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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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noch heute ins Präsidium kommen? Wir brauchen ein Phantombild.«
    »Ja. Natürlich.«
    Er gab ihr die Kontaktdaten des Zeichners und bat sie, sich bei ihm zu melden.
    Anschließend suchte er den Hausarzt auf und rief den Sohn in Hannover an. Von beiden erhielt er dieselben Auskünfte. Emily war in letzter Zeit weder stationär im Krankenhaus gewesen, noch war jemals über den Umzug in eine Seniorenresidenz gesprochen worden. Ihre gesundheitlichen Beeinträchtigungen hielten sich im Rahmen. Emily war Mittelpunkt ihrer kleinen Familie, deren Mitglieder sich regelmäßig trafen. Weder war sie todkrank, noch vereinsamt und alleingelassen. Sie passte einfach nicht als Opfer einer Erlösungstat.

28
    Während der Rückfahrt ins Präsidium ging Dühnfort das Gespräch mit Melissa Wittock wieder durch den Kopf. Kein Wort über die Misere in Pflegeheimen. War das Thema nicht sexy? Er rief in der Pressestelle an und erreichte Enno Weber. Lediglich zwei weitere Journalisten hatten sich gemeldet und ziemlich unenthusiastisch nachgefragt, ob an der Samariter-Story etwas dran sei. »Ich glaube nicht, dass sie sich darauf stürzen. Maximal ein Fünfzeiler in den Zeitungen von morgen«, meinte Enno. »Mehr wird das nicht.«
    Wie würde der Samariter reagieren, wenn die Presse sich nicht für sein Anliegen interessierte?
    Dühnfort war sich noch immer nicht sicher, wie ernst man ihn nehmen sollte, doch das konnte er nicht riskieren. Er brauchte einen anklagenden Artikel über die Situation in Pflegeheimen und darüber, warum immer wieder alte Menschen durch die Maschen des sozialen Netzes rutschten und hilflos sich selbst überlassen blieben. Vor allem brauchte er Zeit, bis Meo die Daten des Samariters ausgewertet hatte. Wenn die Medien auf das Thema aufsprangen, würde er sie bekommen. Schon kurz vor drei. Er musste sich beeilen.
    Kein Journalist ließ sich in die Wahl seiner Themen hineinreden. Schon gar nicht von der Polizei. Und erst recht nicht, wenn es keine Auflage brachte. Dennoch überlegte Dühnfort, an wen er sich wenden konnte. Moni Weiss fiel ihm ein. Sie arbeitete in der Lokalredaktion bei der MZ und war für ein paar Wochen mit Alois liiert gewesen. Daher kannte Dühnfort sie. Er fuhr rechts ran und nahm das Handy aus der Freisprechanlage. Moni Weiss meldete sich mit einem gedehnten »Ja?«.
    »Frau Weiss? Dühnfort hier.«
    »Ach, der Prügelbulle.« Ein Lachen klang durchs Telefon. »Das Etikett werden Sie so schnell nicht wieder los.«
    »Mal abwarten.«
    »Ist die interne Ermittlung denn schon abgeschlossen?«
    Am liebsten hätte er gesagt, was Sache war. Doch man schwärzte die Kollegen nicht bei der Presse an. Er umschiffte diese Klippe mit ein paar Floskeln.
    »Wird die Staatsanwaltschaft gegen Katja Behringer Anklage wegen Mordes erheben, oder klagen sie Totschlag an?«, fragte Moni Weiss.
    Er wollte etwas von ihr, also musste er ihr etwas bieten. »Wenn es vorläufig unter uns bleibt: Es wird eine Mordanklage geben. Wesentliche Mordmerkmale sind erfüllt.«
    »Das wird der Prozess des Jahrzehnts. Prominent, schön und vermögend. Sowohl Täter als auch Opfer. Und dazu ein hinterhältiger und feiger Mord.«
    »Ja, so etwas bringt Auflage und Quote … « Er sagte das mit einem leisen Bedauern und ließ den Satz bewusst offen.
    Moni Weiss fing den Ball auf. »Sie spielen auf den Samariter an. Wir haben diese Mail auch bekommen. Zu wenig Substanz, um sich aus dem Fenster zu lehnen. Kann ein Spinner sein. Was halten Sie davon?«
    »Schwer zu sagen. Wir arbeiten mit Hochdruck daran, ihn ausfindig zu machen.«
    »Sie nehmen ihn also ernst?«
    »Es wäre ein Fehler, das nicht zu tun.«
    »Heißt: Sie haben sonst nichts. Keine heiße Spur. Keiner der üblichen Verdächtigen.«
    »So ist es.«
    Einen Moment war es still. Er hörte nur den Atem durchs Telefon. »Rechnen Sie mit weiteren Morden?«
    Wenn er den Artikel haben wollte, musste er ein wenig dramatisieren. »Der Samariter hat ein Anliegen und ist offenbar bereit, Grenzen zu überschreiten und zu drastischen Mitteln zu greifen, um Öffentlichkeit für seine Botschaft zu bekommen.«
    »Wie unsere Gesellschaft mit den Alten umgeht? Das ist ja wohl sein Thema.«
    »Irgendwie verständlich, wenn man sich die Artikel ansieht, die er verlinkt hat.«
    Moni Weiss schwieg eine Sekunde. »Sie brauchen Zeit, oder? Deswegen rufen Sie an.«
    Erwischt. Er gab sich geschlagen und spielte mit offenen Karten. »Er wird sich morgen alle Zeitungen kaufen und jede

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