Deine Seele in mir /
Situation bestimmt alles andere als einfach für sie ist.«
Amy nickt. Ihr Blick sucht meinen. »Du weißt, was als Nächstes kommt, oder, Matty?«
Ja, ich weiß es. Und doch, allein dieser Satz aus ihrem Mund schnürt mir den Magen ein, und ich bekomme für einen Augenblick nicht genügend Luft, um ihr zu antworten.
Es ist immer wieder dieselbe Reaktion, mit der mir mein Körper deutlich zu verstehen gibt, dass es eine seelische Barriere in mir gibt, die es nach wie vor zu überwinden gilt. Es ist dieselbe Reaktion, die sich immer in mir zeigt, wenn ich an das kleine Dorf namens Saint Toulouse und an seine Einwohner erinnert werde.
Amy bemerkt mein verkrampftes Verhalten sofort. Sie kommt auf mich zu und umschlingt mich fest mit beiden Armen.
Sofort, als läge Magie in ihrer Berührung, löst sich der Knoten in meiner Brust. Ich kann wieder frei atmen.
»Ich bin bei dir, Matty. Aber du weißt so gut wie ich, dass wir zurück müssen. Auch ich habe Angst davor. Aber es ist an der Zeit.«
Erst Sekunden später fällt mir wieder ein, wie man nickt.
Seit wann ist sie diejenige, die dich stützt?, frage ich mich erstaunt.
Ich schließe meine Arme um Amy und drücke sie – als bräuchte ich die Bestätigung, dass sie wirklich, wirklich da ist – fest an mich.
Zwei Stunden später sitze ich in meinem Auto – allein. Es ist ein komisches Gefühl, so ohne Amy und ihr fröhliches Geplapper zu sein. Dennoch, momentan brauche ich dringend eine andere Art der Unterhaltung. Meine Gedanken, tausende davon, wie es scheint, drohen, mich aufzufressen.
Im selben Moment, als Amy ihre Arme von mir löste, waren all meine Ängste und Zweifel wieder da, und ich kenne nur eine Person, die mir – außer ihr – nun weiterhelfen kann. Ein Tastendruck auf mein Handy reicht. Das Rufzeichen ertönt nur zweimal, schon höre ich ihr freundliches »Ja, bitte.«
»Mary! Hallo, ich bin’s, Matt. Ich weiß, es ist schon spät, aber ich würde gerne mit dir sprechen. Können wir uns treffen?«
»Sicher. Ist alles klar bei dir?«
»Ähm ... Ja, ich glaube schon. Ich brauche bloß deinen Rat. Kann ich zu dir kommen, jetzt gleich? Ginge das?«
»Natürlich.«
»Gut, dann komme ich rauf.«
»Du kommst
rauf
?«
»Ja, ich stehe unten, vor deiner Haustür.«
»Oh! Na, wie gut, dass du so gar nicht spontan bist – und dass ich nicht den wirklich weltunsexysten Pyjama trage. Na los, dann komm mal hoch.«
Mit einem Seufzen schließe ich den Ford ab und überquere die breite Straße. Das Surren des Türöffners erklingt nur eine Sekunde, nachdem ich geklingelt habe. In großen Schritten steige ich die Treppe empor, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, bis in den zweiten Stock, wo Mary mich bereits erwartet.
»Hi!« Ihr Lächeln wirkt ein wenig schüchtern; mit verschränkten Armen steht sie im Türrahmen.
Ich weiß nicht, was sie hat, denn sie sieht wirklich bezaubernd aus. Gut, dieser gelbe Pyjama mit dem Kätzchen-Druck ist nicht unbedingt der letzte Schrei, doch Mary selbst – wie sie da steht und sich verlegen die blonden Locken hinter die Ohren streicht – sieht bezaubernd aus.
»Hallo«, erwidere ich und beuge mich vor, um sie an mich zu drücken.
Mary schlingt ihre Arme um meinen Hals. Das erleichterte
Endlich!
ihres Körpers ist überdeutlich zu spüren. Ihre Hände vergraben sich in meinen Haaren, als sie mich zu sich herabzieht und sanft küsst.
»Ich hab dich so vermisst«, flüstert sie mir ins Ohr und streift mir dabei die Jacke von den Schultern.
»Ich dich auch.«
Es stimmt, ich habe sie wirklich vermisst. Ich brauche unbedingt jemanden, mit dem ich über all die Ereignisse der vergangenen Tage sprechen kann. Noch immer habe ich diesen positiven Schock von Amys Rückkehr nicht verarbeitet, noch immer wirkt alles so surreal.
»Was trinkst du?«, möchte Mary wissen. Ich entscheide mich für ein Bier.
Als sie in ihrer Küche verschwindet, habe ich einige Sekunden Zeit, mich in ihrer Wohnung umzusehen. Ich bin zuvor noch nie hier oben gewesen. Bisher hatten wir uns immer vor der Haustür verabschiedet.
Beim Anblick ihres Wohnzimmers schäme ich mich noch im Nachhinein für das, was ich ihr als meine Wohnung präsentiert habe. Alles ist sehr stilvoll und gemütlich eingerichtet. Mary ist extrem ordentlich, aber das weiß ich ja schon länger, von der Arbeit. Helle, freundliche Farbtöne dominieren den kleinen Raum. Blickdichte Vorhänge verhüllen die bodentiefen Fenster, und auf der cremefarbenen Couch liegen
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