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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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Algorithmus war. »Und Ihre Maschine kann das lesen?«
    »Problemlos. Die Erkennungsquote schwieriger Captchas liegt heute in etwa bei achtundzwanzig Prozent. Für Menschen natürlich. Meine Bots entziffern solche Captchas in siebenundachtzig Komma drei Prozent der Fälle korrekt.« Wieder dieses Schnauben. »Ein weiterer Wettlauf, den die Maschinen gewonnen haben.«
    »Also schön. Der Bot hat sich angemeldet. Was dann?«
    »Er fordert Profile von Kontakten an. Die Regeln dieser Netzwerke sehen meistens vor, dass man nur wenige Profile zu sehen bekommt, wenn man nicht zahlendes Mitglied wird.«
    »Und Sie vergleichen dann Namen und Adresse dieser Profile mit denen der Opfer?«
    »Natürlich nicht. Die Profile sind anonym, die Kontaktpersonen verwenden Pseudonyme, Adressdaten bekommt man nicht zu sehen.«
    »Was machen Sie dann?«
    »Ich vergleiche die Fotos.«
    »Moment. Wollen Sie mir sagen, dass Ihr … Bot erkennen kann, ob jemand auf einem Foto eine bestimmte Person ist?«
    »Selbstverständlich. Das ist doch nichts Besonderes. Google kann das, Facebook auch.«
    »Google kann das?«
    »Natürlich. Sie könnten ein Foto in die Google Bildersuche ziehen, und Google wäre dann in der Lage, alle Bilder herauszusuchen, auf denen die betreffende Person zu sehen ist. Die Funktion ist lediglich aus Datenschutzgründen momentan für die Öffentlichkeit deaktiviert. Aber das FBI setzt diese Technik schon lange ein, um Täter im Internet aufzuspüren.«
    Eisenberg schwirrte der Kopf. Er hatte das Gefühl, kilometerweit hinter der aktuellen technischen Entwicklung hinterherzuhinken. »Ist das legal?«, fragte er.
    »Es ist selbstverständlich legal, Bilder zu vergleichen, die öffentlich verfügbar sind. Jeder Mensch kann das. Es ist lediglich nicht erlaubt, dass eine Suchmaschine wie Google diese Funktion öffentlich verfügbar macht. Wobei es genau genommen umstritten ist, ob es legal wäre – je nachdem, welches Recht man zugrunde legt.«
    »Also schön. Sie haben rausgefunden, dass alle Opfer bei dieser Partnersuchplattform registriert waren. Glauben Sie, dass ein Zusammenhang zu den Entführungen besteht, oder kann das auch bloß Zufall sein?«
    »Nein, bei der geringen Mitgliederzahl des Netzwerks ist ein Zufall praktisch ausgeschlossen. Das wäre ungefähr so wahrscheinlich, als wenn Sie dreimal hintereinander den Lottojackpot knacken.«
    »Danke, Herr Wissmann. Gute Arbeit!«
    Wissmann wandte sich ohne Erwiderung wieder seinem Bildschirm zu.
    Eisenberg rief Udo Pape an und erzählte ihm, was er erfahren hatte.
    »Wow! Scheint so, als hätte deine Truppe tatsächlich nützliche Fähigkeiten. Ich gebe das gleich mal an die Behörden in Guatemala und Honduras weiter. Wenn du recht hast, müssten die Entführer ja auch auf dieser Plattform angemeldet sein.«
    »Es würde mich nicht wundern, wenn sie die Plattform selbst betreiben«, sagte Eisenberg.
    »Gut möglich. Ich prüfe das. Vielen Dank, Adam!«
    Als Eisenberg auflegte, hatte er zum ersten Mal das Gefühl, in Bezug auf seine neue Aufgabe die richtige Entscheidung getroffen zu haben.

21.
    »Du bist in letzter Zeit ziemlich oft hier, mein verwelktes Blümchen«, sagte Grob, der Tavernenwirt.
    »Danke für das Kompliment, Gurkennase«, erwiderte Mina.
    Grob hatte recht. Sie hatte in den letzten Tagen viel Zeit in World of Wizardry verbracht, die Grenzen der virtuellen Stadt aber nicht verlassen, sich an keinem Raid beteiligt, nicht mal kleinere Quests übernommen, mit denen sie ihren klammen Geldbeutel hätte füllen können. Irgendwie machte ihr das alles keinen Spaß mehr. Es war ihr auf einmal egal, ob ihr Halbork jemals den magischen 40. Level erreichte, ab dem man den Status »Lebende Legende« erhielt und auch die mächtigsten Waffen und Ausrüstungsgegenstände benutzen konnte. Hatte sie sich früher schon aus Prinzip in jeden Streit eingemischt und gern mal selbst eine Schlägerei angefangen, hielt sie sich nun abseits.
    Sie hatte sich schon mehrfach gefragt, warum sie nicht einfach den Computer ausmachte und offline blieb, zumindest für einige Zeit. Irgendwann war ihr klar geworden, dass sie nicht wusste, was sie dann machen sollte. Fernsehen? Es gab absolut nichts, was sie daran gereizt hätte. Lesen? Auf die Dauer zu ermüdend. Mit Freunden treffen? Ihre Freunde waren alle hier in Goraya .
    Sie hatte sich bei dem Gedanken ertappt, wie es wäre, vollständig nach Goraya überzusiedeln – ein Leben voller Magie und Abenteuer zu führen, ohne zu wissen,

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