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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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unkontrolliert.
    »Was soll ich tun?«, fragt er schließlich und klingt dabei wirklich so hilflos wie ein kleines Kind.
    »Oh, Daddy!«, ruft Amy. Mit diesen Worten fliegt sie ihm um den Hals, als hätte er ihr ein eindeutiges Zeichen gegeben. »Bitte, Daddy, ich bin wieder da, nicht mehr traurig sein. Ich bin doch da.« Sie weint an seiner Brust. Endlich schafft er es, die verkrampften Arme um sie zu legen und sie zaghaft an sich zu drücken.
    Evelyn wendet sich mir zu, lächelt mich mit tränenden Augen an – und umarmt mich.
    »Du hast sie gefunden, nicht wahr, Matty? Ihr hattet als Kinder schon diese unglaubliche Verbindung zueinander.«
    Zu einer Antwort komme ich nicht. Sie drückt mich so fest, dass es mir die Luft nimmt, und so erwidere ich ihre Umarmung stumm.
    Genau in dem Moment, als Amy ihren Dad und, nur eine Armlänge daneben, Evelyn mich so eng umarmt – allesamt weinend oder nur sehr knapp davor – fliegt die Tür auf.
    »Hi! Ich bin …« Verdutzt sieht Sam uns an. »… wieder da …«
    Es klingt eher wie eine Frage, so verwirrt ist er von dem Bild, das wir ihm bieten.
    Sam sieht wirklich genauso aus wie Peter; er hat exakt die gleichen geradlinigen Gesichtszüge: das ausgeprägte Kinn mit dem markant tiefen Grübchen, die mandelförmigen Augen, die gleichen schmalen Lippen.
    »Sam!«, rufen Peter und Evelyn wie aus einem Mund und lassen dabei im selben Augenblick von uns ab. Sie werfen erst sich gegenseitig und dann Amy und mir einen warnenden Blick zu.
    Amy sieht ihren Bruder wie versteinert an, während Evelyn es als Erste schafft, sich gedanklich so weit zu befreien, dass sie ihren Sohn heranwinkt. »Komm her, Schatz! Ich möchte dir jemanden vorstellen.«
    Sam kommt nun direkt auf uns zu; seine Augen mustern uns skeptisch.
    »Das ist Matt Andrews, unser ehemaliger Nachbarsjunge«, erklärt Peter ihm, und sofort klappt Sams Kinnlade herunter.
    »
Der
Matt?«, fragt er, ungläubig zwischen seinen Eltern hin- und herblickend.
    »Ja,
der
Matt«, erwidere ich ein wenig verlegen und strecke ihm dann meine Hand entgegen. Eine zweifelhafte Berühmtheit, die mein Name in diesem Dörfchen wohl erlangt hat.
    »Oh, Mann, ich muss dich so viel fragen.« Mit beiden Händen greift er nach meiner Hand und schüttelt sie stark und fest. Er scheint ähnlich temperamentvoll zu sein wie seine Schwestern.
    Genauso direkt, unverblümt und offen sieht er mir nun in die Augen – und sofort ist er mir sympathisch.
    »Sammy, mach langsam, Junge.« Peter legt ihm beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
    »Nein, Mr Charles, lassen Sie ihn nur«, wehre ich ab, plötzlich wieder förmlich beim
Sie
angelangt.
    »Ich kann mir vorstellen, wie es sein muss, ein Leben lang so viele unbeantwortete Fragen mit sich rumzuschleppen.«
    Die anderen verstehen die Doppeldeutigkeit meiner Worte.
    Sam nicht. »Wirklich?«, fragt er mit weit aufgerissenen Augen. »Ich darf dich alles fragen? Das ist … großartig. Danke!«
    »Sam, hier ist noch jemand, den ich dir vorstellen will.« Evelyn stockt, offensichtlich in Unsicherheit, wie sie Amy nun vorstellen soll. »Das hier ist …«
    Amy selbst ist es, die sofort einspringt, als sie das Schwanken in der Stimme ihrer Mutter bemerkt. Sie tritt neben mich und streckt Sam die Hand entgegen.
    »Hallo! Ich bin Julie, Matts Freundin. Ich freue mich sehr, dich kennenzulernen, Sam.« Sie strahlt, und Peter und Evelyn atmen erleichtert auf. Amy hat weder gelogen, noch hat sie Sam zu viel Wahrheit unterbreitet. Und sie hat ihre Auffassung klargemacht. Nichts überstürzen, alles zu seiner Zeit.
    Für den Anfang ist es mehr als genug, dass Peter und Evelyn eingeweiht sind, und es ist fast unbegreiflich, dass sie uns wirklich glauben. Denn trotz all dieser Beweise und der großartigen Bilder, die Amy schon gemalt hat, noch bevor sie dazu imstande war, sich dauerhaft aus ihrer Scheinwelt zu befreien, wissen wir beide nur zu gut, wie unglaublich sich diese Geschichte – unsere Geschichte – anhören muss.
    Sam schüttelt Amys Hand relativ lange und sieht sie dabei eindringlich an. »Sag mal, kennen wir uns irgendwoher?«, fragt er unerwartet.
    Amy zuckt mit den Schultern. Sie lacht; es wirkt befreit und sogar ein wenig vergnügt. »Keine Ahnung. Möglich ist alles!« 

[home]
XXI. Kapitel
    A n diesem Abend liegen wir uns noch lange in dem breiten Hotelbett gegenüber. Amy strahlt! Mit ihren Fingerspitzen streichelt sie mein Gesicht. Immer wieder fährt sie dabei sanft über meine Narbe –

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