Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
Vom Netzwerk:
Held sein. Aber man lässt ihn nicht.«
    »Das sehe ich ein bisschen anders. Wenn er wirklich Gutes tun wollte, könnte er damit anfangen, die Dienstvorschriften zu beachten. Dann würden ihn die Kollegen respektieren, und er hätte genug Gelegenheit, seine zweifellos vorhandene Intelligenz in den Dienst der Allgemeinheit zu stellen.«
    »Benjamin Varnholt wurde als Kind von seinen Eltern getrennt, weil sein Vater ihn im Alkoholrausch schwer misshandelt hat. Er kam zu Pflegeeltern, ist mehrfach ausgerissen und dann schließlich in einem Heim gelandet. Die Ablehnung, die er nach außen zeigt, ist nichts anderes als der Spiegel dessen, was er als Kind für Liebe gehalten hat.«
    »Klingt, als mögen Sie ihn.«
    »Ich respektiere ihn.«
    »Er wiederum scheint nicht viel von Ihnen zu halten. Er hat sie eine Hexe genannt.«
    Ihre Miene blieb unbewegt.
    »Wenn er so etwas sagt, ist es ein Kompliment.«
    »Also schön, nehmen wir an, es gelänge mir, aus Wissmann, Varnholt, Klausen und Ihnen ein funktionierendes Team zu formen. Was wäre denn dann unsere Aufgabe?«
    »Straftäter überführen.«
    »Das ist mir ein bisschen zu allgemein. Schließlich ist das die Aufgabe jedes Polizisten, jedenfalls im Kriminaldienst.«
    »Die größte Stärke der SEGI und gleichzeitig die größte Schwäche ist ihre Vielseitigkeit. Sim Wissmann erkennt Details, die anderen entgehen. Er vergisst nichts. Ben Varnholt findet kreative Wege, um an Informationen zu kommen.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Gemeinsam können sie so ziemlich alles herausbekommen, was überhaupt herauszubekommen ist.«
    »Jedenfalls im Internet«, bemerkte Eisenberg. »In einem Verhör wären die beiden hoffnungslos überfordert.«
    »Dafür bin ich da.«
    »Sie sind Profilerin, keine Verhörspezialistin, oder?«
    »Ich habe ein gutes Gespür für Menschen.«
    »Also schön, probieren wir das mal aus. Was sehen Sie in mir?«
    »Sie haben Angst«, sagte sie rundheraus.
    Eisenberg musste sich zusammennehmen, um nicht laut loszulachen.
    »Angst? Ich? Es tut mir leid, wenn ich Ihre Erwartungen enttäusche, Frau Dr. Morani. Man kann mir sicher vieles nachsagen, aber dass ich ängstlich sei, hat bisher noch niemand behauptet.«
    Sie blieb ungerührt.
    »Sie haben Angst davor, nicht gut genug zu sein«, sagte sie. »Irgendjemand – vielleicht Sie selbst – hat sehr hohe Erwartungen an Sie, und Sie befürchten, ihnen nicht gerecht zu werden. Deshalb arbeiten Sie härter als andere, gehen persönliche Risiken ein, halten Ihren Kopf hin. Sie haben viele Opfer gebracht. Möglicherweise ist Ihre Ehe darüber in die Brüche gegangen. Doch Sie werden nie hart genug arbeiten können, um mit sich zufrieden zu sein.«
    Eisenberg brauchte einen Moment, bis er sich gefasst hatte. Um ein Lächeln bemüht sagte er: »Danke für Ihre Einschätzung, Frau Dr. Morani.«
    Ein paar Stunden später saß er wieder in Kaysers Büro.
    »Also, was denken Sie?«, fragte der Polizeidirektor ohne Umschweife. »Hat die SEGI überhaupt noch eine Chance?«
    Eisenberg hatte lange darüber nachgedacht, was er auf diese Frage antworten würde und war zu keinem wirklich überzeugenden Ergebnis gekommen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Das sind schon ziemlich ungewöhnliche Menschen, die Sie dort zusammengeführt haben. Aber genau darin liegt das Problem.«
    »Verzeihen Sie mir die etwas schnippische Bemerkung, aber so schlau war ich heute Morgen auch schon«, gab Kayser zurück.
    »Es tut mir leid. Wenn Sie eine Patentlösung erwartet haben, dann haben Sie den Falschen hergerufen.«
    Kayser lächelte.
    »Das habe ich ganz sicher nicht. Eine Patentlösung ist das Letzte, was ich hören will. Aber etwas genauer als ›ziemlich ungewöhnliche Menschen‹ darf es schon sein.«
    »Dann will ich Dr. Morani zitieren, die das Problem sehr schön auf den Punkt gebracht hat. Sie sagte, es sei schade, wenn die Polizei die außergewöhnlichen Fähigkeiten dieser Mitarbeiter nicht nutzen würde. Und sie hat noch hinzugefügt, Verbrecher würden ihrer Ansicht nach einen Weg finden, solche Leute einzusetzen.«
    »Das ist schon immer das Problem der Polizei gewesen, dass ihr nicht dieselben Mittel zur Verfügung stehen wie den Tätern – weder finanziell, noch organisatorisch und erst recht nicht moralisch. Die Kriminellen kümmern sich nicht um Recht und Gesetz. Dadurch sind sie uns immer einen Schritt voraus.«
    »Ja. Aber in diesem konkreten Fall geht es weder um Geld noch um Organisation oder Moral. Im Grunde auch nicht

Weitere Kostenlose Bücher