Delete: Thriller (German Edition)
Siedlungen.«
»Großartig!«, sagte Varnholt. »Dann können wir ja gleich eine Streife hinschicken, die einfach alle Einwohner vernimmt.«
»Herr Varnholt, bitte!«, sagte Eisenberg. Er wandte sich wieder an Wissmann. Inzwischen hatte er begriffen, dass man dem Autisten die Würmer einzeln aus der Nase ziehen musste. »Noch etwas?«
»Sie waren alle in einem sozialen Netzwerk angemeldet.«
»Da kommt der nächste Hammer!«, spottete Varnholt. »Mädchen im Alter zwischen fünfzehn und achtzehn, die bei Facebook angemeldet sind!«
»Du bist ein Blödmann, Varnholt«, sagte Wissmann mit unaufgeregter Stimme.
»Und du ein Versager, Wissmann. Du kannst vielleicht schnell rechnen und Programme schreiben, aber dabei kommt nur Müll raus.«
»Herr Varnholt, gehen Sie bitte wieder an Ihren Platz und kümmern Sie sich um Ihre Aufgaben«, sagte Eisenberg. »Das gilt auch für Sie, Herr Klausen und Frau Morani.« Dann wandte er sich wieder an Wissmann. »Haben Sie noch etwas herausgefunden?«
»Varnholt ist ein Idiot. Er kapiert gar nichts.«
»Ich meinte etwas, das mit dem Fall zu tun hat.«
»Ich habe nichts von Facebook gesagt.«
»Die Mädchen waren nicht bei Facebook angemeldet?«
»Doch, schon, aber das ist nicht statistisch auffällig. Facebook hat über 1,5 Milliarden Mitglieder weltweit.«
»Was meinten Sie dann?«
»Flechazo.«
»Wie bitte?«
»Flechazo.com. Eine Datingplattform. Alle Opfer waren dort angemeldet.«
»Seltsamer Name.«
»Flechazo ist Spanisch und bedeutet ›Liebe auf den ersten Blick‹. Man meldet sich dort an, um einen Freund kennenzulernen.«
»Wie viele Mitglieder hat diese Plattform?«
» 2471 , Stand heute, 13.12 Uhr.«
»Können Sie mir die Plattform bitte mal zeigen?«
Wissmann öffnete eine Website. Eisenbergs lückenhaftes Spanisch reichte aus, um zu erkennen, dass dort jungen Mädchen versprochen wurde, mühelos ihren Traummann zu finden. Eine perfekte Gelegenheit für potenzielle Entführer, ihre Opfer zu identifizieren und Kontakt mit ihnen aufzunehmen.
»Wie haben Sie das herausgefunden?«
»Ich habe alle infrage kommenden Plattformen durchsucht.«
»Sie haben sich dort angemeldet?«
»Ich? Nein, natürlich nicht. Das Problem ist, dass man immer nur einen kleinen Teil der Profile zu sehen bekommt, wenn man sich bei einer solchen Plattform anmeldet. Man muss sich also sehr oft anmelden, mit unterschiedlichen Profilen, bis man mit hinreichender Sicherheit sagen kann, dass eine bestimmte Person nicht auf einer solchen Plattform angemeldet ist. Das würde Jahre dauern, wenn man es manuell macht.«
»Und wie haben Sie es dann gemacht?«
»Mit Bots.«
»Was ist ein Bot?«
»Der Begriff Bot leitet sich von dem Wort Roboter ab, das Ihnen sicher bekannt ist. Ein Bot ist ein automatischer Prozess, der im Internet bestimmte Aufgaben erfüllt, die normalerweise Menschen ausführen sollen. Spambots beispielsweise registrieren sich automatisch in Netzwerken, um dort Werbebotschaften zu platzieren.«
»Und Sie haben auch einen solchen Bot eingesetzt?«
»Nicht einen.«
»Wie viele?«
»Das hängt von der verfügbaren Rechenleistung ab. In der Spitze waren es siebenhundertzwölftausenddreihundertacht.«
»Was macht ein solcher Bot?«, fragte Eisenberg, der zu seiner eigenen Überraschung von dem Thema fasziniert war und sich in diesem Moment vornahm, mehr über die neuen Internettechniken zu lernen.
»Zunächst einmal muss er sich in einem Netzwerk anmelden. Das ist nicht so einfach, wie es klingt, denn die meisten Netzwerke haben Schutzmechanismen, um Spambots abzuwehren. Sie tracken die IP-Adressen und blockieren Mehrfachanmeldungen von derselben Adresse innerhalb kurzer Zeit. Außerdem nutzen sie Captchas.«
»Was?«
»Captchas sind Bilder, auf denen Worte oder Ziffern zu sehen sind, meistens verzerrt und verfremdet. Der Mensch muss dann diesen Code in ein Feld eingeben. Die Idee ist, dass Menschen diese Captchas lesen können, Maschinen dagegen nicht. Das ist natürlich Blödsinn.« Er stieß ein Schnauben aus, das möglicherweise ein Ausdruck der Erheiterung war.
»Können Sie mir mal so ein Captcha zeigen?«
»Klar.« Er öffnete ein kleines Fenster, in dem ein merkwürdig verzerrtes und verdrehtes Wort zu lesen war. Einige der Buchstaben konnte Eisenberg nicht eindeutig erkennen. »Was steht da?«
»Klop5tZiy8«, sagte Wissmann. »Das ist ein Trainingscaptcha für meinen neuronalen Algorithmus.«
Eisenberg sparte sich die Frage, was ein neuronaler
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