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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Dienstvorschrift herumfuchtelt, aber eine URL nicht von einem Serverpfad unterscheiden kann. Ein typischer Polizist eben, womit ich natürlich nichts Nachteiliges über andere typische Polizisten aussagen möchte.«
    »Natürlich nicht. Und Wissmann?«
    »Sim? Ein hochbegabter Freak mit der Reife eines Zehnjährigen. Er wird von allen maßlos überschätzt, weil keiner versteht, was er tut. Was nützt es dem LKA, wenn er die dritte Wurzel aus einer zwölfstelligen Zahl im Kopf ziehen und nach dem Durchblättern eines Buchs hinterher sagen kann, auf welchen Seiten Rechtschreibfehler waren? Was hilft es, wenn er fehlerfreien C#-Code schreibt wie Sie und ich einen Brief an Mutti, aber das Programm, das er schreibt, nur Unsinn produziert? Sim gehört eher in ein Varieté als in eine Polizeibehörde.«
    »Er behauptet, er kann mit seinen Algorithmen Verhaltensmuster im Internet erkennen und daraus auf potenzielle Straftäter schließen.«
    »So viel haben Sie also verstanden. Immerhin. Aber das ist natürlich Quatsch. Er erkennt gar nichts. Die Tests, die er gemacht hat, um seine Behauptung zu überprüfen, sind methodisch fehlerhaft. Das habe ich ihm auch zu erklären versucht, aber er will es nicht hören.«
    »Gibt es eigentlich überhaupt jemanden auf der Welt, vor dem Sie Respekt haben?«
    »Linus Torvalds. Ein Programmierer. Entwickler des Betriebssystems Linux und einer der Begründer der Open-Source-Bewegung. Der hat nicht nur was drauf, er hat auch was verändert. Es gibt noch ein paar andere, aber deren Namen würden Ihnen nichts sagen.«
    »Und das Gesetz, das Sie vertreten? Haben Sie davor Respekt?«
    »Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar! Wäre ich sonst Polizist?«
    Eisenberg verzog das Gesicht angesichts des beißenden Sarkasmus. Varnholt hielt sich offenbar für so überlegen, dass er andere Menschen nur mit Herablassung behandelte. Andererseits schien er tatsächlich hochintelligent zu sein, und wahrscheinlich verfügte er über außergewöhnliche Fähigkeiten im Hinblick auf die Gewinnung von Informationen im Internet. Eisenberg hatte gelernt, dem ersten Anschein zu misstrauen. Vielleicht steckte in Varnholt mehr, als auf Anhieb zu erkennen war.
    »Wenn Sie in der Position von Herrn Kayser wären, was würden Sie dann mit der SEGI tun?«
    »Ich würde sie dichtmachen.«
    »Wollen Sie das? Wollen Sie, dass die SEGI aufgelöst wird?«
    »Nein. Aber Sie haben mich gefragt, was ich tun würde, wenn ich Kayser wäre – was ich zum Glück nicht bin.«
    »Dann formuliere ich meine Frage noch mal um. Wie könnte man die Talente, die es in Ihrer Gruppe zweifellos gibt, so einsetzen, dass sie der Öffentlichkeit einen dem Auftrag des Berliner Landeskriminalamts entsprechenden Nutzen bieten?«
    Varnholt schwieg einen Moment. Zum ersten Mal schien er wirklich über etwas nachzudenken, das Eisenberg gesagt hatte. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das möglich ist.«
    »Vielen Dank. Das wäre erst mal alles. Wenn Sie mir dann bitte Frau Dr. Morani schicken würden.«
    »Selbstverständlich, Herr Hauptkommissar.« Er setzte ein süßliches Lächeln auf. »Nette Plauderei übrigens. Man sieht sich. Oder auch nicht. Jedenfalls viel Erfolg weiterhin in Hamburg!«
    Als er die Tür schloss, wusste Eisenberg nicht recht, ob er lachen oder ihm den halb vollen Becher kalten Kaffees hinterherschleudern sollte.

11.
    Es klopfte. Dr. Claudia Morani trat unaufgefordert ein, setzte sich und legte Schreibblock und Stift vor sich auf den Tisch.
    »Es ist gut, dass Sie kommen«, sagte sie.
    Ihre kritische Miene schien die Worte Lügen zu strafen. Eisenberg sah sie verblüfft an.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Unser letzter Leiter war ziemlich unerfahren, und Jaap Klausen ist dafür ehrlich gesagt nicht ausreichend qualifiziert. Also ist es gut, dass Sie kommen.«
    »Sie meinen, falls ich komme.«
    »Wie Sie wollen.«
    »Frau Dr. Morani, was genau ist Ihre Aufgabe in der SEGI?«
    »Ich dachte, Polizeidirektor Kayser hätte Sie bereits über unsere Aufgaben informiert.«
    »Herr Kayser hat mir erzählt, dass Sie Kriminalpsychologin sind und als Profilerin ins Team geholt wurden. Aber ich frage Sie nach ihrer ganz konkreten Aufgabe. Was machen Sie den ganzen Tag?«
    »Ich unterstütze Kommissar Klausen bei seinen Recherchen. Wenn es keine gibt, bilde ich mich weiter.«
    »Weiterbildung? Wie meinen Sie das?«
    »Ich habe vor drei Jahren promoviert. In der Zwischenzeit haben sich viele neue Erkenntnisse

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