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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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erinnere, was er mir angetan hat,
bedeutet es schon viel, wenn ich ihm nicht ins Gesicht spucke. Er wird sich nicht daran erinnern. Er wird sagen, das denke ich mir aus.
    Seine Prügel waren nie so schlimm wie das lang gezogene Vorspiel. Ich wurde zur Treppe geschickt, wo ich die Hose herunterlassen und mit gekreuzten Armen durchs Geländer meine Handgelenke fassen musste. So stand ich da und wartete und wartete, die Stirn an das Holz gepresst.
    Das erste Geräusch, das ich hörte, war das Surren des Kabels, kurz bevor es traf. Er benutzte ein altes Toaster-Kabel mit Stecker, den er als Griff in der Hand hielt.
    Das Seltsame an diesen Schlägen war, dass sie mich gelehrt haben, mein Bewusstsein zu spalten. Ich bin nicht erst mit sechzehn von zu Hause weggegangen. Ich habe mein Zuhause schon Jahre früher verlassen, als ich an diesem Geländer hing. Ich habe mein Zuhause verlassen, als dieses Kabel durch die Luft surrte und meine nackte Haut traf.
    Früher habe ich mir ausgemalt, was ich ihm antun würde, wenn ich groß und stark genug bin. Damals hatte ich noch nicht viel Fantasie. Ich dachte daran, ihn zu schlagen oder ihm den Schädel einzutreten. Das ist heute anders. Ich kann mir Tausende Arten vorstellen, ihm Schmerzen zu bereiten. Ich kann mir vorstellen, wie er mich anbettelt, sterben zu dürfen. Vielleicht denkt er sogar, dass er schon tot ist. Das ist mir schon mal passiert. Ein algerischer Terrorist, der in den Bergen nördlich von Gardez als Talibankämpfer verhaftet worden war, fragte mich, ob er in der Hölle sei.
    »Noch nicht«, antwortete ich. »Aber wenn du erst dort bist, wird es dir vorkommen wie ein Ferienlager.«
    Pop schiebt seinen Teller weg, reibt sich das Kinn und sieht mich verschlagen an. Mit dem Gehabe eines Mannes, der die ganze Welt übers Ohr haut, zieht er eine Gin-Flasche aus dem Schrank unter der Spüle.
    »Willst du einen?«
    »Nein.«

    Ich sehe mich um, auf der Suche nach einer Ablenkung oder einem Vorwand zu gehen.
    »Musst du noch irgendwohin?«, fragt er.
    »Ja.«
    »Du bist doch gerade erst gekommen.«
    »Ein Job.«
    »Noch mehr Schlösser reparieren?«
    »Ja.«
    Er schnaubt angewidert. »Da musst du ja im Geld schwimmen.«
    Er setzt zu einer weiteren Klage über sein Leben an und erklärt mir, dass ich nutzlos, egoistisch und eine verdammte Enttäuschung sei.
    Ich betrachte seinen Hals. Ich könnte ihn problemlos brechen. Zwei Hände, die Daumen an die richtigen Stellen gedrückt, und er hört auf zu reden … und zu atmen. Es ist nicht anders, als würde man ein Kaninchen töten.
    Er quatscht weiter, blabla, sein Mund geht auf und zu und kippt seine Scheiße über die Welt. Vielleicht hatte der Algerier doch recht mit der Hölle.

31
    Ein Schatten fällt auf die Scheibe, dann wird die Tür geöffnet. Veronica Cray dreht sich um und marschiert den Flur herunter.
    »Haben Sie die Sonntagszeitungen gesehen, Professor?«
    »Nein.«
    »Sie sind voll mit Sylvia Furness - Titelseite, Seite drei. Seite fünf … Monk hat gerade angerufen. In der Trinity Road stehen zwei Dutzend Reporter.«
    Ich folge ihr in die Küche, wo sie an den Herd tritt und mit Töpfen und Pfannen zu hantieren beginnt. Ein Sonnenstrahl, der durchs Fenster fällt, lässt das Grau an ihren Haarwurzeln hervortreten.
    »Das ist der feuchte Traum jedes Boulevardreporters. Zwei Opfer - attraktive Frauen aus der weißen Mittelschicht. Mütter. Beide nackt. Geschäftspartnerinnen. Die eine springt von einer Brücke, die andere hängt an einem Baum wie eine Rinderhälfte. Sie sollten sich ein paar der Theorien zu Gemüte führen, die die Journaille entwickelt hat - Dreiecksbeziehungen, lesbische Affären, abgelegte Liebhaber.«
    Sie macht den Kühlschrank auf und nimmt einen Karton mit Eiern, Butter, ein paar Streifen Frühstücksspeck und eine Tomate heraus. Ich stehe noch immer.
    »Setzen Sie sich. Ich mache Ihnen Frühstück.« So wie sie es sagt, klingt es, als stünde ich auf der Speisekarte.
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Für Sie vielleicht nicht - ich bin seit fünf Uhr auf. Wollen Sie Kaffee oder Tee?«
    »Kaffee.«

    Sie schlägt die Eier in einer Schüssel auf und verarbeitet sie mit präzisen, geübten Schlägen zu einem flüssigen Schaum. Auf dem Tisch liegen ein Dutzend aufgeschlagene Zeitungen, und von allen Seiten lächelt mir Sylvia Furness entgegen.
    Die Ermittlung konzentriert sich auf ihre Hochzeitsplanungsagentur Blissful, die jetzt unter Konkursverwaltung steht. Die unbezahlten Rechnungen

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