Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
Kollege Ihnen das denn nicht gesagt?«
»Doch. Wie gesagt, es handelt sich um Routine.«
»Wenn es Sie beruhigt, könnte ich nachsehen, wo Achim war, als dieser Lehrer ermordet wurde«, sagte sie pampig. »Ich führe nämlich das Büro und koordiniere die Termine.«
»Das wäre nett.«
Abwartend sah sie ihn an. Er nannte ihr Datum und Uhrzeit. Sie warf ihm einen giftigen Blick zu und stand auf. Ihre Schritte hallten durchs Treppenhaus, als sie nach oben ging. Dühnfort lehnte sich im Sofa zurück und blickte in den Garten. Rächte man sich wirklich nach über dreißig Jahren? Kaum vorstellbar.
Judith kehrte mit dem Terminkalender und einem Aktenordner zurück. »An dem Tag war Achim in München bei einem Seminar. Es endete um achtzehn Uhr dreißig. Auf der Heimfahrt hat er an der Raststätte Augsburg-Ost getankt und eine Kleinigkeit gegessen. Hier die Belege.« Sie drückte ihm eine Klarsichthülle in die Hand. Sie enthielt die Anmeldung fürs Seminar und eine Teilnahmebestätigung sowie die Tankquittung und einen Bon des Schnellrestaurants.
»Wenn Sie schon dabei sind, könnten Sie mir auch noch sagen, wo Ihr Mann am Abend des achtzehnten Oktober war?«
Sie blätterte im Kalender. »Am Achtzehnten hatte er keine Abendtermine. Also war er daheim.«
74
Der Soko-Raum wurde von kaltem Neonlicht erhellt. Dühnfort stand vor der Magnetwand mit den Fotos der Tatorte und Taten. Brettschneider auf dem Sofa, umgeben von einer Müllhalde. Emily wie eine Königin aufgebahrt. Ernst Kubisch zugedeckt mit einer Daunendecke, die Falten warf. Irgendwie lieblos gemacht. Alle drei hielten Apfel und Trauben in den Händen. Franziska dagegen lag wie vergessener Müll im Flur. Sie passte nicht ins Bild. Ihren Tod musste man nicht als Erlösung schönen.
Meo kam herein, gefolgt von Alois und Kirsten. »Ich habe die Auswertung der Handydaten.«
Dühnfort wandte sich ab. »Gut. Lass hören. Wer war am Samstagabend wo?«
Sie setzten sich an den Tisch. »Claras Angaben passen. Sie war erst im OskarMaria, dann im Monsoon. Jedenfalls ihr Handy«, fügte Meo grinsend hinzu.
»Ich habe ihr Alibi geprüft«, sagte Alois. »Sie war in Begleitung in beiden Lokalen. Die Bedienungen konnten sich an sie erinnern. Clara ist raus.«
Meo wischte über sein iPad, eine neue Seite erschien. »Hannes Lenz war am Samstagabend in der Sedanstraße. Was ja bekannt ist. Sein Handy hat sich um 19 . 47 Uhr aus der dortigen Funkzelle abgemeldet. Passt zum angegebenen Tatzeitraum im Obduktionsbericht. Er hätte allerdings schnell sein müssen, um zwei Morde zu begehen und den alten Kubisch in seinem Bett mit Apfel und Trauben zu drapieren.«
»Mehr als eine Dreiviertelstunde braucht man nicht dafür. Hannes gehört also wieder zum Kreis der Verdächtigen. Wie sieht es mit seinen Alibis für Dreher und Brettschneider aus?«
»Dürftig. Beides Wochentage. Da geht er nach der Arbeit immer gleich heim zu seiner schwangeren Freundin«, sagte Alois. »Sie bestätigt das natürlich.«
»Sein Handy war jedenfalls zu den fraglichen Zeiten in der Ligsalzstraße angemeldet. Bleiben noch Achim und Klaus. Achims Handy hat sich am Samstag um 19 . 01 Uhr in Starnberg eingeloggt, und zwar bei der Sendeantenne 570262 in der Nähe des Bahnhofs. Passt zur Privatadresse von Dr. Clemens Jenne. Ausgeloggt hat es sich um 22 . 07 Uhr.«
»Jenne hat den Besuch bestätigt. Auch wenn seine Frau meint, das Alibi wäre getürkt.« Dühnfort erzählte vom Rosenkrieg der beiden und Saskia Jennes Unterstellung.
»Als Brettschneider starb«, fuhr Meo fort, »war Achim an der Raststätte Augsburg-Ost. Wo er vorher war, keine Ahnung. Das Handy war den ganzen Nachmittag aus. Er hat es erst an der Tanke eingeschaltet.«
Das passte zu den Angaben seiner Frau. »Er hat ein Seminar besucht. Da lässt man das Handy nicht unbedingt an. Gut, wie sieht es mit Klaus Wiesbach aus?«
»Nichts Ungewöhnliches. Er war an allen drei Abenden zu Hause. Jedenfalls sein Handy. Ich meine, dieser Unterschied ist schon wichtig.« Meo sah in die Runde. »Unser Mann ist ein Planer. Er überlässt nichts dem Zufall. Wer so schlau ist, sich mit Overall, Mundschutz und Handschuhen auszustaffieren, um keine genetischen Spuren zu hinterlassen, der weiß auch, dass wir in der Lage sind, anhand der Handydaten ein Bewegungsprofil zu erstellen. Er wird sein Handy schön brav daheim gelassen haben.«
Ein berechtigter Einwand. »Setzen wir voraus, er wollte nicht über sein Handy ausfindig gemacht werden, dann
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