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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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nicht – seit heute?«
    »Heute?«
    »Keds, ich wollte es dir sagen –«
    Er wirft den Ball hart gegen die Wand; der Ball prallt ab und springt gegen den Schreibtisch.
    »Keds …«
    Er ignoriert mich, bückt sich nach dem Ball. »Seltsam, nicht wahr? Ich mache an dem Tag Schluss, an dem du eine Beziehung anfängst.«
    Ich starre auf den Boden, wünsche, ich hätte eine Antwort.
    »Erkläre es mir, Ani. Wieso er? «
    »Wieso nicht?«
    »Ich könnte dir 1000 Gründe nennen.«
    Meine Nackenhaare stellen sich auf. »Er ist ein netter Kerl.«
    »Ist er das?« Und dann schnaubt er plötzlich selbstkritisch: »Aber ich habe kein Recht, darüber zu reden. Wenn man sich ansieht, mit wem ich gerade Schluss gemacht habe.«
    Er geht zum Schreibtisch, nimmt seine Bücher und stopft sie in den Rucksack. »Gehst du schon?«, frage ich.
    »Kümmere dich nicht um mich, Ani. Ich freue mich wirklich für dich. Ich … Ich hoffe nur, dass es bei dir besser läuft als bei mir.«
    Als er weg ist, kommt mir die Wohnung noch leerer vor, mein Zimmer wirkt dunkler und trauriger. Ich rufe Kunal an.

Zweiundzwanzig
    Die ganze Woche verhalte ich mich wie eine Musterschülerin. Ich lerne 16 Stunden täglich, esse Dutzende Äpfel und trinke literweise Cola. Mutig nehme ich den Kampf mit den schwierigsten Rechnungen auf. Ich zwinge mich zum Nachdenken, und das in einer Sprache, mit der ich kaum vertraut bin. Es ist schwer, sehr schwer, aber am siebten Ferientag – am eigentlichen Dussehra -Fest – kann ich mir vorstellen, die Prüfungen zu schreiben, ohne mich zu übergeben.
    Abends am Telefon sagt Kunal, dass meine Prüfungen auch ihn verrückt machen. »Sobald die letzte vorbei ist, gehen wir aus«, befiehlt er barsch. Ich denke voller Vorfreude daran. Schon in wenigen, ganz wenigen Tagen werde ich ihn wieder sehen …
    Um sechs Uhr höre ich Mas Schlüssel im Schloss. Sie ist zur Arbeit gegangen, obwohl heute Dussehra ist. Die Tatsache, dass alle anderen mit ihren Familien daheim sind, hat sie bestimmt nicht zur frühen Rückkehr bewegt. Ihre Absätze klappern den Flur entlang bis vor meine Tür. »Ann«, platzt sie in mein Zimmer, »hast du den ganzen Tag hier gesessen? Du Arme! Ich hätte dich nicht allein lassen sollen.« Ich verdrehe die Augen, genieße aber dennoch ihre spontane Nackenmassage.

    »Lass uns irgendwohin gehen. Hast du Lust auf ein Ramlila ?«
    »Muss das sein?«
    »Ja! Es wird toll! Wir können alle möglichen furchtbar leckeren Sachen essen und hässliche Preise gewinnen. Außerdem ist es schon so lange her, dass ich Ravan brennen gesehen habe!«
    Die ganze Woche über waren die Zeitungen voll mit Bildern von zehnköpfigen Figuren, die in der ganzen Stadt für den heutigen Abend bereitgehalten wurden. Die Figuren sind groß, statuenartig, mit Feuerwerkskörpern gefüllt; sie werden auf dem freien Feld und auf öffentlichen Plätzen aufgestellt. Dann spielt ein als der Gott Ram verkleideter Darsteller den entscheidenden Kampf aus dem Versepos Ramayana nach und schießt mit einem Pfeil auf die Statue. Diese zerplatzt und das Gute hat wieder einmal den Kampf für sich entschieden.
    Die Ramlila , die meine Mutter sehen wollte, war bekannt als »die berühmte Ramnagar- Ramlila -Gruppe«, und kulinarische Spezialitäten aus ganz Indien sollte es dort auch geben. »Stell dir vor«, sagt Ma, » Khasta Kachauri, Kanji Vade, Avadi Aloo, Kanpur ke Daulat ki Chaat !«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest, Ma.«
    »Und genau das müssen wir ändern! Komm, wenn wir jetzt losfahren und den Expressway nehmen, können wir in einer Stunde dort sein!«
    Ich wuchte mich aus dem Stuhl und schüttele meinen eingeschlafenen Fuß. »Bekomme ich Zuckerwatte?«
    »Und ganz viel Banta .«
    » Banta ?«

    »Schrecklich lecker.«
    Ich grinse. »Ich gehe schnell zu Rani und frage, ob sie mitkommen möchte. Ich weiß nicht, wo sie in den letzten Tagen gesteckt hat.«
    Die Klingel der Bajajs funktioniert nicht mehr. Ich drücke den Knopf einmal, zweimal, warte eine Weile. »Rani?« Die Tür lässt sich einfach aufdrücken. Das dunkle Wohnzimmer wirkt verlassen, es scheint niemand zu Hause zu sein. »Rani?«, rufe ich wieder.
    Ihr kleines Zimmer am Ende des Gangs ist dunkel, aber ihre Schreibtischlampe brennt; auf dem Tisch liegen aufgeklappt ein Buch und ein Notizblock. Ein Füller liegt ohne Kappe auf dem Boden. Ich hebe ihn auf und stecke die Kappe auf. Es ist gar nicht ihre Art, ihr Zimmer so zu hinterlassen. Ich gehe wieder in den Flur und

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