Deiner Seele Grab: Kommissar Dühnforts sechster Fall (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi) (German Edition)
lassen. Damit das klar ist.«
39
Um achtzehn Uhr traf sich die Soko Samariter zum ersten Meeting im eigens dafür eingerichteten Raum. Ein Dutzend Mitarbeiter aus drei Mordkommissionen, die von einem Trupp Sachbearbeiter unter der Leitung von Sophie Dreher unterstützt wurden. Als Dühnfort eintrat, standen sie in Gruppen zusammen und unterhielten sich. Am offenen Fenster rauchten Sophie und Nicolas Stahl noch rasch eine Zigarette. An der Magnetwand hingen bereits Fotos der beiden Opfer und der Tatorte. Buchholz fehlte noch. Er und seine Leute arbeiteten mit Hochdruck an der DNA -Analyse.
Dühnfort trat vor die Magnetwand. Das Stimmengewirr ebbte ab, Kippen wurden in den Hof geschnippt. Alle nahmen Platz. Julian Heinen betrat den Raum als Letzter. Ein großer Mann Mitte dreißig. Er trug Jeans und ein Tweedsakko mit Lederflecken an den Ellenbogen und setzte sich in die erste Reihe neben Moritz Russo.
Dühnfort begrüßte das Team. »Wir haben einen zweiten Senioren-Mord. Heinrich Brettschneider, siebenundsiebzig, wurde heute tot aufgefunden.« Mit dem Laserpointer wies er auf die Tatortfotos. »Apfel und Trauben in den Händen, wie bei Emily Dreher. Auch er wurde mit einem Kissen erstickt. Vielleicht der Beginn einer Serie. Deshalb haben wir Verstärkung von der OFA bekommen. Julian Heinen wird uns unterstützen.« Ein leises Murren machte sich breit. Heinen schien es nicht zu bemerken. Er nickte in die Runde.
»Wir gehen von einem Pärchen aus. Endgültig werden wir das aber erst nach Auswertung der DNA -Spuren am Tatort Brettschneider wissen. Der Mann bezeichnet sich als Samariter, ist vermutlich Deutscher und arbeitet mit hoher Wahrscheinlichkeit im Pflegebereich.« Dühnfort wies auf das Phantombild. »Anjela Livitchi stammt aus Moldawien. Sie hält sich illegal in Deutschland auf und späht offenbar die potentiellen Opfer in ihrer Rolle als Putzfrau aus. Warum er uns Mails schreibt und so auf sich aufmerksam macht, wissen die Götter. Vielleicht Eitelkeit. Vielleicht ein Tarnmäntelchen. Jedenfalls verbrämt er die Taten als Erlösung. Vermutlich geht es ums Geld.«
Kirsten meldete sich. »Ist das im Fall Brettschneider schon sicher?«
»Die Kollegen haben bei Brettschneider nur das leere Kirschholzkästchen gefunden. Fünf wertvolle Taschenuhren sind verschwunden. Wir sollten die Beschreibungen rausgeben. Der Sohn hat sicher Fotos davon. Wer übernimmt das?«
Alois erklärte sich dazu bereit.
»Weitere Taten sind nicht auszuschließen. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Er legte dem Team die Fälle dar und kam am Ende auf die Obduktion zu sprechen. »Ich war gerade in der Rechtsmedizin. Heinrich Brettschneider wurde mit einem Kissen erstickt, genau wie Emily Dreher. Doktor Weidenbach hat sich beim Todeszeitpunkt festgelegt. Spätestens einundzwanzig Uhr dreißig. Frühestens achtzehn Uhr. Im Fall Brettschneider wurde ein stattlicher Mann beobachtet, der an der Haustür klingelte. Er trug einen Aktendeckel oder ein Klemmbrett. Vermutlich gibt unser Samariter vor, in amtlichem Auftrag zu kommen, und erhält so Zugang.« Dühnforts Blick fiel auf Heinen, der sich Notizen machte. »Ich rechne damit, dass er auch ein Foto von Brettschneiders Leiche an die Medien schickt.«
Mit einem Handzeichen machte Kirsten sich bemerkbar. »Emilys Foto wurde in einem Blog mit dem Titel Pflegmatisch online gestellt, und zwar bevor die Datei an die Medien ging. Der Betreiber muss unser Samariter sein. Meo versucht bereits die Nutzerdaten zu bekommen. Aufgrund der Fotos, die der Samariter postet, gehe ich davon aus, dass er im Bereich Gesundheit, Pflege, Rettungswesen arbeitet. Die allermeisten Beiträge beziehen sich zwar auf Ereignisse in Pflegeheimen, doch es gibt auch einige aus Krankenhäusern und immer wieder Hinweise auf alte Menschen, die in ihren eigenen vier Wänden verunglückt sind oder zu Tode kamen, ohne dass jemand das bemerkt hat. Dieses Thema scheint ihn besonders zu beschäftigen. Vielleicht hat er in seinem familiären Umfeld dergleichen erlebt.«
Dühnfort war beeindruckt. »Geht aus den Beiträgen hervor, wo sich die Vorfälle ereignet haben?«
»Leider nicht.«
»Dennoch wird er in München oder Umgebung arbeiten. Wir sollten mit den Personalabteilungen aller Kliniken, Altenheime, Rettungs- und Pflegedienste sprechen, ob es einen Mitarbeiter oder ehemaligen Mitarbeiter gibt, der dadurch aufgefallen ist, dass er sich für die Belange seiner Klienten übermäßig engagiert. Vielleicht hat er Akten
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