Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
um die Schreie zu ersticken.« So passte das. Dühnfort wandte sich an Alois. »Wie zuverlässig sind die Angaben der Freundin? Können wir uns mit dem Notgroschen sicher sein?«
»Sie ist zwar in Emilys Alter, aber geistig fit. Ich habe keine Zweifel.«
»Mord zur Verdeckung einer Straftat. Gut. Das wäre möglich. Es erfordert allerdings Nervenstärke und Kaltblütigkeit, ihn derart zu inszenieren, um vom Motiv abzulenken.« Dühnfort versuchte sich vorzustellen, wie es abgelaufen war. »Emily wog nur fünfundvierzig Kilo. Kein Problem für Anjela, die Leiche ins Schlafzimmer zu tragen.«
Kirsten meldete Zweifel an. »Anjela wird als zierlich beschrieben. Fünfundvierzig Kilo sind nicht ohne. Eine solche Last vom Wohnzimmer über den langen Flur zu schleppen … Ich weiß nicht.«
»Eines haben wir bisher übersehen. Wie passt der Besucher ins Bild? Um Viertel vor acht hat er geklingelt. Wenn unsere Theorie stimmt, war Emily zu diesem Zeitpunkt bereits tot. Anjela muss ihn also eingelassen haben. Hat sie ihn gerufen, damit er ihr half, dieses Ablenkungsmanöver für uns zu inszenieren?«
»Das passt doch«, meinte Alois. »Anjela ist kurz nach dem Mord zurück nach Moldawien. Das ist glaubhaft. Sie wird nicht hier untergetaucht sein, wo wir sie viel leichter schnappen können. Die erste Samariter-Mail kam an Tag zwei nach dem Leichenfund aus einem Hotel am Flughafen, die zweite gestern an die Redaktion des Münchner Blicks. Ihr Helfer wird sie geschickt haben, und er wird auch das Foto von Emily gemacht haben.«
Doch Dühnfort war sich nicht sicher. »Wir übersehen bei diesen Überlegungen eines: Der Mord wäre ziemlich sicher unentdeckt geblieben, wenn Anjela und ihr Helfer Emily einfach ins Bett gelegt hätten. So haben sie uns mit der Nase daraufgestoßen.«
Sophie sah auf. »Im Gegensatz zu uns sind die beiden kriminalistische Laien. Vielleicht wussten sie einfach nicht, dass sie ganz leicht damit durchgekommen wären.«
Dühnfort nickte. Guter Einwand. »Wir konzentrieren uns jetzt auf Anjela Livitchi. Hat jemand eine Idee, wie wir die Suche nach dem Besucher voranbringen können?«
Meo spülte den letzten Bissen Breze hinunter. »Anjela hat im fraglichen Zeitraum nicht telefoniert. Wir sollten die Verbindungsdaten von Emilys Telefon prüfen. Vielleicht hat sie das benutzt, um ihn anzurufen. Und dann könnte ich noch die Verkehrsüberwachungsbänder checken und vielleicht auch die Videoaufzeichnungen des U-Bahnhofs.«
»Prima. Mach das.« Ihre Theorie war schlüssig. Dühnfort beendete erleichtert das Meeting. Die Ermittlung nahm endlich Fahrt auf. Die Kooperation mit den Behörden in Moldawien würde schwierig und vor allem langwierig werden. Da mussten sie nun durch. Was sie schneller weiterbringen würde, war Anjelas Helfer. Er hatte Spuren im Netz hinterlassen. Meo würde ihn aufstöbern.
An einem Flurfenster blieb Dühnfort stehen und sah hinaus. Die schlanken Türme der Frauenkirche reckten sich in den grauen Himmel. Es regnete wieder.
Woher kannten Anjela und der Samariter sich? War er ein Landsmann? Vermutlich nicht. Er musste gut Deutsch sprechen. Alle Artikel, die er verlinkt hatte, waren in Deutsch verfasst, und sie betrafen deutsche Pflegeheime. Würde ein Ausländer sich derart dafür interessieren? Nein. Anjelas Helfer war Deutscher. Vermutlich im Pflegebereich tätig. Möglich, dass sie ihn beim Putzen kennengelernt hatte. Im Reinigungsgewerbe gab es genügend Firmen, die es nicht so genau nahmen und Illegale für ein paar Euro beschäftigten.
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Meo fand heraus, woher die Mail mit Emilys Foto gekommen war. Aus einem Internetcafé am Stachus. Ohne Videoüberwachung. Niemand konnte sich erinnern, wer zum fraglichen Zeitpunkt an dem PC gesessen hatte. Sackgasse also. Sie rannten sich die Hacken wund, redeten sich den Mund fusslig im Gespräch mit Verwandten und Bekannten und Freunden, sie sahen sich jedes Stück Papier in Emilys Wohnung an und waren zwei Tage später keinen Schritt weitergekommen. Sophie Dreher hatte eine Aufstellung der Bargeldabhebungen und der Ausgaben von Emily gemacht. So wie es aussah, hatte sie mehr abgehoben als belegbar ausgegeben. Wenn sie das Geld nicht verschenkt hatte, stimmte der Hinweis mit dem Notgroschen. Und der war weg.
Dühnfort ging diese Liste gerade durch, als sein Handy klingelte. Berentz von der Einsatzabteilung meldete sich. »Todesfall in der Kössener Straße. Ein Messie liegt tot zwischen all seinem Gerümpel.«
»Kann das nicht Russo
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