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Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Deine Stimme in meinem Kopf - Roman

Titel: Deine Stimme in meinem Kopf - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deuticke
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angestrengt.
    »Man könnte doch auch eine Boygroup mit psychiatrischen Störungen auf die Beine stellen ... die Manisch-Depressiven, die mit körperdysmorphen Störungen, kurz KDS genannt ...«
    »Genau, und die Zwangsneurotiker.«
    »Und wenn es ein Spin-off wäre, wie
Die Colbys
von
Denver-Clan
...«
    »Was ist denn das?«
    »Ja, von
Denver-Clan
gab es die Spin-offs
Die Colbys
oder
Dynasty
II
oder
Das Imperium
. Jedenfalls könnten sie dann ein Spin-off mit nicht klassifizierbaren Phobien wie zum Beispiel Angst vorm Tanzen bringen.«
    »Das nennt sich Chorophobie.«
    »Okay, dann mit Angst vor sich selbst.«
    »Heißt Autophobie.«
    »Wow. Es gibt für alles einen Namen!«
    »Ja, so ziemlich.«
    Ich schniefe, als überlegte ich noch, was ich als Nächstes sagen soll, dabei weiß ich es genau.
    »Und ... was bin ich?«
    »Es ist nicht immer nützlich, alles zu klassifizieren.«
    Er notiert etwas.
    »Nein, im Ernst. Was bin ich?«
    Wieder lächelt er mich an.
    »Sie sind Emma.«
    Das ist der richtige Moment, um zu erwähnen, dass ich, seit ich acht Jahre alt war, etliche Psychiater und Therapeuten ausprobiert habe. Das liegt uns Juden im Blut, als Intellektuelle, als Bourgeois vielleicht;
vielleicht
haben wir es echt im Blut, weil wir uns psychiatrisch gesehen einfach unwohl fühlen.
    Bestandsaufnahme: Therapeuten, zu denen ich ohne Erfolg gegangen bin, bevor ich Dr. R fand:
    1 ungarische Therapeutin (unselige Erinnerungen an Cloris Leachman als Frau Blücher in
Frankenstein Junior
)
    1 perfekt frisierte Blondine, deren Praxis genau neben dem Haus lag, das wir uns nicht leisten konnten (unselige Erinnerungen an Catherine Deneuve in
Belle de Jour
; gelangweilte Hausfrau, die nebenher nicht als Prostituierte, sondern als Psychotante arbeitet. Anmerkung für mich selbst: gute Idee für einen Film)
    1 Jüdin mit besten Absichten (unselige Erinnerungen an die Großtanten, denen ich Dankesbriefe schreiben musste, nachdem sie mir kratzige Sachen geschickt hatten. Pawlows Hund sagt: Ich hatte während den ganzen Sitzungen Juckreiz)
    Wozu braucht eine Achtjährige eine Therapie? Nun, jeder, der eine haben kann, sollte zugreifen. Hat meine Mutter gesagt, wie ich noch weiß. Außerdem war ich verrückt. Nein. Ich hatte Ärger. Ich stand kurz davor, von der Schule zu fliegen.
    Das aufzuschreiben, fällt mir nicht leicht – dass der Beginn meines steinigen Pfads zum »Wohlbefinden« unter Zwang geschah und ich als »böses Mädchen« hingeschickt wurde. Außerdem wurde ich zu Unrecht beschuldigt. Wirklich wahr! Ich war’s nicht. Ich wollte es tun, das stimmt. Aber dann habe ich gekniffen. Ella war’s. Und ihre Mutter gab mir die Schuld. Ich sagte zu Ella, wir sollten Lucy einen obszönen Brief schreiben und so tun, als sei er von einem Jungen aus der Klasse über uns. Wörtlich schrieb ich: »Komm nach dem Unterricht in die Bücherei! Will dich wieder ficken.« Ja, ich hab’s geschrieben, aber dann bekam ich Schiss. Ella stibitzte den Zettel aus meiner Schultasche und legte ihn auf Lucys Platz. Die Direktorin ließ die Schrift analysieren. Ich schwöre bei Gott, dass sie drauf und dran war, die Polizei zu holen.
    Kürzlich habe ich meine Eltern gefragt, ob sie wussten, dass ich es nicht war. »Nein, woher auch?« Warum hatte ich es früher nie angesprochen? Nun, solche Sachen verlieren irgendwann an Bedeutung, ist es das? Oder liegt es daran, dass wir in die Rollen schlüpfen, die man uns zuweist, weil wir froh sind, eine Rolle zu haben, auch wenn sie wenig schmeichelhaft ist? Und obwohl ich mich ungerecht behandelt fühlte, war ich irgendwie auch dankbar, dass ich mir nicht selbst über mich klar werden musste, weil sie mir diese Entscheidung abgenommen hatten. Jedenfalls wurde ich zur ersten Therapiestunde meines Lebens geschickt, um mich besser zu verstehen. Was aber nicht geschah. Nicht in diesem Alter. Das Beste an diesen Sitzungen war der Schoko-Brownie, den Mum mir auf dem Weg dorthin immer kaufte.
    In der Klasse erzählte ich, ich würde Hebräischstunden nehmen, was ein kurioser Einfall war, da meine Schwester und ich die einzigen Juden an unserer Schule waren. Als wollte ich mich noch mehr als Außenseiterin abstempeln. Doch ich aß brav meinen Brownie und starrte auf die orthopädischen Schuhe der Therapeutin. Irgendwann fanden alle, dass ich Fortschritte machte, und ich wurde sogar zu einer Party eingeladen. Mum kaufte mir extra ein neues Kleid, für eine Party, zu der das Mädchen mich einladen
musste
, weil

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