Deine Stimme in meinem Kopf - Roman
Geschichte, mit der ich mich zwanghaft beschäftige, handelt von Bob Dylan, der die Violonistin Scarlet Rivera mit ihrem Geigenkasten auf der Straße sieht und sie spontan fragt, ob sie nicht mit ihm ins Studio kommen wolle. Das Album
Desire
kommt im Jahr meiner Geburt heraus. Violinen bei einer Revolution. Ikonen, die ihre Frauen zum Bleiben bewegen wollen, andere, die sie zum ersten Mal verführen. Manchmal ist es Bob Dylan, der in meinem Kopf tot und in einer Pose wie Jesus Christus in den Händen der CIA endet. Che dagegen konvertiert für kurze Zeit zum Christentum und schreibt ein erfolgloses Drehbuch.
Vielleicht liegt es daran, dass ich manisch bin, aber ich kann Leute herbeibeschwören. Nachdem ich eine Woche lang nonstop
Desire
gehört habe, sehe ich Bob Dylan auf den Straßen von Downtown New York.
Zu meiner großen Soho-Wahlparty haben SB und ich zusammengerufen: Ohio-Mike und seine Freunde Ohio-Bob und Ohio-Joe. Sie sind alle drei großgewachsene, kräftige Kerle, die wie Bierdosen auf Beinen aussehen. Sie arbeiten alle mit den Händen und besitzen ihre eigenen Werkzeugkästen und Bohrmaschinen. Männer wie sie kannte ich früher nicht. Ich bin mehr an die Londoner Boys gewöhnt, mit ihren schmalen Krawatten und Körpern. Oder an die birnenförmigen Juden aus meiner Verwandtschaft. Und sie kannten ihrerseits keine Mädchen wie mich. SB ahnt, dass diese Wahl nicht gut ausgehen wird, und sie setzt sich in eine Ecke und liest Philip Roth.
Keiner dieser Jungs hat es nötig oder will, dass Gott und der Teufel um seine Seele ringen. Himmel, ich habe so viel Kampflust in mir und keinen, dem ich sie zuwerfen kann. (Eine Art Völkerball. Denn wenn ich wenigstens jemanden mit meiner Liebe retten könnte, könnte ich mich ducken.)
Was das betrifft, bin ich eine widerliche Angeberin.
»Wenn Bush es schafft, schmeiße ich meine Schuhe aus dem Fenster«, verkünde ich, weil ich mich nicht genügend beachtet fühle.
Das Endergebnis steht wegen Florida noch nicht fest, und deshalb werfe ich nur einen Schuh aus dem Fenster – was ich wie so viele meiner manischen Entscheidungen augenblicklich bereue. Der TiVo Personal Video Recorder ist noch nicht erfunden, und doch ist mein Leben schon jetzt voller TiVo-Momente: Sorry, kann ich bitte kurz zurückspulen? Machen wir diese Sequenz rückgängig. Ist gar nicht passiert!
Ich sehe meinen knöchelhohen Nike im Schnee hinter irgendeiner Gartenmauer liegen, so nah und doch so fern. Mit meinem einen Turnschuh gehe ich nach Hause, und der Schnee ist derselbe graue Matsch wie ein Parlament ohne klare Mehrheitsverhältnisse. An der Ecke Bleecker Street und 6th Avenue sehe ich Susan Sarandon auf einem Roller auf mich zurasen. Ich habe sie noch nie getroffen, aber sie ist ein Teil der Nonsens-Welt meines Vaters. Wenn man Dad eines seiner Pommes frites vom Teller stibitzt, ruft er: »Oi! Die wollte ich für Susan Sarandons Seance aufheben!« Auf seiner Website
jeffrey-friedchicken.com
findet man eine unvollständige Bestandsaufnahme anderer Dinge, die für den großen Tag aufbewahrt werden (ein Exemplar des
Independent
, ein Twinkie-Törtchen, Ron Howard).
Ich beobachte Susan Sarandon, so elegant auf ihrem Scooter und in ihrem Leben. Da ich ständig nach Möglichkeiten suche, die Kontrolle über meine vielen Sorgen an jemanden abzugeben, egal wen, halte ich sie kurz entschlossen an. Und ohne mich vorzustellen, frage ich sie: »Susan? Wie zum Teufel sollen wir vier Jahre George Bush durchstehen?«
Wir sind im Jahr 2000, deshalb ahne ich nicht, wie schlimm es wirklich werden wird. Sie bremst ihren Roller ab und mustert mich.
»Nun, wir haben die erste Amtszeit überlebt. Da schaffen wir auch die zweite.«
Sie hat dieselbe beruhigende Art wie Dr. R.
Susan mit ihrem Snowscooter hilft mir, bis zur nächsten Sitzung durchzuhalten.
9. Kapitel
Ich habe mich wie eine Katze auf dem Ledersessel zusammengerollt. Dr. R lehnt in seinem Sessel wie eine elegantere Katze. Ich lächle ihn an, er lächelt zurück und kritzelt in sein Notizbuch.
»Was schreiben Sie da?«
»Ich mache mir nur ein paar Notizen.«
»Über mich?«
Er verdreht die Augen. »Ja, über Sie.«
»Zeichnen Sie mich?«
»In gewisser Weise ja.«
Wenn Dr. R in einer Boygroup wäre, wäre er sicher der Frechste.
»Wenn Sie in einer Boygroup wären, wären Sie sicher der Frechste.«
»Wie bitte?«
»Ja, jeder von den Jungs verkörpert einen anderen Typ. Es gibt den Frechen, den Naiven, den Toughen!«
Ich überlege
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