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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Hinterbliebenen irgendwelche Erklärungen zurecht. Der Mensch ist gut darin, Dinge, die er eigentlich nicht erklären kann, in sein Weltbild zu integrieren. Solange das nicht im Übermaß geschieht, könnten die Weltenprogrammierer wahrscheinlich durchaus einzelne Menschen einfach löschen, ohne sich um die Spuren zu kümmern, die sie hinterlassen. Wer weiß, vielleicht sind ja die vielen ungeklärten Vermisstenfälle auf genau diese Art von Eingreifen zurückzuführen. Oder jedenfalls manche davon.« Er grinste.
    Mina sagte nichts. Sie kämpfte mit den Tränen.
    »Was ist eigentlich los mit dir?«, fragte Mark. »Du bist so … ernst.«
    »Es … es ist schon okay. Ich hab … Kopfschmerzen. Ich muss jetzt auch zur Uni. Danke, dass du gekommen bist.«
    »Hat Spaß gemacht, mit dir zu plaudern! Wenn du möchtest, könnten wir vielleicht mal wieder Essen gehen. Ich meine natürlich …«
    Mina rang sich ein Lächeln ab.
    »Mal sehen. Ich melde mich.« Sie verließ den Coffeeshop, bevor Mark merkte, wie erschüttert sie war.

19.
    Du siehst ihr nach, wie sie den Coffeeshop verlässt. Du würdest ihr am liebsten folgen, doch der Mann, mit dem sie sich getroffen hat, sitzt noch dort und starrt auf sein Smartphone. Besser, du wartest noch etwas, bis auch er gegangen ist.
    Sie ist hübsch, obwohl du Piercings nicht magst. Du hast beinahe so etwas wie Eifersucht verspürt, als sie mit dem Typen geredet hat. Da war ein Vertrauen zwischen den beiden, eine Nähe, wie sie nur zwischen Menschen entstehen kann, die sich sehr gut kennen.
    In deinem Leben gibt es niemanden, der dir so nah ist.
    Du lachst innerlich über dich selbst, als dir die Absurdität dieses Gedankens bewusst wird. Sie sind dir nah, viel näher, als es ein Mensch in dieser Welt sein kann. Sie sind auch ihr nah, nur weiß sie es nicht. Du beneidest sie darum. Dennoch möchtest du ihr die Augen öffnen.
    Sie ahnt bereits die Wahrheit. Du hast über das Geschwätz an den anderen Tischen hinweg nicht viel von ihrer Unterhaltung mitbekommen, doch du weißt, worum es ging. Sie hat gehofft, ihr Bekannter würde sie beruhigen, ihr die Angst vor der Wahrheit nehmen, ihr sagen, dass sie sich das alles nur einbildet. Doch das hat er nicht getan. An ihren Augen konntest du sehen, wie ihre Verunsicherung wuchs. Für ihn dagegen schien die Diskussion über die Wirklichkeit ein abstraktes Gedankenspiel zu sein. Als sei es egal, welche Wahrheit hinter der Welt liegt.
    Vielleicht ist das ihre Strategie: Den Menschen, die die Wahrheit erkennen, einzureden, es mache gar keinen Unterschied. Wenn es so ist, hat diese Strategie bei dir nicht funktioniert und bei ihr anscheinend auch nicht. Du würdest dich gern mit dem Mann unterhalten, ihn aufrütteln, ihm klarmachen, dass es ihm nicht einerlei sein darf, ob die Welt eine Lüge ist und die Menschen nur Marionetten in einem perfiden Spiel. Doch das geht nicht. Du musst unerkannt bleiben. Musst weiterhin in der Lage sein, zu tun, was getan werden muss. Sonst war alles vergebens.
    Endlich hört er auf, an seinem Smartphone herumzuspielen, und geht. Du wartest einen Moment, bis auch du den Coffeeshop verlässt. Du hast keinen Grund zur Eile. Weißt längst, wo sie wohnt.
    Bald ist es soweit. Bald wirst du dich ihr offenbaren. Kannst es kaum erwarten, das Erkennen in ihren Augen zu sehen, diese Gemeinsamkeit zu spüren. Endlich wirst du nicht mehr allein sein. Doch du musst geduldig sein. Darfst keinen Fehler machen. Darfst ihnen keine Gelegenheit geben, dich geräuschlos aus dem Verkehr zu ziehen. Sie warten bloß darauf.

20.
    In den folgenden Tagen gab es immer wieder kleinere Reibereien zwischen Varnholt und Klausen und gelegentlich auch zwischen Varnholt und Wissmann, obwohl die beiden sich meist aus dem Weg gingen. Doch es gelang Eisenberg jedes Mal, den Konflikt zu beenden, bevor er eskalierte. Allmählich schöpfte er Hoffnung, dass ihm das Kunststück gelingen könnte, seine vier so unterschiedlichen Mitarbeiter zu einer produktiven Arbeit zu bewegen. Von Zusammenarbeit konnte allerdings nicht wirklich die Rede sein, denn die vier sprachen kaum miteinander, und verwertbare Ergebnisse waren erst recht nicht in Sicht.
    Am Mittwoch der folgenden Woche fand die regelmäßige Führungsgruppensitzung statt, an der alle Abteilungsleiter und, je nach Tagesordnung, auch einige Gruppenleiter teilnahmen. Eisenberg war dabei, um sich und sein Konzept für die SEGI vorzustellen. Er stieß auf Skepsis und musste sich einige kritische Fragen

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