Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
gekümmert.«
»Wissen wir das?« Fragend sah Dühnfort in die Runde. »Ich werde mit der Tochter und dem Sohn sprechen.«
Alois reckte sich. »Fragt sich, wie der Samariter auf Emily gekommen ist. Wir müssen alle ihre Kontakte checken.«
»Apropos Kontakte. Was ist mit der Putzfrau? Hast du Elena inzwischen aufgestöbert?«
»Keine Chance. Das Handy ist aus. Ich kann ihr nicht mal eine Nachricht auf der Mailbox hinterlassen.«
Dühnfort gefiel das nicht. Elena war kurz vor sieben gegangen. Doch sie konnte zurückgekommen sein. Sie wussten so gut wie nichts von dieser Frau. Er wandte sich an Meo, ihren IT -Spezialisten und mit Mitte zwanzig der Jüngste in der Runde. »Wir brauchen ein paar Beschlüsse. Erstens die Ortung von Elenas Handy. Zweitens die Nutzerdaten der web.de-Adresse, unter der sich der Samariter angemeldet hat, und die IP des Rechners, von dem die Mail geschickt wurde.«
Meo legte sein iPad beiseite. »Ich besorge auch gleich alle Anmeldedaten des Handys, falls die noch gespeichert sind.«
Elena ohne Nachnamen war die letzte Person, die Emily lebend gesehen hatte. Es war ein Fehler gewesen, nicht sofort intensiv nach ihr zu suchen. »Ich werde mich um ein Phantombild kümmern und die Fahndung nach ihr rausgeben. Auch wenn ich nicht glaube, dass sie Emily erstickt hat. Welches Motiv sollte sie haben? Um halb acht hat Emily mit ihrer Tochter telefoniert und Elena gelobt. Es gab also keine Unstimmigkeiten, keinen Streit. Weshalb hätte sie zurückkommen und ihre Kundin töten sollen?«
Mit dem Ärmel des Hoodys putzte Meo Fingertapser vom Display. »Wenn ich die Anmeldedaten für die Funkzellen bekomme, kann ich ein Bewegungsprofil erstellen. Dann wissen wir, ob Elena zur Tatzeit am Tatort war.«
Wieder einmal fragte Dühnfort sich, wann endlich das EU -Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung für Fahndungszwecke umgesetzt wurde. Doch der politische Wille dafür fehlte. Lieber ließ man Mörder frei herumlaufen, als die Bürger mit Big-Brother-Visionen aufzuschrecken. Dieselben Bürger, die überall im Internet ihre Daten freiwillig und ausgiebig verbreiteten. Er schob den Ärger darüber beiseite. »Beatrice Mével meint, wir sollen nach einem Querulanten suchen. Nach jemandem, der Anzeigen erstattet und Eingaben und Briefe schreibt. Kirsten, kannst du dich darum kümmern?«
»Natürlich.«
»Können wir sicher sein, dass niemand von der Familie ein Motiv hat? Jemand im Freundeskreis? Geld? Rache?«
Alois hatte das übernommen. Er schüttelte den Kopf. »Sieht nicht so aus. Elisabeth und ihr Bruder haben keine finanziellen Sorgen. Sie hatte eine Führungsposition bei den Stadtwerken inne und ist seit zwei Jahren mit einer guten Pension im Ruhestand. Ihr Bruder arbeitet als Chefarzt an einer Klinik in Hannover. Er ist verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder, die derzeit beide im Ausland leben. Die Tochter studiert in Boston, der Sohn arbeitet als Arzt in Schweden. Sie verstehen sich alle gut und treffen sich einmal im Jahr zu einem Familienwochenende in Tirol. Keine Geldsorgen, kein Zoff. Emilys Freundeskreis ist in den letzten Jahren geschrumpft, altersbedingt. Sie sterben weg. Auch da gab es keinen Streit. Kein Motiv in Sicht. So gesehen spricht alles für den Samariter.«
»Wenn er unser Mann ist, können wir weitere Taten nicht ausschließen. Es sei denn, er bekommt, wonach er offenbar lechzt. Aufmerksamkeit für sein Thema.«
Kirsten sah überrascht hoch. »Du willst mit den Medien kooperieren?«
»Von wollen kann keine Rede sein. Wir werden nicht die Einzigen sein, die Post von ihm erhalten haben. Vermutlich laufen bei der Pressestelle die Telefone heiß. Wenn die Medien auf seinen Zug aufspringen, wird er hoffentlich Ruhe geben. Außerdem sollten wir berücksichtigen, dass er die Missstände, die er anprangert, selbst erlebt haben dürfte. Entweder als Angehöriger oder als Mitarbeiter im Pflegebereich. In dieser Richtung sollten wir suchen.«
Dühnfort hatte das Meeting gerade beendet, als sein Handy klingelte. Heigl meldete sich. »Sag mal, bei unserer Pressestelle hat heute Vormittag deine Freundin Melissa Wittock angerufen und etwas von einem Bekennerschreiben gesagt. Ein barmherziger Samariter bezichtigt sich des Mordes an der alten Frau. Wissen wir davon?«
Dühnfort erklärte es ihm, während er in sein Büro ging. »Hat sie auch Links zu Zeitungsartikeln erwähnt?«
»Nicht, dass ich wüsste. Welche Artikel?«
»Es geht um Missstände in Pflegeheimen und alte Menschen,
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