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Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)

Titel: Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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oder getobt. Er hat mich nur angesehen, mit einem Blick …  Ich kann das nicht beschreiben. So kalt, dass mir ganz schlecht geworden ist.« Franzi atmete durch. »Nur noch ein paar Wochen, dann bin ich weg. Und wie gesagt, wenn ich Samstagabend nicht allein mit ihm daheim sein muss, ist mir das nur recht.«

42
    Der ICE mit Rita und Georges hatte eine halbe Stunde Verspätung. Gina wollte die Zeit nutzen und in der Bahnhofsbuchhandlung nach einem neuen Schmöker suchen. Dühnfort begleitete sie. Was ihm im Magen lag und was er ihr bisher verschwiegen hatte, war der Anruf von Thorsten Brüggemann. Katja Behringer hatte nun auch noch ein Gutachten vorgelegt, demzufolge der offene Bruch nicht das Ergebnis eines eigentlich harmlosen Sturzes sein konnte. Da musste jemand kräftiger hingelangt haben.
    »Wir lassen ein eigenes Gutachten erstellen«, hatte Brüggemann vorgeschlagen. »Von einem fähigen Rechtsmediziner. Besser, wir nehmen keinen aus Ihrem Biotop. Ich habe guten Kontakt zu Professor Hejen in Frankfurt.«
    Dühnfort hatte zugestimmt. Herrgott! Potthoff war drauf und dran, die Staatsanwaltschaft von einer Anklage zu überzeugen. Falls es tatsächlich dazu kam, konnte er nur hoffen, dass der Richter die offensichtlich abgesprochenen Aussagen erkannte und es Brüggemann gelang, das Gutachten zu entkräften. Auf hoher See und vor Gericht war man in Gottes Hand. Dühnfort wollte nicht in Gottes Hand sein. Er wollte einwandfreie Beweise und unerschütterliche Zeugenaussagen. Doch die gab es nicht. Es gab nur Lügen.
    Gina blätterte in einem Krimi und schauderte. »Was für ein Gemetzel.« Sie legte das Buch beiseite und griff gähnend nach einem Liebesroman. Es war nach zwei gewesen, als sie endlich heimgekommen war. Gut gelaunt und leise vor sich hin summend, Kneipendunst im Haar. Wo war sie so lange gewesen? Normalerweise erzählte sie das. Doch seit gestern schwieg sie, und er wagte nicht zu fragen, was das Leuchten in ihren Augen zu bedeuten hatte. Tief in ihm nagte ein böser kleiner Zweifel, der ihn daran hinderte und ihm eigentlich fremd war.
    Sie legte das Buch weg. »Was ist? Du guckst so sorgenvoll.«
    Er berührte sie am Ellenbogen. »Komm, lass uns irgendwo einen Kaffee trinken.«
    Am Bahnhofsvorplatz war eine Espressobar. Am Tresen bestellte Dühnfort einen Doppio und einen Cappuccino. Fragend sah sie ihn an. »Es ist nichts. Der Fall macht mir zu schaffen. Alles passt irgendwie nicht. Ich habe das Gefühl, jemand verarscht uns.« Er erzählte ihr vom aktuellen Stand und von ihrer neuen Theorie, dass der Samariter doch alleine war und nicht im Team mit Anjela alias Elena arbeitete.
    »Warum schließt ihr sie aus?«
    »Keine DNA am Tatort Brettschneider. Außerdem hat sie Deutschland am Tag nach Emilys Ermordung verlassen. Das sagen jedenfalls ihre Zimmergenossinnen. Und bei dir? Alles klar?«
    »Im Dorf mauern alle. Langsam glaube ich, dass ich den Fall auf diese Weise wohl nicht klären werde. Ich muss mir was anderes einfallen lassen.« Wieder gähnte sie. »’tschuldigung. Ist gestern ein bisschen spät geworden.«
    »Wo warst du denn?« So, nun war die Frage raus.
    »Ich war mit Xenia und zwei Freundinnen im Sacklzement.«
    Im Sacklzement? Das war eine üble Spelunke in Giesing. Eine richtige Boazen. »Was habt ihr denn da gemacht?«
    »Uns köstlich amüsiert. Und außerdem hatte ich dort etwas zu erledigen.«
    »Beruflich? Und da nimmst du Xenia mit?«
    »Eher privat.«
    Ein Frauenabend in einer Kneipe also. Er entspannte sich. Weshalb sie sich wohl ausgerechnet dieses Lokal ausgesucht hatten? Zwei Tassen wurden über den Tresen gereicht. Dühnfort rührte Zucker in den Espresso. Nun noch den Rest. »Die interne Ermittlung ist abgeschlossen. Potthoff bearbeitet derzeit den Staatsanwalt, Anklage zu erheben.«
    Gina schlürfte den Schaum vom Cappuccino. »Am Ende siegt die Wahrheit. Wirst schon sehen.« Da war es wieder, dieses Funkeln in ihren Augen.
    »Leider siegt sie nicht immer. Was amüsiert dich so?«
    Gina sah auf die Uhr. »Ich habe nur gute Laune. Das ist alles. Wir müssen. Der Zug kommt gleich.«
    Er kramte in den Manteltaschen nach Kleingeld und reichte es dem Barista über den Tresen. Als sie den Bahnsteig erreichten, fuhr der Zug gerade ein.
    Wie lange hatte er seine Mutter nicht gesehen? Zu lange jedenfalls. Sie lebte mit Georges in einem alten Herrenhaus im Elsass. Er betrieb von dort seinen Weinhandel und Rita ihr Atelier. Mit beinahe zweiundsiebzig malte sie noch immer.

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