Deine Seele in mir /
aber alles andere als friedlich vor mir liegt. Ich fühle, dass es ihr nicht gutgeht, doch ich kann nichts tun, und das lässt mich fast verrückt werden. »Sie ist mein Ein und Alles, Mary!«, schluchze ich plötzlich auf.
Sofort schließt Mary ihre Arme um mich. »Ist ja gut. Ich weiß, wie sehr du sie liebst, Matt. Ich weiß es! Und es wird alles gut werden. Wir müssen bloß herausfinden – wie.«
Sie streicht mir die Haare aus der Stirn, doch dann entgleist ihr Gesichtsausdruck. »Matt, du glühst ja! Oh, mein Gott, du hast Fieber.« Sofort, und ohne auf meinen abwehrenden Kommentar einzugehen, ruft sie nach Kristin, die ihr kurz darauf ein Fieberthermometer bringt.
»Viel zu hoch«, ruft Mary erschreckt aus, als das Ding unter meiner Zunge endlich piept.
»Oh, mein Gott!« Kristin reibt über ihre Augen.
Sie sieht schrecklich abgespannt aus. Schlimm, dass auch ich ihr jetzt noch Kummer bereite. »Ich mache dir das Gästebett fertig«, beschließt sie kurzerhand.
»Ich will bei Amy bleiben!«, protestiere ich.
»Du
kannst
aber nicht bei Amy bleiben. Du steckst sie womöglich noch an«, erklärt Mary mir streng, wie einem kleinen Kind. Sofort verglimmt der Funke meines Aufstands wieder. Richtig, daran hatte ich nicht gedacht.
»Also los, raus hier«, ordnet Mary an und nickt in Richtung der Tür.
Ich streiche Amy noch einmal über die langen braunen Locken und verlasse dann auf zittrigen Beinen das Zimmer.
Mir wird abwechselnd heiß und kalt, und am späten Nachmittag dieses Tages muss ich mich übergeben. Warum bin ich
jetzt
krank? Warum ausgerechnet
jetzt,
wo Amy mich doch braucht?
Mary, die an meiner Seite bleibt und zwischendurch auch immer wieder nach Amy schaut, scheint die Antwort zu kennen.
»Du bist vor lauter Kummer und Sorge um Amy krank geworden«, erklärt sie mir in einem so überzeugten Ton, als hätten die renommiertesten Studien zu diesem Ergebnis geführt.
Meinem skeptischen Blick hält sie fast schon trotzig stand. »Denk doch mal nach, Matt! Glaubst du denn wirklich, dass Amys Krankheit an Weihnachten reiner Zufall war? Es ist mir zwar erst später aufgegangen, aber es ist doch eindeutig, dass sie krank wurde, weil sie befürchtete, dich verloren zu haben. Irgendetwas davon, dass du bei dem Anblick ihres Bildes aufgesprungen und einfach getürmt bist, bekam sie mit. Und sie hatte große Angst um dich. Aus genau demselben Grund bist nun auch du krank geworden. Aus Sorge um sie. Aber du darfst dich selbst nicht vergessen, Matty! Amy braucht dich. Und krank hilfst du ihr nicht.
Also, ich gehe jetzt nach Hause. Wenn ich morgen wieder vorbeikomme, dann möchte ich, dass es dir viel besser geht. Verstanden?«
Sie erwartet keine Antwort, und ich bin auch nicht in der Lage, ihr mehr als ein müdes Lächeln zu geben. Stumm küsst sie mich auf die Stirn, presst noch einmal den kalten Waschlappen auf meine Schläfen und wünscht mir eine gute Nacht.
Und wirklich, ich schaffe es, ein paar Stunden zu schlafen – wenn auch von wilden Fieberträumen geplagt. Abrupt jedoch erwache ich, aufgeschreckt durch ein eigenartiges Geräusch, das aus Amys Zimmer kommt.
Ich brauche ein paar Sekunden, um es einordnen zu können. Es ist ein Würgen – Amy erbricht sich.
Panik erfasst mich, doch als ich aufspringen will, um nach ihr zu sehen, fühle ich, wie meine Beine wegsacken und mir schwarz vor Augen wird. Gerade noch rechtzeitig schaffe ich es, mich langsam auf den Fußboden zu legen. Da höre ich Kristin, die Amy leise und beruhigend zuredet.
»Verdammt, sie hat sich bei Matt angesteckt«, schimpft Tom.
Seufzend hieve ich mich hoch und lasse mich zurück auf das Gästebett fallen. Momentan scheine ich alles falsch zu machen.
Mary sieht in den kommenden Tagen immer wieder nach uns. Während es mir zumindest körperlich zunehmend besser geht – Marys Worte haben ihre Wirkung nicht verfehlt – hält sich Amys Zustand stabil auf einem miserablen Niveau.
Sie hat zwar kein Fieber, doch sie erbricht sich mehrmals täglich. Es wirkt eigenartig mechanisch, wenn sie das tut. So, als ob sich ihr Körper gegen etwas wehrt, dem sie jedoch keine weitere Bedeutung zuschreibt. Die verabreichten Medikamente verfehlen eines nach dem anderen ihre Wirkung. Von einigen Tropfen und Pillen scheint es nur noch schlimmer zu werden. Als nach gut zwei Wochen noch immer keine Besserung ihres Zustands eingetreten ist, machen wir uns alle enorme Sorgen um Amy.
»Das ist doch nicht normal! Ich kümmere mich morgen um
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