Delia 3 - Delia im Wilden Westen
denn darauf, dass ich lüge?“
„Weil ich den Mann, den du beschrieben hast, kenne ... Konrad Körner aus Germany, den sie hier Konny nennen!“
Delia machte vor Freude einen wahren Luftsprung. „Was?“ schrie sie. „Sie kennen ihn? Er war hier? Wo ist er jetzt? Erzählen Sie, bitte, es ist so wichtig für mich!“
„Ich denke nicht daran“, erwiderte Lilly kühl. „Erst will ich wissen, wer du bist ...“
„Aber ... ich habe Ihnen doch gesagt ...“
„Du kannst nicht Konnys Sohn sein, denn er hatte gar keinen! Nur drei Töchter, von denen hat er mir oft erzählt!“
Jetzt musste Delia lachen. Sie lachte und lachte und konnte gar nicht mehr aufhören, und unter lauter Lachen prustete sie heraus: „Aber ich bin ja seine Tochter ... haben Sie denn nicht gemerkt, dass ich ein Mädchen bin? Ich bin Delia Körner aus Schönau!“
„Na so was!“ Lilly ließ das Gewehr sinken. „Ein Mädchen bist du ... na, ich muss schon sagen, allerhand! So hätte ich mich, als ich so alt war wie du, nicht aufführen dürfen! In Hosen herumlaufen und Schnapsflaschen zerknallen! Die heutige Jugend, also nein ...“
Aber dann wurde sie von Delias Lachen angesteckt und konnte nicht mehr schimpfen. Sie nahm das kleine Mädchen mütterlich in die Arme, führte sie in eine große gemütliche Küche. Delia bekam ein schönes heißes Bad in einer Wanne bereitet, auch die Haare kamen dran, die mussten auch wieder zurechtgeschnitten werden. Lilly wusch Delias Hemd, hängte es an den Herd zum Trocknen, tischte ihr Waffeln mit Ahornsirup und eine ganze Kanne Tee auf. Und während Delia aß und trank und badete, redete und redete sie — es war so gut, sich endlich mal wieder jemandem rücksichtslos anvertrauen zu können. Noch schöner war es, Lilly von ihrem Vater erzählen zu hören und endlich zu wissen, dass sie wirklich auf der richtigen Spur war.
Es war zwar mehr als ein halbes Jahr her, seit Lilly den Vater zuletzt gesehen hatte. Damals hatte er ihr gesagt, dass er noch weiter ins Gebirge hinein wollte, und das hatte er auch wohl wahr gemacht, denn seit damals war er nicht mehr in Sacramento aufgetaucht. Er musste also näher bei einer anderen Goldgräberstadt leben, wo er sich Munition und Lebensmittel eintauschte.
„Das ist ein Mann, dein Vater“, sagte die dicke Lilly, „kein Säufer wie die anderen, nein, und kein Spieler und kein Verschwender! Er hatte nur das eine Ziel vor Augen ... Gold zu finden, damit er seiner Familie ein sorgloses Leben schaffen konnte!“
„Na, ein sorgloses Leben haben wir ihm bisher ja gerade nicht zu verdanken“, sagte Delia und dachte an die traurigen Augen ihrer Mutter. „Aber egal, jetzt werde ich ihn finden und nach Hause zurückbringen, koste es, was es wollte.“
„Wenn er noch lebt“, sagte Lilly.
Delia bekam große Augen. „Was heißt denn das? War er etwa krank?“
„Nein, aber er wollte unbedingt Gold finden, viel Gold, und er war ein Mann, dem man schon zutrauen konnte, dass ihm das gelang.“
„Na und?“ sagte Delia. „Umso besser.“
Lilly seufzte. „Du weißt nicht, was hier los ist, Schätzchen! Hast du denn noch nie etwas von Jonny Jones gehört?“
Delia schüttelte den Kopf.
„Überall in der Stadt hängen doch die Plakate, auf denen steht sein Steckbrief drauf und die Belohnung, die auf seinen Kopf gesetzt worden ist. Zehntausend Dollar. Da kannst du dir vielleicht vorstellen, wie gefährlich dieser Mann ist.“
„Was tut er denn?“ wollte Delia wissen.
„Er überfällt Postkutschen, besonders dann, wenn er weiß, dass ein Goldgräber mitfährt, der Glück gehabt hat und jetzt seinen Gewinn in Sicherheit bringen will. Er raubt aber auch die Postsäcke aus, nimmt an sich, was er Wertvolles findet, das andere verbrennt er.“
„O je“, sagte Delia, „und gerade heute habe ich einen Brief an meine Mutter geschrieben.“
Lilly musste lächeln. „Na, den wird Jonny Jones wohl nicht gerade abfangen.“
Delias Gesicht strahlte auf. „Sehen Sie! Sie glauben es selber nicht. Warum sollte er dann gerade meinen Vater überfallen! Amerika ist so groß, das wäre schon richtiger Zufall, wenn das geschähe ... Wie sieht er denn aus, dieser Jonny Jones? Damit ich ihn gleich erkenne, wenn ich ihn treffen sollte.“
„Er ist ein großer breitschultriger Mann, ein Hüne von einem Kerl, und er hat eine Glatze und einen roten Bart.“
„Hm“, sagte Delia, „da wundert es mich aber wirklich, dass sie ihn noch nicht gefangen haben, wenn er so
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