Deine Kuesse verzaubern mich
als sie aufstand und unruhig auf und ab zu gehen begann. Nur zu gut konnte er sich vorstellen, wie sie sich fühlte und wie aufgebracht sie sein musste.
„Gleich morgen versuche ich herauszufinden, wo er sich aufhält“, sagte er, um sie ein wenig zu beruhigen. „Normalerweise gibt es eine Menge Auflagen, wenn jemand vorzeitig aus der Haft entlassen wird. Ich wette zum Beispiel, dass Whitman Houston gar nicht verlassen darf.“
Summer warf ihm einen hoffnungsvollen Blick zu. „Meinst du wirklich?“
„Morgen finde ich es heraus“, versprach er und schwieg dann, als er sah, wie sie um Beherrschung rang. Sie war nicht mehr die selbstbewusste Frau, die er während der letzten zwei Wochen kennengelernt hatte. Jetzt sah er in ihren Augen wirkliche Furcht und hörte die Hilflosigkeit in ihrer Stimme – und das gefiel ihm ganz und gar nicht.
Er ging zu ihr und nahm sie in die Arme. Sie begann zu zittern, und die Mauer, die er um sein Herz errichtet hatte, bekam einen Riss. Sie brauchte ihn, und er hatte keine andere Wahl: Er musste einfach für sie da sein.
Erleichtert schlang sie die Arme um ihn, und die Gefühle, die Darius daraufhin durchströmten, kamen völlig unerwartet für ihn. Wenn es sein musste, würde er sie mit seinem Leben beschützen. Er würde nicht zulassen, dass Whitman ihr noch einmal etwas antat.
Vorsichtig richtete er sie auf, um zu sehen, ob mit ihr alles in Ordnung war – aber als sein Blick auf ihre Lippen fiel, war es um ihn geschehen, und Darius küsste sie.
In dem Moment, in dem sich ihre Zungen berührten, überlief ihn ein wohliger Schauer. Er zog sie fester an sich, um das schöne Gefühl der Nähe vollends auszukosten.
Summer spürte deutlich, wie stark Darius erregt war. Solche leidenschaftlichen Küsse voll wildem Verlangen hatte sie bisher mit keinem anderen Mann erlebt.
Sacht neigte er den Kopf, und sie folgte seiner Bewegung. Zärtlich umspielte er ihre Zunge, und Summer wurden die Knie weich. Als er schließlich den Kuss beendete, lehnte sie sich tief seufzend an ihn. Wie sehr hatte sie diesen Kuss und seine Nähe vermisst!
In seinen Armen fühlte sie sich beschützt und sicher. Der Gedanke daran, dass Tyrone nicht mehr hinter Gittern saß, hatte die Angst in ihr geschürt, die sie allerdings krampfhaft zu unterdrücken versuchte. Doch jedes Mal, wenn Summer daran dachte, wie er ihr im Gerichtssaal gedroht hatte, stieg Panik in ihr auf.
„Ich will nicht, dass du heute Nacht hierbleibst. Du kommst mit zu mir, Summer.“
Sie lehnte sich in seinen Armen zurück und sah ihm in die Augen. „Das kann ich nicht, Darius. Mir geht es gut und …“
„Nein, Summer. Denk bitte darüber nach. Ich will dich nicht erschrecken, aber bis wir nicht sicher wissen, dass Whitman wirklich in Houston ist, darfst du auf gar keinen Fall allein hier bleiben. Vielleicht hat er deine Reifen aufgeschlitzt und den Zettel an deine Scheibe geklemmt und kein wütender Ehemann.“
Was, wenn Darius recht hatte? Tyrone war wie besessen von ihr. In seinen Augen hatte Summer ihm unrecht getan, weil sie ihn verlassen hatte. Solange er frei herumlief, wäre sie hier wirklich nicht sicher. „Ich fahre ins Frauenzentrum zurück und schlafe auf dem Sofa in meinem Büro und …“
„Und was, wenn sich im Helping Hands herumspricht, dass du als Beraterin in der gleichen Lage bist wie die Frauen dort? Werden die Frauen nicht jede Hoffnung verlieren, dass in Zukunft für sie alles besser werden kann – wenn herauskommt, dass der Mann, der dich vor sieben Jahren bedroht hat, es heute immer noch tut? Und Erfolg damit hat?“
Während sie ihm zuhörte, schien sich ihr die Kehle zuzuschnüren. Summer wünschte wirklich, sie hätte einen Ort, an den sie fliehen könnte – überallhin, nur nicht zu Darius. Auf so engem Raum mit ihm zusammen zu sein … Summer war nicht sicher, ob sie der Versuchung dann widerstehen konnte.
„Pack ein paar Sachen wenigstens für eine Nacht zusammen. Morgen werde ich ein bisschen rumtelefonieren. Wenn sich herausstellt, dass Whitman brav in Houston geblieben ist, wo ihn die Behörden beaufsichtigen, bringe ich dich wieder hierher zurück. Aber bis dahin bleibst du bei mir, Summer.“
Sie holte tief Luft. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Sie wünschte, dass es sich um ein Missverständnis handelte, es ein furchtbarer Albtraum war und dass sie gleich aufwachen und sich in Darius’ Armen wiederfinden würde – in denen sie nicht so wie jetzt aus Furcht vor Tyrone
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