habe nichts getan. Alice hat nichts getan.«
»Ihr seid alle gleich.«
»Nein, das sind wir nicht. Ich bin nicht so, wie Sie sagen -«
»Ich habe dich beobachtet, Sylvia. Ich habe gesehen, wie du bist. Sag mir, wo du bist.«
»Am Museum.«
»Bieg in die Warminster Road und folge der Straße, bis ich dir neue Anweisungen gebe.«
Sylvia versucht eine neue Taktik, um zu mir vorzudringen. »Ich kann sehr gut zu Ihnen sein«, sagt sie zögernd. »Ich bin sehr gut im Bett. Ich kann Sachen machen. Was immer Sie wollen.«
»Ich weiß, dass du das kannst. Wie oft hast du deinen Mann betrogen?«
»Ich betrüge meinen Mann nicht -«
»Du lügst!«
»Ich sage die Wahrheit.«
»Ich möchte, dass du dich selbst ohrfeigst, Sylvia.«
Sie begreift nicht.
»Schlag dir ins Gesicht … zur Strafe.«
Ich gebe ihr einen Moment zu gehorchen. Als ich nichts höre, schlage ich das Telefon auf meine Faust. »Hast du das gehört, Sylvia? Alice hat wieder deine Strafe empfangen. Ihre Lippe blutet. Ich kann nichts dafür, Kleine, es ist Mammis Schuld.«
Sylvia schreit mich an aufzuhören, aber ich habe genug von ihrem erbärmlichen Gewimmer und ihren verseuchten Entschuldigungen
Weitere Kostenlose Bücher