Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
verabschiedete sich und wählte die Nummer des Cafés. Beate holte Franzi ans Telefon. Im Hintergrund war Geschirrklappern zu hören und Gesprächsfetzen. Mittagszeit. Der Laden war voll, und Franzi hatte sicher alle Hände voll zu tun.
»Hallo Clara. Was gibt es denn noch?«
»Krystyna hat am Samstag frei. Sie trifft sich mit ein paar Kolleginnen zu einer Geburtstagsfeier. Und nun habe ich eine Einladung zum Essen bekommen und … «
»Aber hallo! Kenne ich ihn?«
Was Franzi immer gleich dachte. »Es ist geschäftlich. Ein Autor, dessen Manuskript ich betreue. Er ist am Samstag in München. Ich wollte fragen, ob du dich um Paps kümmern könntest.«
»Ein Autor also. Wer denn?«
»Thore Derr.«
»Doch nicht der Thore Derr?«
»Ich glaube nicht, dass es einen zweiten mit diesem Namen gibt.«
»Wahnsinn. Neulich war ein Interview mit ihm in der Zeitung. Er sieht gut aus.«
Kann schon sein, dachte Clara. Aber ich habe kein Date mit ihm. Es ist ein rein beruflicher Termin. »Kannst du nun auf Paps aufpassen?«
»Puh! Das ist schlecht. Ich wollte mit den Kids ins Kino und danach zum Pizzaessen. Kannst du das Essen nicht verschieben?«
»Mal sehen.«
»Du bist nicht sauer?«
»Nein. Natürlich nicht. Es wäre nur schön gewesen … « Sie verabschiedeten sich. War ja eigentlich keine Überraschung, dass Franzi keine Zeit hatte.
Wen konnte sie noch fragen? Warum nicht Achim? Seit Paps krank war, hatte er seine Ablehnung ihm gegenüber aufgegeben. So gut wie in den letzten Monaten hatten die beiden sich seit dreißig Jahren nicht verstanden. Clara rief ihn an und schilderte ihr Problem.
»Ich würde sofort einspringen, Clara. Aber es geht nicht.«
»Weshalb?« Die Frage war raus, ehe sie darüber nachgedacht hatte. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie maßlos enttäuscht sie war. Kein schönes Essen, kein unterhaltsamer Abend mit einem interessanten Mann. »Es tut mir leid, Achim. Du bist mir keine Rechenschaft schuldig.«
»Das ist doch in Ordnung. Es ist nur so, dass wir einem Freund, der uns damals beim Hausbau geholfen hat, versprochen haben, beim Renovieren seiner Wohnung mit anzupacken. Wir können ihn nicht hängen lassen, und es geht nur an diesem Wochenende. Das ist ein Geschäftsessen, wenn ich dich richtig verstanden habe. Dafür lässt sich doch sicher ein anderer Termin finden.«
»Natürlich. Kein Problem. Und grüße Judith von mir.« Clara legte das Telefon zurück. Enttäuschung machte sich breit. Einen Augenblick spielte sie mit dem Gedanken, Derr einfach zu sich einzuladen. Sie konnte ein Essen vorbereiten und Paps zu sich holen. Doch er würde sie den ganzen Abend beschäftigen. Ein Gespräch wäre nicht möglich. Weder über Adrian und Clarissa noch ein persönliches oder gar ein kleiner Flirt.
Wenn sie ehrlich war, erhoffte sie sich genau das. Einen kleinen Flirt, ein leises Kribbeln, Champagnerbläschen eben, wobei sie sich auch mit Frizzanteperlen zufriedengeben würde. Doch Paps würde nach Mutter fragen, in die Schule gehen wollen oder ins Reisebüro. Am Ende würde Derr genervt fliehen. Am besten war es wohl, einen anderen Termin vorzuschlagen.
Sie wollte gerade zum Telefon greifen, als Franzi anrief. »Leonie hat soeben verkündet, dass sie Samstagabend bei einer Freundin ist, woraufhin Justin abgewunken hat. Mit der Mama allein ins Kino zu gehen ist offenbar megapeinlich. Kein Kinoabend also. Mein Liebster ist auf Geschäftsreise, und mit Klaus allein will ich nicht auf dem Sofa sitzen und trautes Ehepaar spielen. Wirklich nicht. Ich passe also auf Paps auf.«
»Danke, Franzi.«
»Kein Problem. Wenn du schon mal ein Date hast … « Sie seufzte. »Mit Klaus wird es immer schlimmer. Er ahnt etwas. Neulich hat er mein Handy gefilzt. Gott sei Dank lösche ich sofort alle SMS und auch die Anruferliste. Aber so geht das nicht. Als ich ihn mit dem Handy erwischt habe, habe ich ihm gesagt, dass ich ausziehen und mich scheiden lassen will.«
Um Gottes willen!, dachte Clara. Sie konnte sich vorstellen, welchen Anblick ihre Schwester bot. »Wie geht es dir?«
»Weißt du, das war komisch. Mir ist das so rausgerutscht mit der Scheidung. Ich wollte es ihm ja erst sagen, wenn ich eine Wohnung habe und weg bin, und dann purzelte mir die Wahrheit einfach so aus dem Mund und ich dachte, jetzt schlägt er mich grün und blau.«
Sie hörte die Angst in Franzis Stimme. »Was ist passiert? Was hat er getan?«
»Nichts. Das war so was von unheimlich. Er hat nichts gemacht. Nicht geschrien
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