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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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dass das alles nur eine Simulation in einer Maschine war. Ihr Halbork war keine Schönheit, aber er war stark und wurde von den meisten anderen Spielern bewundert. Selbst ihre schmähliche Niederlage hatte ihren Ruhm in der Community noch vermehrt. Statt sich über das Desaster lustig zu machen, lobten die meisten Forumsteilnehmer den Mut ihrer Gruppe, eine Übermacht anzugreifen, die noch dazu einen Level-42-Magier bei sich gehabt hatte. Dabei hatte sicher geholfen, dass die Feuergilde bei den übrigen Gilden und Clans nicht besonders beliebt war.
    Thomas war immer noch nicht wieder aufgetaucht. Niemand hatte etwas von ihm gehört. Mina hatte noch zweimal mit seiner Mutter telefoniert, die sich nun doch große Sorgen machte, nachdem die Polizei sie befragt hatte. Sie hatte nichts tun können, um die verzweifelte Frau zu beruhigen. Die Polizei war bei Mina gewesen. Zwei Männer, ein älterer mit deutlich sichtbar schwarz gefärbten Haaren, der sich offenbar für gut aussehend gehalten hatte, und ein junger Blonder, der gerade frisch von der Polizeischule gekommen zu sein schien, mit monotoner Stimme von einem Formular Fragen vorlas und Minas Antworten mit der Hand daneben kritzelte.
    Dass die beiden irgendetwas dazu beitragen würden, Thomas zu finden, bezweifelte sie. Dennoch war sie froh, dass ihr die Last abgenommen worden war. Was hätte sie auch tun können? Sie kannte Thomas ja kaum und wusste so gut wie nichts über seinen Freundeskreis oder Verwandte, bei denen er eine Weile untergetaucht sein konnte. Im Grunde ging es sie nach wie vor gar nichts an.
    Seit dem Treffen mit Mark letzte Woche hatte sie fast jede Nacht Albträume, in denen sie in einem mit zäher Flüssigkeit gefüllten Glaskasten eingesperrt war wie Neo in Die Matrix .
    Sie hatte eine volle Viertelstunde damit zugebracht, ein vertrocknetes Blatt zu untersuchen, das von einer Zimmerpflanze abgefallen war. Sie hatte es aufgeschnitten, daran gerochen, es mit der Lupe untersucht, die feinen Strukturen bewundert. War es denkbar, dass eine Computersimulation jemals solch einen Detailgrad erreichen konnte? Es erschien ihr unvorstellbar. Doch hatte sich die Technik nicht allein in den letzten zwanzig Jahren atemberaubend schnell weiterentwickelt? Einem Menschen aus dem Mittelalter wären sämtliche Apparate, die sie heute wie selbstverständlich benutzte, unvorstellbar erschienen. Wenn es tatsächlich eine Welt außerhalb der Welt gab, konnte die Technik dort ohne Weiteres fünfhundert Jahre weiter fortgeschritten sein – oder auch fünftausend. Vielleicht war das, was sie als Realität ansah, für die Schöpfer dieser Welt vergleichbar mit der mittelalterlichen Welt Goraya – eine romantische Verklärung der historischen Wirklichkeit eines lange zurückliegenden 21. Jahrhunderts.
    Doch was nützte all diese Spekulation? Wenn es wirklich so war, dann konnte sie absolut nichts tun. Dann war es am besten, einfach ihr Leben weiterzuleben wie bisher. Was machte es letztlich schon für einen Unterschied, ob die Welt eine Computersimulation war, das Werk eines Schöpfergottes oder einfach nur das Ergebnis zufälliger physikalischer Prozesse?
    Doch so sehr sie sich auch bemühte, es fiel ihr schwer, in ihre gewohnte Routine zurückzufallen. Also streifte sie weiter rastlos durch die Welt der Zauberei, die ihre zweite Heimat geworden war, in der vagen Hoffnung, die ganze Sache irgendwann vergessen zu können – oder vielleicht doch noch jemanden zu treffen, der wusste, was mit Thomas geschehen war, und sie aus ihrem Albtraum befreite.
    »Ist dein Freund wieder aufgetaucht?«, fragte Grob. Inzwischen wusste jeder hier, wen sie suchte. Ihr Name tauchte in Dutzenden Forenbeiträgen auf. Auch das hatte den Ruhm von Gothicflower gesteigert.
    »Nein.«
    »Frag doch mal Don. Wenn einer was weiß, dann er.«
    »Don ist hier? Der Don?«
    »Klar. Da hinten bei der Gruppe von Drachenmenschen.«
    Don trug nicht nur den offiziellen Titel » Lebende Legende« , er war auch eine. Einer der ganz wenigen Spieler, die Level 50 erreicht hatten. Mina war ihm noch nie im Spiel begegnet, hatte aber schon viel von ihm gehört. Er galt als eine Art Robin Hood, der übermächtige Spieler, die sich gegenüber Schwächeren unfair verhielten, in ihre Schranken wies.
    Sie fand ihn in einem hinteren Winkel der Kneipe. Wie Grob gesagt hatte, stand er bei einer Gruppe von Drachenmenschen.
    »Wir haben mit der Sache nichts zu tun, Don«, sagte einer der Echsenköpfe. »Ehrlich!«
    Don war

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