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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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verkabelte sie neu. Was war passiert? Hatte Ion einen Unfall gebaut?
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Nicht gut«, brachte sie hervor. Ihr Mund war trocken, die Lippen rissig. »Wieso ich hier … Was ist mit Kopf?«
    Seine Haare waren dunkel und lockig. Zu lang für einen Arzt. Doch er war Arzt. Sie entdecke das Schildchen an seinem Kittel. Dr. Christoph Borchert. »Mit Ihrem Kopf ist bald wieder alles in Ordnung. Wir mussten operieren. Schweres Schädel-Hirn-Trauma infolge eines Sturzes. Außerdem haben Sie sich etliche Knochen gebrochen. Erinnern Sie sich an den Sturz?«
    Ihr fiel nichts dazu ein. Langsam schüttelte sie den Kopf. Keine gute Idee. Der Schmerz schwappte hin und her und Übelkeit in ihr hoch.
    »Kein Grund zur Sorge. Eine Amnesie ist ganz normal nach einem derartigen Ereignis.«
    Sie würgte den Brechreiz runter. »Wo ich bin gesturzt?«
    Er musterte sie. »Sie sprechen gut Deutsch. Woher kommen Sie denn?«
    »Mo …« Beinahe wäre ihr die Wahrheit herausgerutscht. Sie besann sich gerade noch. »Polen. Aus Warschau«, log sie mühsam. Sergej hatte ihnen eingeimpft, notfalls zu sagen, sie kämen aus Polen.
    »Haben Sie hier jemanden, der sich um Sie kümmert? Einen Mann, einen Freund? Familie? Jemanden, den wir benachrichtigen können?«
    Was sollte sie sagen?
    »Als man Sie gefunden hat, hatten Sie keine Papiere bei sich.«
    Deshalb also all die Fragen. Etwas Schreckliches war geschehen. Krampfhaft versuchte sie sich zu erinnern. Wo war sie gewesen? Bei der Kommandantin. Natürlich. Sie hatte ihr beim Baden geholfen und war dann gegangen. Später als sonst. Um sich mit Ion zu treffen und später mit Alexej. Doch hatte sie die beiden getroffen? Sie wusste es nicht.
    Die Schwester war mit ihrem Werk fertig und ging. Die Hand des Arztes legte sich auf ihre. »Jemand wird sich doch um Sie sorgen. Seit beinahe einer Woche schon. Wir sollten den armen Kerl erlösen.«
    Sie fuhr hoch. »Was! So lange ich schlafen?«
    »Wir machen das jetzt so. Sie erzählen mir, wer Sie sind, und ich sage Ihnen, was geschehen ist. Einverstanden?«
    Ihr malträtiertes Hirn arbeitete, so fieberhaft es unter diesen Umständen ging. Also langsam. Es schien wie in einen Schraubstock gespannt. Sie musste hier weg. Schnellstens. Doch das war nicht möglich. Knochenbrüche und Schädel- OP . Ein paar Tage musste sie aushalten. Und dafür war es besser, wenn niemand wusste, wer sie war und woher sie stammte. Erst wieder auf die Beine kommen und dann abhauen.
    Sie nickte. »Ich Olia … Olia … « Tränen traten ihr in die Augen. Sie borgte sich ihren Namen. Den Namen ihrer besten Freundin, deren Knochen irgendwo verrotteten. Ohne Grab, ohne Blumen, ohne Gebet.
    »Olia. Und wie weiter?«
    Sie ließ den Tränen freien Lauf.
    »Machen Sie sich keine Sorgen, Olia. Morgen wird es schon besser gehen. Jetzt denken Sie aber bitte mal scharf darüber nach, wen wir informieren sollen.« Er reichte ihr ein Taschentuch.
    Sie trocknete sich die Augen. »Ich allein in Deutschland für Arbeit.«
    »Na, dann rufen wir Ihren Chef an.«
    Innerlich verdrehte sie die Augen, spielte aber weiter die Verzweifelte und tat so, als ob sie sich weder an die Firma erinnerte, für die sie angeblich arbeitete, noch wo sie wohnte. Dr. Borchert nahm ihr das ab und verwies noch einmal darauf, dass eine kurzzeitige Amnesie in ihrem Fall kein Grund zur Beunruhigung war. Doch in ihr wütete die Angst. Etwas Entsetzliches war geschehen. Auch wenn sie nicht sagen konnte, was es war und woher dieses Wissen kam. In ihrem Hirn rauschte ein buntes Flimmern, das die Bilder überlagerte, die in ihr lauerten. »Wo ich bin gesturzt?«
    Der Arzt nahm wieder ihre Hand in seine. »Nicht erschrecken. Ja?«
    Sie nickte.
    »Von einer Brücke. Sie haben versucht, sich umzubringen.«

41
    Nach Tanjas schamlosem Versuch, den Schlüssel fürs Schließfach zu stehlen, beschloss Clara, ihn zu verstecken. Ihre Arbeit kam ihr bei der Suche nach einem sicheren Aufbewahrungsort zugute. Vor einiger Zeit hatte sie einen Krimi lektoriert, in dem eine Journalistin einen USB -Stick mit hochbrisanten Daten in einer Büchse mit Pflaumenmus aufbewahrte. Keine schlechte Idee.
    Sie wickelte den Schlüssel in Klarsichtfolie, versenkte ihn in einem Glas Mango-Chutney und schraubte den Deckel wieder auf. Dabei kam sie sich lächerlich vor. Glaubte sie wirklich, Tanja oder Hannes würden bei ihr einbrechen, um nach dem Schlüssel zu suchen?
    Doch. Ja. Seit Tanja ihre Handtasche durchwühlt hatte, war alles

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