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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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mit seinen Leuten übernehmen?« Sie hatten mit dem Fall Emily Dreher weiß Gott genug zu tun.
    »Ich glaube, das ist eher was für euch. Sieht ganz nach einem Werk des Samariters aus.«
    Die Kössener Straße befand sich zwischen Harras und dem Westpark in Untersendling. Eine gemischte Wohngegend mit Doppelhäusern, Siedlungshäuschen und mehrgeschossigen Wohngebäuden. Summend lag der Verkehrslärm des Mittleren Rings über dem Viertel. Dühnfort parkte vor einem spitzgiebligen Haus mit Rauputz und Rosenspalier, neben dem Efeu an der Wand hochkletterte. In die Jahre gekommener bürgerlicher Wohlstand. Alois und Kirsten stoppten hinter ihm. Ein Dutzend Schaulustige drängten sich vor dem Gartenzaun. In den Häusern gegenüber standen sie an den Fenstern.
    Der Eigentümer dieser Immobilie, Heinrich Brettschneider, pensionierter Lehrer, 77 Jahre alt, lag tot auf dem Sofa, zwischen all seinem Gerümpel, wie Berentz gesagt hatte. Eine Nachbarin hatte ihn gefunden. Dühnfort wappnete sich für diesen Anblick, während er die Haustür ansteuerte.
    Vor der Garage und unter dem Vordach standen Paletten und Holzkisten voller Unrat. Verwitterte Holzbretter, leere Farbeimer, morsche Kabel, bemooste Eternitplatten, angeschlagene Waschbecken, verrostete Heizkörper, sogar eine rosa Badewanne. Eine Art Ouvertüre auf das, was sie drinnen erwartete. »Ein Jäger und Sammler«, meinte Alois.
    Kirsten sah sich um. »Einer, der nicht loslassen kann.«
    Die Kollegen von der Streife, die vor der Tür warteten, traten zur Seite. »Im Wohnzimmer«, sagte der eine. »Ich würde da nur mit Atemschutz rein«, der andere.
    Der beißende Gestank nach Schimmel und Fäulnis schlug ihnen entgegen. Dühnfort hielt sich die Hand vor Mund und Nase. Kirsten kämpfte hörbar mit einem Würgreiz. Nur Alois schien der Geruch nichts auszumachen. Im Flur türmten sich Kartons und Plastiktüten, deren Inhalt Dühnfort sicher nicht näher untersuchen wollte. Ein zwei Fuß breiter Pfad war frei. Sie folgten ihm zur Küche. Halb geleerte Gläser und Flaschen, in denen grüne Inseln schwammen. Aus offenen Dosen und Lebensmittelpackungen quollen feine Schimmelgespinste. Eingetrocknete Essensreste in Töpfen, Pfannen, Schüsseln und Tellern. Irgendwo raschelte es. Mäuse. Vielleicht auch Kakerlaken. Warum war hier niemand eingeschritten?
    Rechts stand die Tür zum Wohnzimmer offen. Auch hier gehortete Schätze. Aus Tüten, Beuteln und Kartons quollen Kleidungsstücke, Handtücher und Bettwäsche, Bücher und Zeitungen, Medikamentenpackungen und Hausrat. Eine Hügellandschaft, die ihren höchsten Punkt in einer Zimmerecke erreichte, wo der Müll sich mannshoch auftürmte. Schmale Wege führten zur Couch, zum Sideboard mit dem Fernseher und zum Fenster. Auf dem Couchtisch lagen Zeitung, Brille, Stift und das Mobilteil des Telefons. Dahinter auf dem Sofa ein alter Mann ausgestreckt auf dem Rücken, als ob er schliefe. Er trug eine speckig gewordene Anzughose, dazu eine dunkelblaue Strickjacke über einem fleckigen Unterhemd. Stoppeliges Kinn, schüttere graue Haare. Wächserner Teint. Die Hände mit den Handflächen nach oben auf dem Bauch. Die Fingerspitzen berührten sich. In der Linken ein Apfel, in der Rechten ein Büschel Trauben. Als Dühnfort sich näherte, stoben Fruchtfliegen auf.
    Alois trat neben Dühnfort. »Sieht nicht so aus, als hätte Anjela das Land verlassen.«
    »Wasser auf Wittocks Mühlen.« Kirsten arbeitete sich Richtung Fenster vor. Dühnfort ließ das Bild auf sich wirken. Kein altmeisterliches Gemälde. Keine feierliche Inszenierung. Ein Bild des Elends, dem lediglich die Inszenierung mit Apfel und Trauben einen Hauch von Andacht und Würde verliehen.
    »Ich lass mal frische Luft herein.« Ratschend zog Kirsten die Vorhänge beiseite und riss die Fensterflügel auf. Kühle Luft strömte ins Zimmer. Den gaffenden Nachbarn bot sich ein sensationeller Einblick. »Zieh die Gardine vor. Und sorge für eine Absperrung. Ich will nirgends Fotos davon sehen. Außer in unseren Akten.«
    Während Kirsten die Absperrung veranlasste, sah Alois sich im Haus um. Dühnfort zog Latexhandschuhe über und drehte die Zeitung so, dass er sie lesen konnte. Es war die aktuelle Ausgabe eines kostenlosen Wochenblatts. Die Seite mit Kleinanzeigen war aufgeschlagen. Handwerker und Putzfrauen boten ihre Dienste an. Keine der Anzeigen war markiert. Hatte der Mann etwa eine Putzfrau gesucht? Kaum vorstellbar.
    Dühnfort nahm das Telefon und sah die Liste der Anrufe

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