Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
sie der Grund für sein verändertes Aussehen. Im Laufe der letzten Monate war aus dem biederen Beamten ein gestylter Mittdreißiger geworden. Moderne Brille mit dunklem Rand. Neuer Haarschnitt, sportlicher Anzug.
Dühnfort trat an die Magnetwand mit Elenas Phantombild und begrüßte das Team. »Die Zeitung habt ihr alle gesehen. Das ist mehr als ärgerlich. Meo stellt die Daten bereits sicher. Wir kommen später darauf zurück. Es gibt endlich eine heiße Spur. An Emilys Bluse wurde DNA sichergestellt. Die Referenzprobe von Emilys Putzfrau ist ein Treffer. Ihr richtiger Name ist Anjela Livitchi, vierundzwanzig Jahre alt, geboren in Chișinău, Moldawien. Sie hat sich illegal in Deutschland aufgehalten. Laut Aussage ihrer Mitbewohnerinnen hat sie nur Stunden nach dem Mord das Land verlassen. Wir sollten die Kollegen in Moldawien bitten, den Aufenthaltsort von Anjela festzustellen.«
Leyenfels rückte die neue Brille zurecht. »Ich kümmere mich um das Rechtshilfeersuchen.«
Die Tür öffnete sich. Meo kam herein. Er setzte sich an seinen gewohnten Platz neben dem Fenster und zog aus einer Papiertüte eine Breze, während alle Blicke sich auf ihn richteten. »Hatte noch kein Frühstück«, meinte er und biss hinein.
»Hast du die Mail und die Bilddatei?«, fragte Dühnfort.
»War ganz easy«, nuschelte er mit vollem Mund. »Musste mit dem Wisch gar nicht groß rumwedeln. Ich sehe mir das gleich an. Und ich bräuchte wieder einen Beschluss. Diesmal für die IP des Rechners, von dem die Mail kam.«
Leyenfels nickte ergeben. »Hast du bis Mittag.«
Dieser ganze Papierkrieg ging Dühnfort zunehmend auf die Nerven. Sie standen vor dem Durchbruch und schlugen sich mit Formalitäten herum.
»Wir setzen also auf Anjela alias Elena als Täterin«, meinte Kirsten. »Warum soll sie das getan haben?«
Alois legte sein Handy beiseite. »Ich habe gestern noch ein paar von Emilys Kontakten gecheckt. Darunter ihre Freundin Maria Weber. Die Damen frönen einem Spleen, der unter alten Leuten offenbar verbreitet ist. Sie haben die Inflation nach dem Krieg erlebt und trauen angesichts der Finanzkrise den Banken nicht. Deswegen bewahren sie einen Notgroschen zu Hause auf. Gut versteckt und natürlich topsecret. So kann das niemand ausplaudern und die Information nicht über Umwege an die Falschen geraten. Emily hatte einen Teil ihrer Ersparnisse daheim gebunkert. Wir haben ihren Notgroschen aber nicht gefunden. Anjela schon. Das nehme ich jedenfalls an. Sie war eine gründliche Putzfrau und wird die Verstecke entdeckt haben.«
Es ging also doch um Geld und Gier. »Wie viel?«, fragte Dühnfort.
»Mindestens zweitausend Euro, eher drei, meinte Frau Weber.«
Es war schon für weniger gemordet worden. Für jemanden, der aus einem Land mit einem Durchschnittseinkommen von wenigen hundert Euro im Monat kam, war das ein Vermögen. »Gute Arbeit, Alois. Langsam wird die Sache rund. Möglichkeit. Motiv. Mittel. Alles passt.« Doch etwas störte Dühnfort. »Gehen wir es mal durch: Anjela war zur Tatzeit am Tatort … «
»Zwei Zeugen haben sie kurz vor sieben gesehen, als sie das Haus verließ und Richtung U-Bahn ging«, wandte Kirsten ein.
»Ihr Handy hat sich aus der Funkzelle nicht abgemeldet. Sie muss zurückgekommen sein«, hielt Dühnfort dagegen.
»Warum sollte sie? Um ihre Arbeitgeberin zu beklauen? Das wird sie vorher getan haben.«
Damit hatte Kirsten recht. Sie hatte ein Talent dafür, die richtigen Fragen zu stellen. »Vielleicht hat sie etwas vergessen.«
»Möglich … «
»Das Handy«, warf Meo kauend ein. »Vielleicht war es deshalb die ganze Zeit in der Funkzelle angemeldet.«
Richtig! »Das wäre eine Erklärung.« Dühnfort setzte sich zu den anderen an den Tisch. »Zehn vor sieben verlässt Anjela das Haus und geht zur U-Bahn. Um halb acht ruft Elisabeth ihre Mutter an. Emily äußert sich lobend über ihre Putzfrau. Zu diesem Zeitpunkt ist Anjela also nicht in der Wohnung. Das hätte Emily sonst erwähnt. Irgendwann zwischen 19 . 30 Uhr und 20 . 27 Uhr, als Anjela ihr Handy ausschaltet, muss sie zurückgekehrt sein, um es zu holen. In ihrer Tasche befinden sich mindestens zweitausend Euro, die sie Emily gestohlen hat.«
»Vielleicht hat Emily den Diebstahl zwischenzeitlich bemerkt?«, fuhr Kirsten fort. »Sie lässt Anjela in die Wohnung, als sie klingelt, und stellt sie zur Rede. Es kommt zum Streit und einem Gerangel.«
»Emily stürzt und ruft um Hilfe. Anjela schnappt sich das Kissen, vielleicht nur,
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