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Deine Spuren im Sand

Deine Spuren im Sand

Titel: Deine Spuren im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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Verkäuferin keine Minute länger als nötig an meiner Zahlungsfähigkeit zweifeln musste – und ertappte sie dabei, wie sie meine Einkäufe gerade wieder ins Regel sortierte. Mit so erstaunten Augen sah sie mich an, dass mein Selbstbewusstsein schlagartig aus der Zeit zurückkehrte, in dem es gerade siebzehn geworden war. Verwundert wie eine erfolgreiche Frau, die mitten im Leben steht und über jeden Zweifel erhaben ist, registrierte ich, was sie tat. »Ich hatte Ihnen doch gesagt, dass ich nur schnell Bargeld holen will.«
    Ihre Verlegenheit tat mir gut. Und vor allem gefiel mir, dass es in ihren Augen auch jetzt kein Erkennen gab. Dabei musste ich mir selbst in diesem Augenblick sehr ähnlich sein.
    Mit fliegenden Fingern und unter vielen hervorgehaspelten Entschuldigungen suchte sie alles, was ich zuvor ausgewählt hatte, wieder hervor, packte es in eine besonders exklusive Einkaufstasche und legte zu den vielen Proben, die sie mir sowieso hatte gönnen wollen, noch einen Puderpinsel, einen Selbstbräuner und ein Make-up-Schwämmchen. Damit war mein guter Ruf als Kundin dieser Parfümerie derart eindrucksvoll wieder hergestellt worden, dass ich völlig vergaß, der Verkäuferin noch mit der schnellen Entscheidung für ein Luxus-Parfüm zu imponieren. Zufrieden trat ich trotzdem auf die Friedrichstraße zurück und war froh, noch eine Menge Bargeld in der Tasche zu haben. Die Kreditkarte konnte ich getrost im Hotelsafe einschließen. Das Risiko, sie zu benutzen, war viel zu groß.
    Beschwingt ging ich auf der anderen Straßenseite in die Badebuchhandlung, sah dem Buchhändler gerade ins Gesicht, der mich durch seine kleinen Brillengläser aufmerksam musterte, und schaffte es, seinem Blick standzuhalten, während ich ihm erklärte, mit welcher Lektüre ich meinen Aufenthalt auf der Insel angenehmer gestalten wollte. Als ich mit zwei Sylt-Krimis aus einer Krimi-Reihe, die der Buchhändler mir empfohlen hatte, wieder vor die Tür trat, fühlte ich mich stark genug, nach Keitum zu fahren. Neue Klamotten konnte ich mir später kaufen.
    Piet Röder empfing ihn mit einer freundlichen, geradezu höflichen Begrüßung, was Berno sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Wenn sein Chef freundlich oder sogar höflich war, erwartete er etwas, was weit über die Ansprüche eines Chefredakteurs an seine Mitarbeiter hinausging. Berno war also auf der Hut, als er sich zu Piet Röder setzte.
    Zum Glück hielt sich sein Chefredakteur nie mit langen Vorreden auf. »Die Funke wird gejagt«, sagte er. »Nicht nur von der Presse, sondern auch von Konrad Kipps Anwälten und vor allem von den Leuten des Prinzen. Wenn die wieder auftaucht, ist sie entweder steinreich oder am Ende ihrer Karriere. Beides ist ein gefundenes Fressen für uns.«
    Berno behielt seine Rolle bei. »Prinz? Was für ein Prinz?«
    »Der Prinz von und zu Salenburg«, antwortete Piet Röder mit einer Betonung, die verriet, dass ein Adelstitel zu dem wenigen zählte, was ihn beeindruckte. »Emily Funke hat in der Talkshow … vor laufenden Kameras … in einer Life-Sendung … derart unerwartet, dass die Technik keine Tonstörung mehr produzieren konnte …« Piet Röder schnappte nach Luft, als hätte er sich mit dieser Aufzählung überfordert. »Sie hat klar und deutlich gesagt, Konrad Kipp hätte ein Verhältnis mit der hochwohlgeborenen Gattin des Prinzen. Und das, wo gerade bekannt geworden ist, dass deren Tochter sich mit einem Verwandten der Queen verloben will. Der Prinz platzt seitdem vor Stolz. Er soll sogar schon eine Einladung der Queen zu einer Sommerparty auf Balmoral Castle erhalten haben, weil er sich nun quasi zur englischen Königsfamilie zählen darf.«
    »Und nun wird er wieder ausgeladen?«, fragte Berno.
    Piet Röder nickte. »Todsicher! Seine Frau Gemahlin ist unten durch. Wie der Verlobte ihrer Tochter reagieren wird, ist noch nicht raus. Aber selbst, wenn er die Verlobung nicht löst – mit Einladungen von der Queen kann der Prinz nicht mehr rechnen.«
    »Und Konrad Kipp?«
    »Der hat natürlich alles abgestritten! Aber die Funke hat so ein Lächeln aufgesetzt …« Piet Röder sah ins Deckenlicht und blinzelte mit den Augen. »So ein Lächeln … also, da wusste jeder, dass sie nicht nur recht hat, sondern sogar Beweise!« Röder rieb sich die Hände. »Diesem Großkotz gönnt es jeder! Das Publikum und jeder einzelne in der Branche erst recht.«
    »Und seine Anwälte sind hinter Emily Funke her, um herauszubekommen, ob sie wirklich Beweise

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