Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Sie wissen, wie er tickt.«
Ich stehe im Foyer und höre mir all die Argumente an, die sie auflistet, ohne mir Gelegenheit zum Einspruch zu geben. Aus dem Hof rast ein Polizeiwagen mit heulender Sirene, die meine Proteste übertönt.
»Das wäre also entschieden. Entwerfen Sie eine Erklärung. Ich setze eine Pressekonferenz an.«
Die elektrischen Türen gleiten auf, und ich trete hinaus. Der Klang der Sirene ist verhallt und hat nur ein Gefühl von Veränderung und Verlust hinterlassen. In dem Bewusstsein, dass sie mich weiter beobachtet, senke ich den Kopf und lasse meine Arme und Beine schwingen.
32
Überall Blumen - an den Zaun und an Baumstämme gelehnt. In der Mitte des größten Kranzes klemmt ein Foto von Christine Wheeler in einer Plastikhülle.
Darcy trägt ein Kostüm von Julianne und einen schwarzen Wintermantel, dessen Saum beim Gehen beinahe den Boden berührt. Sie steht in einem Kreis auf der anderen Seite des Grabes neben ihrer Tante - die heute Morgen aus Spanien eingetroffen ist - und ihrem Großvater, der, eine karierte Decke über den Beinen, im Rollstuhl sitzt.
Ihre Tante ist eine große Frau, die breitbeinig und stämmig dasteht wie beim Abschlag eines Golfballs und nicht, als wolle sie Beileidsbekundungen entgegennehmen. Der Wind ruiniert ihre Frisur und drückt ihre Haare an einer Seite platt an den Kopf.
Dies ist nicht meine erste Beerdigung, aber sie fühlt sich irgendwie verkehrt an. Die Trauernden sind zu jung. Es sind Christines alte Schulfreundinnen und Kommilitonen. Einige hatten nichts Passendes zum Anziehen im Kleiderschrank und haben sich statt für Schwarz für ein gedämpftes Grau entschieden. Sie wissen nicht, was sie sagen sollen, also stehen sie flüsternd in Grüppchen herum und werfen Darcy bekümmerte Blicke zu.
Alice späht aus dem Schatten ihrer Tante Gloria hervor. Ihr Vater ist aus Genf zurück. Er trägt einen schwarzen Anzug und telefoniert mit seinem Handy. Unsere Blicke treffen sich, ehe seiner nach rechts schweift und er seine Hand auf Alices Schulter legt. Als Nächstes muss er seine Frau beerdigen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es wäre, Julianne zu verlieren. Ich will es mir nicht vorstellen.
Auf der anderen Seite des Friedhofs haben Fernsehteams und Fotografen auf einem Hügel hinter Leitkegeln und Absperrband Position bezogen. Uniformierte Beamte halten sie von den Trauergästen fern.
Safari Roy und Monk stehen Schulter an Schulter und sehen aus wie Sargträger. DI Cray hält sich ein wenig abseits. Sie hat einen Blumenkranz mitgebracht, den sie auf den mit einem Teppich aus Kunstrasen bedeckten, braunen Erdhügel legt.
Ein Leichenwagen fährt leise brummend durch das Tor. Der gewundene Weg liegt tiefer als die umliegenden Rasenflächen, sodass seine Räder zu sehen sind und es scheint, als würde das Fahrzeug auf uns zu schweben.
Juliannes Schulter streift meine, und sie fasst mit ihrer rechten Hand meine zitternde linke. Sie hält sie still, als wollte sie mein Geheimnis wahren.
Ruiz gesellt sich zu uns. Ich habe ihn seit gestern nicht gesehen.
»Wo warst du?«
»Ich hatte was zu erledigen.«
»Möchtest du das vielleicht ein wenig erläutern?«
Er blickt zu Darcy. »Ich habe ihren Vater gesucht.«
»Ernsthaft?«
»Ja.«
»Hat sie dich darum gebeten?«
»Nö.«
»Sie hat ihn nie kennengelernt!«
»Ich meinen Vater auch nicht«, meint er achselzuckend. »Ich dachte, er hätte es vielleicht trotzdem gerne gewusst. Falls sich herausstellt, dass er ein Axtmörder ist, gebe ich Darcy seine Adresse nicht.«
Der Sarg ist mit einer Winde über das Grab gehievt worden. Auf dem polierten Holz türmen sich Blumen. Darcy weint. Ihre Tante wirkt teilnahmslos. Eine Frau legt den Arm um Darcys Schulter. Sie wirkt elend mit rot geränderten Augen. Über einem langen grauen Rock trägt sie einen schwarzen Mantel.
Plötzlich erkenne ich den Mann neben ihr - Bruno Kaufman. Es muss seine Exfrau Maureen sein. Bruno hat erwähnt, dass sie eine Schulfreundin von Christine war, was bedeutet, dass sie auch mit Sylvia zur Schule gegangen ist. Mein Gott, sie hat in etwas mehr als einer Woche zwei Freundinnen verloren. Kein Wunder, dass sie so erschüttert aussieht.
Bruno hebt einen Finger zu einem beiläufigen Gruß in meine Richtung.
Der Pfarrer will anfangen. Seine vor Kälte belegte Stimme trägt nicht weit. Meine Gedanken schweifen weiter über die Gräber und Wiesen hinweg jenseits der Bäume und des Geräteschuppens zu einem Friedhofsarbeiter, der
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