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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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seinem Computer simuliert. Wenn das das Experiment stören würde, hätten die schon längst eingreifen müssen. Die Menschen glauben alles Mögliche, und es kommt eigentlich nicht darauf an, was davon stimmt und was nicht, weil es letztendlich nur Rechtfertigung für das ist, was sie sowieso tun wollen. Wenn ich also glaube, dass die Welt künstlich ist, dann werde ich mich wahrscheinlich nicht anders verhalten, als wenn ich an das Fliegende Spaghettimonster glaube. Es sei denn …«
    »Es sei denn was?«
    »Es sei denn, jemand würde einen echten Beweis für die Künstlichkeit der Welt finden. Das könnte einiges ändern.«
    »Inwiefern?«
    »Ein wissenschaftlich überprüfbarer und nicht wegzudiskutierender Beweis würde die Art, wie wir Menschen über die Welt denken, revolutionieren. Es könnte zu tief greifenden Umwälzungen kommen. Ein solcher Beweis würde es den Weltreligionen verdammt schwer machen, ihren jeweiligen Schöpfergott oder Pantheon zu verkaufen. Also würden sie diese Erkenntnis bekämpfen, wie sie es schon immer mit wissenschaftlichen Entdeckungen getan haben, die nicht in ihr Weltbild passten.«
    »Dann ist das doch im Grunde nichts Neues.«
    »Doch, ich glaube schon. Das hier wäre eine Art Götterdämmerung. Die Religionen – alle auf einmal – wären in ihrer Existenz bedroht. Es gibt sicher genug Fanatiker da draußen, die das mit allen Mitteln verhindern wollen. Stell dir mal vor: Plötzlich geht es nicht mehr nur um die bösen Unterdrücker aus Amerika. Plötzlich muss ich als gläubiger Christ, Moslem, Jude oder Hindu die Existenz meines Gottes oder meiner Götter per se verteidigen! Wir hätten einen gewaltigen globalen Aufruhr mit unabsehbaren Folgen. Nur die Buddhisten wären wahrscheinlich relativ entspannt.«
    »Und du glaubst, die Erbauer des Universums würden eingreifen, um das zu verhindern?«
    »Was weiß ich, was die denken, falls es sie wirklich gibt? Wir wissen nicht mal, ob sie so aussehen wie wir, obwohl ich das für wahrscheinlich halte – schließlich simulieren wir in unseren Spielen auch in erster Linie Menschen oder zumindest menschenähnliche Wesen. Aber ob sie eine solche Entwicklung für problematisch halten würden, kann niemand sagen. Wer weiß, vielleicht ist genau das ja das wissenschaftliche Ziel ihres Experiments – herauszufinden, wie lange es dauert, bis wir merken, dass wir künstlich sind, oder zu beobachten, wie wir mit der Erkenntnis umgehen. Dann hätten wir allerdings ein Problem.«
    »Warum das?«
    »Wenn das wirklich ihr Ziel wäre, dann wäre ihr Experiment in dem Moment zu Ende, in dem wir den Beweis finden. Vielleicht würden sie die Weltsimulation noch ein paar Jahre weiterlaufen lassen, um zu sehen, wie es sich danach entwickelt. Aber irgendwann hätten sie genug Daten und würden das Experiment abbrechen. Das wäre dann das Ende unserer Existenz.«
    »Und wenn das nicht ihr Ziel ist? Was könnten sie tun?«
    »Wenn sie wirklich verhindern wollen, dass wir die Wahrheit herausfinden, dann müssten sie dafür sorgen, dass niemand den Beweis der Künstlichkeit entdeckt oder dass er diese Erkenntnis nicht weitergeben kann. Sie müssten den oder die Entdecker gegebenenfalls aus dem Verkehr ziehen.«
    »Und wie?«
    »Keine Ahnung. Das Einfachste wäre es wohl, ihn einfach an einem Herzschlag sterben zu lassen oder bei einem fingierten Unfall.«
    »Oder ihn zu löschen und alle Spuren seiner Existenz zu beseitigen?«
    »Na ja, das geht vielleicht im Film, aber in einer echten Simulation wäre es nicht so leicht, wie es klingt. Du bist die Informatikerin, aber ich denke mal, dass es verdammt schwer wäre, die Folgen eines zurückliegenden Ereignisses in einer künstlichen Welt durch Programmierung zu beseitigen, ohne logische Bruchstellen zu haben. Man müsste vermutlich die Simulation bis zu dem Moment, wo das unerwünschte Ereignis passiert, quasi ›zurückspulen‹, eingreifen und sie dann weiterlaufen lassen. Aber das wäre schon eine ziemliche Verschwendung von Rechenleistung, falls es überhaupt technisch möglich ist. Stattdessen kann man natürlich auch einfach ein Simulationsobjekt löschen, ohne sich um die Beseitigung der Spuren zu kümmern.«
    »Aber wäre das nicht gerade ein Beweis für die Künstlichkeit?«
    »Solange sich nicht jemand vor den Augen Tausender Menschen einfach in Luft auflöst, wohl eher nicht. Täglich verschwinden Hunderte Menschen überall auf der Welt spurlos. Wenn sie nicht wieder auftauchen, basteln sich die

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