Deine Stimme in meinem Kopf - Roman
Oberkörper hin und zurück, total verrückt und katholisch und sich selbst kasteiend.
Als sich unsere Beziehung aufzulösen beginnt, lassen wir es geschehen. Er will in Amerika keine Kinder großziehen, ich schon. Ich komme bei ihm nach dem Ozean erst an zweiter Stelle; es ist eine Religion, die ich nicht verstehe und die ich ihm verüble. Es ist die leichteste, sanfteste Trennung, die man sich vorstellen kann. Wir machen einen Campingausflug in den Redwoods-Nationalpark im Norden von Kalifornien. Wir fahren nicht dorthin, um Schluss zu machen, oder vielleicht doch. Wir besuchen die Henry Miller Memorial Library. Wir essen wahnsinnig tolle Pancakes. Wir halten Händchen. Dann fragt er mich, ob ich mit ihm zusammenbleiben will, und ich sage nein. Dann stelle ich die Gegenfrage, und er sagt, er fände auch nicht, dass wir zusammenbleiben sollten. Ich weine mir die Augen aus, weil er so lieb ist, und wir fahren wieder an die Küste, halten Händchen und hören Neil Young.
Er wartet, bis ich mal nicht da bin, um seine Sachen zu packen, und hinterlässt mir einen Brief, der so schön ist, dass ich finde, so etwas gar nicht verdient zu haben:
Emma, ich werde für immer dankbar sein, dass du in meinem Leben warst. Dank dir bin ich ein sehr viel besserer Mensch geworden. Dich zu lieben und mit dir zu leben war die spannendste Reise meines bisherigen Lebens. Du hast mir eine Alternative zu dem Mann aufgezeigt, der ich zu werden drohte. Ich weiß, ich habe noch viel zu lernen, muss noch vieles schaffen, doch ich weiß, dass eine vielversprechende Zukunft vor mir liegt.
Dir verdanke ich ein ganz neues Selbstvertrauen. Ein Selbstvertrauen, das nur daher rühren kann, zu wissen, dass mich eine Frau deines Kalibers für das geliebt hat, was ich bin; für das, was du in mir gesehen hast.
Du bist eine wunderbare Frau, und das ist mein voller Ernst. Du empfindest intensiv, denkst intensiv und lebst intensiv. Ich bewundere so vieles an dir. Ungeachtet dessen, ob sich unsere Wege jemals wieder kreuzen oder nicht, sollst du wissen, dass ich dir von ganzem Herzen Erfolg und Glück wünsche. Ich bete darum, dass du irgendwann wieder ein Teil meines Lebens sein wirst. Doch auch wenn es bei der Wegstrecke bleibt, die wir zusammen zurückgelegt haben, ist mein Leben genau deswegen besser geworden, als es war.
An dem Tag, als wir durch den Fryman Canyon wandern, gehe ich den Hügel hinunter und sehe ein Auto mit dem Kennzeichen: HEWZ VAN . Das macht mich glücklich. Es ist kirschrot. Vielleicht kutschiert Hugh Kinder durch die Gegend und ist ein SPASS - DADDY . Oder er ist allein und amüsiert sich, wo er kann, in diesem Fall mit seinem Auto. Ich gehe nach Hause und mache eine telefonische Sitzung mit Dr. R. Ich versuche ihm von HEWZ VAN zu erzählen und wie sehr mich dieser Anblick gefreut hat, doch er hustet andauernd.
»Sie husten so viel. Sind Sie erkältet?«
»Nein, mir geht es gut.«
Dann erzähle ich ihm zehn Minuten lang von Abba-Zabas.
»Es gibt diese Riegel namens Abba-Zaba, und ich habe mal einen gekauft, nur weil ich sie nicht mag – die Erdnussbutterfüllung ist so klebrig und schwer zu kauen –, und deshalb dachte ich, ich würde ihn nicht aufessen. Aber stattdessen wurde ich dadurch total süchtig nach Sachen, die ich nicht mag.«
Heute frage ich mich, ob ich damals unbewusst spürte, dass es unser letztes Gespräch sein würde und dass ich deshalb so viel belangloses Zeug redete – um ihm zu signalisieren, dass es mir gut ging und dass ich fröhlich war.
Ich habe nicht viel zu sagen. Die Trennung von Christopher ging gesittet und respektvoll vonstatten. Zu meinem Bedauern beende ich die telefonische Sitzung mit Dr. R, bevor die fünfzig Minuten um sind. Ich sage ihm, er sei bestimmt krank. Er klinge, als wollte er auflegen. »Ich rufe wieder an, wenn ich Sie brauche«, sage ich mit dem schönen Gefühl, dass das eine Weile dauern könnte. Und dann legen wir auf.
Am nächsten Morgen sehe ich Heath Ledger im Laurel Canyon Country Store, seine kleine Tochter auf den Schultern. Er ist grau im Gesicht. An Lillys Stand holt er sich einen Kaffee. Dann kommt er und setzt sich für ein paar Minuten zu mir. Ich gebe ihm die Hälfte der
New York Times
ab, die ich schon gelesen habe, und er bedankt sich und sagt, ich solle Christopher ausrichten, dass er am Wochenende surfen gehen will. Seine Tochter quengelt und will gehen, und da nimmt er seinen Pappbecher und geht.
Das Verrückte ist: Es stellt sich heraus, dass das
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