Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
scheidet Hannes Lenz aus. Am Samstagabend hatte er es in der Sedanstraße dabei. Aber er ist der Einzige, von dem es DNA -Spuren gibt, die tatrelevant sind. Am Rücken von Franziskas Bluse und an der Schulter von Ernst Kubischs Pullover.«
Kirsten rutschte auf dem Stuhl nach vorne. »Können sie wirklich nur beim Tatgeschehen entstanden sein?« Fragend sah sie in die Runde. »Hannes Lenz kann sie auch hinterlassen haben, als er seine Exschwägerin bei der Begrüßung umarmte und den ehemaligen Schwiegervater ebenfalls. Klaus Wiesbach scheidet meiner Meinung nach aus. Er neigt zu spontanen Wutausbrüchen. Eine derart eiskalt geplante Mordserie traue ich ihm nicht zu. Und wenn, dann hätte er Frauen ermordet.«
Dühnfort stimmte ihr zu. »Ernst Kubisch war das eigentliche Ziel. Es geht ums Geld und nicht um verletzte Gefühle.«
Sie brauchten Anjela. Wo war sie? Wie hatte ihnen diese moldawische Putzfrau entwischen können? Doch vor allem brauchten sie Sachbeweise. Handfeste Spuren und Indizien. DNA am Tatort, Fingerabdrücke. Geknackte Alibis. Brettschneiders Uhren.
Dühnfort sah in die Runde. »Wir konzentrieren uns jetzt voll und ganz auf Hannes Lenz und Achim Kubisch. Wir brauchen endlich Fakten. Wir müssen Alibis erschüttern. Zeigt die Fotos der beiden an den Tatorten herum. Auch die von Tanja Sparenberg und Judith Kubisch. Die sollten wir dem Gemüsehändler in der Nikolaistraße zeigen. Er hat eine Frau vor dem Haus beobachtet.«
75
In der Werkstatt war es kühl geworden. Clara legte Briketts nach und stocherte mit dem Schüreisen in der Glut. Rote Funken stoben auf. Wie gut, dass Beate sie vorgewarnt hatte. Wie ein wilder Stier war Klaus bei ihr aufgekreuzt. Gereizt bis aufs Blut. Einen Augenblick hatte sie tatsächlich mit dem Gedanken gespielt, sich im Bad zu verstecken, dem einzigen Raum, den er von außen nicht einsehen konnte, und so zu tun, als sei sie nicht da. Doch das war lächerlich. Klaus machte eine schreckliche Zeit durch. Sie konnte ihn nicht einfach da draußen stehen lassen, so randvoll mit Wut und Zorn, Trauer und Ohnmacht.
Also hatte sie ihn hereingelassen. Natürlich nahm er an, dass Franzi sie doch eingeweiht hatte und sie wusste, wer ihr Lover war. Es hatte sie mehr als eine Stunde und alle Kraft gekostet, die Ruhe zu bewahren und ihn davon zu überzeugen, dass sie keine Ahnung hatte. Irgendwann hatte er sein Pulver verschossen gehabt, war alle Wut verbrannt. Wie ein Häufchen Elend war er im Sessel zusammengesunken. Endlich war er gegangen, allerdings nicht, ohne Salz in ihre Wunden zu streuen. Sie war schuld. Wäre Franzi nicht für sie eingesprungen, würde sie noch leben.
Die Briketts hatten Feuer gefangen. Sie schloss die Ofenklappe. Vielleicht hatte Klaus’ Besuch auch etwas Gutes gehabt. Er redete wieder mit ihr, verwies sie nicht ganz aus seinem Leben und dem der Kinder. Vielleicht war er ja doch bereit, ihre Hilfe anzunehmen. Sie wollte den dreien zur Seite stehen. Sie musste etwas für sie tun, um wenigstens einen kleinen Teil ihrer Schuld abzutragen.
Am Spülbecken ließ sie Wasser in ein Glas laufen und trank es in langsamen Schlucken. Achim fiel ihr wieder ein und diese Schenkung, seine Angst, sie könnte sie anfechten. Warum sollte sie? Sie würde sowieso nichts davon haben. Alles für Hannes und sein Glück. Vielleicht war sie ja doch verbittert.
Sie erkannte ihren Denkfehler und knallte das Glas auf die Arbeitsfläche, dass das Wasser überschwappte. Irrtum! Es betraf nicht nur sie! Natürlich konnte sie etwas für Leonie, Justin und Klaus tun.
Bevor sie es sich wieder anders überlegen konnte, wählte sie Achims Nummer. Es meldete sich wie meistens nur der Anrufbeantworter. »Hallo Achim. Ich bin es, Clara. Es tut mir leid … « Warum sagte sie immer, dass ihr alles leidtat? Es tat ihr nicht leid. Was sie vorhatte, war ganz selbstverständlich und legitim. Sie holte Luft. »Also, ich habe mich entschlossen, die Schenkung doch anzufechten. Es geht nicht um mich. Franziskas Drittel steht Klaus und den Kindern zu. Sie werden es brauchen. Am besten wäre, du gibst das Geld freiwillig raus. Ruf mich bitte an, damit ich weiß, was du davon hältst.« Sie legte das Telefon zurück in die Ladeschale und fühlte sich besser.
Doch, sie tat das auch für sich.
Ein wenig versöhnter mit sich, fuhr sie mit ihrer Arbeit fort. Kurz vor halb sieben klopfte es. Zu ihrer Überraschung war es Kommissar Dühnfort. Sie ließ ihn herein und fragte, ob es Neuigkeiten gab.
»Wir
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