Deine Küsse - heißer als Feuer
sich durchs Haar. „Ich kann mir das alles wirklich nicht erklären. Ich kenne Jeff doch schon so lange, über drei Jahre. Er kann keiner Fliege etwas zuleide tun, das habe ich nie anders erlebt.“
Das tat weh! „Dann glaubst du mir also nicht“, erwiderte sie tonlos. Aber sie hätte damit rechnen sollen und hatte es sich in gewissem Sinn selbst zuzuschreiben. Denn war sie nicht zu schnell wieder bereit gewesen, mit ihm zu schlafen, obwohl sie sich geschworen hatte, nie wieder etwas mit ihm anzufangen? Und hatte sie nicht zu leichtfertig das für bare Münze genommen, was Jeff ihr erzählt hatte? Hatte Guy misstraut und die Rolle des armen Opfers angenommen?
Sie hatten sich beide idiotisch verhalten.
„Ich will damit nicht sagen, dass ich dir nicht glaube“, riss Guy sie aus ihren Gedanken. „Aber fairerweise muss ich Jeff die Gelegenheit geben, seine Version der Geschichte zu erzählen.“
Hatte sie ihn nachdenklich gemacht? Das wäre immerhin schon ein kleiner Erfolg. „Als ich dich vom Flugplatz aus anrief, hast du mir auch keine Gelegenheit gegeben, dir zu erklären, was geschehen war.“
„Ja, weil ich die Umstände kaum kannte.“
„Weil du mich kaum kanntest“, entgegnete sie mit Nachdruck. „Du hast mich nur als Sexspielzeug betrachtet, das zwei Wochen lang nicht aus deinem Bett herauskam.“ Und sie hatte sich unsterblich in ihn verliebt. „Was ist das gegen eine Männerfreundschaft!“
„Du tust ja gerade so, als sei ich sexistisch. Das ist nun wirklich nicht der Fall.“
„Nein? Aber hast du Jeff nicht ganz automatisch mehr geglaubt als mir?“ Sein mögliches Argument, dass er Jeff auch viel länger kannte als sie, schob Avery in Gedanken schnell zur Seite. Sie war unlogisch, was ihr durchaus klar war. Aber im Moment war sie nicht dazu in der Lage, logisch zu denken. Der Hals war ihr wie zugeschnürt, und sie war kurz davor, in Tränen auszubrechen.
„Aber ist dir denn nicht klar, dass nicht Jeff es war, der ohne Erklärung von der Bildfläche verschwunden ist, sondern du?“ Guy atmete ein paar Mal tief durch, um sich zu beruhigen. „Das hat so alles keinen Sinn. Ich glaube, wir sollten uns beide erst mal beruhigen. Zieh deine nassen Sachen aus. Ich bringe den Korb ins Auto.“
8. KAPITEL
Avery duckte sich unter die tief hängenden Weidenzweige, zog ihr nasses Bikinihöschen aus und Slip und Jeans an. Dann richtete sie sich wieder auf und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das zerzauste Haar. Dabei ging ihr die Auseinandersetzung mit Guy nicht aus dem Sinn. Weshalb hatte es ihn so hart getroffen, dass sie ihn einfach verlassen hatte? Damit hätte sie nie gerechnet, denn sie war immer davon ausgegangen, dass sie in seinem Leben keine große Rolle gespielt hatte. Hatte sie seine sorglose Art und Weise, mit ihr umzugehen, sein Vergnügen am Sex und seine immer wieder offensichtliche Bindungsangst falsch interpretiert?
Sie tat die nassen Sachen in ihre Tasche, hängte sie sich über die Schulter und schüttelte dann das Handtuch aus. In Gedanken war sie immer noch bei Guy. Bedeutete sie ihm vielleicht doch mehr? Als ein Zweig knackte, fuhr sie herum.
„Guy?“ Doch es war nicht Guy, sondern ein schwarzer Bär, der sie aus seinen kleinen dunklen Augen neugierig ansah.
Ein junger Bär. Oh Gott, da war sicher auch die Bärenmutter nicht weit. Vor Schreck ließ Avery das Handtuch fallen und ging langsam rückwärts. Der junge Bär schnüffelte an den herunterhängenden Weidenzweigen und schien bisher nicht an Avery interessiert zu sein. Doch dann raschelte es links von ihr, und ein zweiter Bär, etwas größer diesmal, trottete in die grüne Höhle, die von den Zweigen gebildet wurde.
Jetzt kam sicher gleich die Mutter … Averys Herz schlug wie verrückt. Was sollte sie tun? Zwar konnte sie auf die unteren Weidenäste klettern. Aber dann fiel ihr ein, was der Barmann gesagt hatte. Dass einer der Schwarzbären in dem Baum vor dem Gerichtsgebäude gesessen hatte. Also konnten Bären gut klettern, und Mutter Bär würde sie wie eine reife Pflaume vom Baum pflücken.
Der zweite Bär hatte jetzt den Kleinen erreicht und fing an, mit ihm zu spielen. Beide rollten sich über den weichen Boden – und landeten auf Averys Handtuch!
Geht weg! Avery stand wie angewurzelt da und starrte die beiden an, die jetzt anfingen, sich mit dem Handtuch zu vergnügen.
Wo war bloß die Mutter?
Ein lautes Brummen ließ die Jungen die Köpfe heben. Beide sahen in die Richtung, aus der der ihnen
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