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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir, und Mohammed Emin trank den Rest aus. Dann umarmte und küßte er uns, während er jedem sagte:
    »Jetzt bist du mein Rafik, und ich bin dein Rafik; unsere Freundschaft sei ewig, wenn auch Allah unsere Wege scheiden mag!«
    Freund, Blutsbruder. Ein solcher gilt mehr als alle Aschab, das ist Gefährten.
    Die Kunde von diesem Bunde verbreitete sich schnell durch das ganze Lager, und wer auch nur das kleinste Vorrecht oder die geringste Vergünstigung zu besitzen glaubte, der kam in das Zelt, um uns zu beglückwünschen. Dies nahm eine nicht geringe Zeit in Anspruch, so daß wir erst spät wieder nur zu dreien beieinander saßen.
    Wir mußten Scheik Malek eine Beschreibung des Terrains liefern, auf welchem der Kampf voraussichtlich stattfinden werde, und ihn mit unserem Verteidigungsplane bekannt machen. Er billigte denselben vollständig und fragte zuletzt:
    »Können die Feinde nicht nach Norden entweichen?«
    »Sie könnten zwischen dem Flusse und dem Dschebel Kanuza, das ist also längs des Wadi Dschehennem, durchbrechen; aber wir werden ihnen auch diesen Weg verlegen. Scheik Mohammed, hast du angeordnet, daß Werkzeuge vorhanden sind, um eine Brustwehr zu errichten?«
    »Es ist geschehen.«
    »Sind die Frauen ausgewählt, welche uns begleiten sollen, um die Verwundeten zu verbinden?«
    »Sie sind bereit.«
    »So laß Pferde aussuchen für unsern Gefährten und seine Männer. Wir müssen aufbrechen, denn der Tag wird bald erscheinen.«

Zehntes Kapitel. Der Sieg .
     
    Eine halbe Stunde später setzten sich die Haddedihn in Bewegung, nicht etwa in einer ordnungslosen, aufgelösten Wolke, wie es gewöhnlich bei den Arabern der Fall zu sein pflegt, sondern in festen, parallel miteinander reitenden Körpern. Ein jeder wußte, wohin er gehörte.
    Vor uns ritten die Krieger, hinter uns auf Kamelen und unter der Anführung einiger noch ziemlich rüstiger Greise die Frauen, welche das Sanitätscorps zu bilden hatten, und zuletzt kamen diejenigen, welche zur Verbindung mit dem Weideplatze und zur Beaufsichtigung der Gefangenen dienen sollten.
    Als die Sonnenscheibe sich über dem Horizont zeigte, stiegen alle ab und warfen sich zur Erde, um das Morgengebet zu verrichten. Es war ein erhebender Anblick, diese Hunderte im Staube vor jenem Herrn liegen zu sehen, der heute noch einen jeden von uns zu sich rufen konnte.
    Von den ausgestellten Posten erfuhren wir, daß nichts vorgefallen sei. Wir erreichten also ohne Störung den langgezogenen Dschebel Deradsch, hinter welchem sich das fast eine Stunde lange Thal von West nach Ost erstreckte. Diejenigen, welche als Schützen ausersehen waren, stiegen ab; ihre Pferde wurden in gehöriger Ordnung in der Ebene angepflockt, damit im Falle eines Rückzuges keine Verwirrung entstehen könne. Unweit davon wurden die Kamele entlastet und die Zelte, welche sie getragen hatten, aufgeschlagen; sie waren, wie bereits erwähnt, für die Verwundeten bestimmt. Wasser war in Schläuchen genug, Verbandzeug aber nur sehr wenig vorhanden, ein Übelstand, welcher mich mit Bedauern erfüllte.
    Die Postenkette, welche uns mit den Abu-Mohammed-Arabern verband, hatten wir natürlich hinter uns hergezogen, so daß wir mit ihnen immer in Verbindung blieben. Es waren fast stündlich Meldungen von ihnen angekommen, und die letzte derselben belehrte uns, daß die Feinde unseren Anmarsch noch nicht entdeckt hätten.
    Sir Lindsay hatte sich am gestrigen Abend und auch heute bis jetzt sehr einsilbig verhalten. Es war mir ja keine Zeit übrig geblieben, die ich ihm hätte widmen können. Jetzt hielt er an meiner Seite.
    »Wo schlagen, Sir? Hier?« fragte er.
    »Nein, hinter dieser Höhe,« antwortete ich.
    »Bei Euch bleiben?«
    »Wie Ihr wollt.«
    »Wo seid Ihr? Infanterie, Kavallerie, Genie, Pontons?«
    »Kavallerie, aber Dragoner, denn wir werden ebenso schießen wie fechten, wenn es notwendig ist.«
    »Bleibe bei Euch.«
    »So wartet hier. Meine Abteilung hält hier, bis ich sie abhole.«
    »Nicht hinein in das Thal?«
    »Nein, wir werden uns oberhalb von hier an den Fluß ziehen, um den Feind zu verhindern, nach Norden zu entkommen.«
    »Wie viel Mann?«
    »Hundert.«
    » Well ! sehr gut, ausgezeichnet!«
    Ich hatte diesen Posten mit einer gewissen Absicht übernommen. Zwar war ich Freund und Gefährte der Haddedihn, aber es widerstrebte mir doch, Leute, wenn auch im offenen Kampfe, zu töten, die mir nichts gethan hatten. Der Zwist, welcher hier zwischen diesen Arabern ausgefochten werden sollte, ging

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