Deine Spuren im Sand
hat?«
Röder nickte. »Und die Anwälte des Prinzen wollen erreichen, dass sie die Behauptung zurücknimmt.«
»Indem sie ihr viel Geld bieten«, ergänzte Berno.
»Vermutlich! Schau’n wir mal, wie charakterfest sie ist! Und wie viel Rückgrat sie hat!«
Sehr viel, dachte Berno bei sich, und sehr viel Charakter. Wer es sich mit ihr verdirbt, hat keine Chance, und wer nicht genauso charakterfest ist wie sie und nicht genauso viel Rückgrat hat, ist bei ihr unten durch. So wie Berno Kaiser, von dem sie sich verraten fühlte.
»Aber das Wichtigste ist natürlich: Wohin ist sie geflohen?«, fuhr Röder fort. »Sie hat das Studio Hals über Kopf verlassen, weil ihr anscheinend aufgegangen war, was sie da angezettelt hatte. Danach ist sie nicht mehr gesehen worden. In ihr Hotel ist sie nicht zurückgekehrt, in ihr Apartment auch nicht. Vor dem Haus, in dem sie wohnt, lungern seit gestern Abend so viele Journalisten herum, dass sie da unmöglich unerkannt reingekommen sein kann. Einer unserer Leute hat die ganze Nacht in der Tiefgarage verbracht, aber ohne Ergebnis. Der sitzt da immer noch in seinem Auto mit der Kamera im Anschlag, aber bisher hat er nichts Auffälliges bemerkt. Ein anderer hockt vor der Tür von Funkes Agentin. Die behauptet zwar, sie wisse nicht, wo Emily Funke steckt, aber das glaubt ihr kein Mensch. Sie wird auf Schritt und Tritt verfolgt. Wenn sie sich heimlich mit der Funke trifft, haben wir sie.«
Röder begann mit einem Kugelschreiber zu spielen, der auf seinem Schreibtisch lag. Höchste Alarmstufe! Wenn Röder seinem Gegenüber nicht mehr ins Gesicht sah, folgte bald eine sehr unangenehme Frage, das wusste Berno zur Genüge.
Aber der Chefredakteur schien den Weg zu dieser Frage erst gründlich bereiten zu wollen. »Zu blöde, dass schon Redaktionsschluss war, als die Talkshow lief! Aber wir werden mit der Schlagzeile natürlich nicht bis Montag warten. Heute Nachmittag schon werden die Straßenhändler mit einer Sonderausgabe rumlaufen! Die wird man uns aus den Händen reißen. Und morgen …« Nun sah Röder auf und zog die Mundwinkel nach außen. Kein Zweifel, er wollte Berno mit einem Lächeln bestechen. »Morgen haben wir vielleicht eine Meldung, die sonst keiner im Blatt hat.«
»Und die wäre?«, fragte Berno, der sich immer unwohler fühlte. »Hat Ihr geheimnisvoller Informant, der die Urlaubsadresse von Emily Funke kannte, wieder einen Tipp?«
Röder überhörte die Spitze. »Ich weiß, dass einige von der Konkurrenz schon mit schussbereiten Kameras vor dem Hotel in Thailand stehen«, sagte er nachdenklich. »Ich frage mich, ob es Sinn hat, auch jemanden dorthin zu schicken.«
Berno hob die Schultern und ließ sie ausdrucksvoll wieder fallen. Dazu wollte er sich nicht äußern. »Fragen Sie doch Ihren Informanten«, sagte er stattdessen.
»Da frage ich doch lieber Sie«, schoss Röder zurück und schien nun endlich den direkten Kurs einschlagen zu wollen. »Sie kennen Emily Funke am besten.«
»Wie kommen Sie darauf?«
Piet Röder winkte ab. »Hören Sie auf, mir was vorzumachen. Ich weiß, dass zwischen Ihnen und der Funke was läuft. Oder was gelaufen ist! Sie haben oft genug mit ihr telefoniert. Heimlich, dachten Sie. Aber in meiner Redaktion führt keiner stundenlang private Gespräche mit einem Star, ohne dass ich es merke! Sie waren es auch, der mit ihr in Thailand Urlaub machen wollte! Meinen Sie, ich hätte den Reiseführer auf Ihrem Schreibtisch nicht gesehen? Und Sie haben gerade zu der Zeit Urlaub beantragt, in der die Funke in Thailand sein wollte.«
»Zufall«, sagte Berno.
Aber Röder schüttelte den Kopf. »Kein Zufall! Ich habe Sie auch einmal aus ihrer Garderobe kommen sehen. Das war, als sie ihr Konzert in der Köln-Arena gab. Und außerdem habe ich beobachtet, wie Sie zusammen mit ihr in das Haus gingen, in dem sie ihr Apartment hat. Sie scheinen gut küssen zu können, Kaiser! Die Funke hing jedenfalls an Ihren Lippen, als hätte sie sich festgesaugt.«
Berno saß mit offenem Munde da. »Dann muss ich mich ja bedanken«, brachte er schließlich hervor, »dass ich mich noch nicht in einer Schlagzeile wiedergefunden habe.«
»Stimmt!« Röder nickte. »Ein bisschen Dankbarkeit stünde Ihnen gut zu Gesicht. Ich habe mich schon darüber geärgert, dass ich so diskret mit Ihnen umgesprungen bin. Hätte ich geahnt, dass die Liebe so schnell vorbei sein würde, wäre ich schneller gewesen. Aber ich dachte …«
»Sie dachten?«
»Ich dachte, ich bewahre
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