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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Grundmauer des Tempels und mußten abermals unverrichteter Sache umkehren.
    Im letzten Gange, der uns übrig blieb, war dieselbe Vorsicht geboten. Er war viel länger als der vorige und endete in einem tiefen Loche, dessen Breite diejenige des Ganges war. Zum dritten Male kehrten wir um.
    Die Gefährten vernahmen unsern Bericht mit Verwunderung.
    »Er war da, folglich ist er noch da!« sagte Lindsay. »Yes!«
    »Er kann auch den Gang während der Zeit, daß ich nicht da war, verlassen haben. Nehmt die Lampen. Wir wollen zunächst einmal in den Brunnen sehen!«
    Wir schritten links hinüber und kamen an das Ende des Ganges. Der Brunnen war sehr tief; in seinem dunklen Schlunde war nichts als Finsterniß zu sehen. Hier hinab konnte Abrahim nicht entwichen sein. Darum suchten wir nun den zuletzt durchforschten Gang auf. Als wir an das Loch kamen, sahen wir, daß es eine Treppenöffnung sei, deren erste Stufe aber so tief war, daß man sie von oben mit der Hand nicht erfassen konnte.
    »Wollen wir hinab?« frug der Kodscha mit einigem Grauen.
    »Natürlich. Es ist der einzige Weg, auf welchem er entkommen sein kann.«
    »Aber wenn er von unten her auf uns schießt!«
    »Du wirst hinter uns gehen. Gib mir Dein Licht!«
    Wir stiegen hinab; wohl zwanzig Stufen zählte ich. Dort gab es einen einzigen langen Gang, welcher sehr weit unter der Erde hinführte und dann mit einer ähnlichen Treppe endete, auf welcher wir emporstiegen. Droben standen wir wieder in einem Gange. Wir theilten uns jetzt nicht, sondern blieben beisammen und verfolgten den Gang.
    Er führte zu einem eben solchen Kreuzungspunkt, wie die vier vorher durchforschten Bogengewölbe, und nun war guter Raththeuer. Sollten wir uns theilen oder beisammen bleiben? Wir entschieden uns für das Erstere.
    Lindsay und der Kodscha bewachten mit dem einen Lichte den Kreuzungspunkt, während ich nebst Halef mit der zweiten Lampe den nächsten Gang hinunter schritt. Auch er war sehr lang und wurde je länger desto breiter, zuletzt auch heller. Wir eilten vorwärts und erreichten das Tageslicht bei den beiden Doppelsäulen, hinter denen ich eingetreten war.
    Aber wo waren die beiden Irländer, welche ich hierher postirt hatte?
    »Sihdi, er ist hier durchgekommen, und sie haben ihn,« sagte Halef.
    »So wären sie nach dem andern Ausgange geeilt, um es uns zu melden. Komm, wir wollen nachsehen!«
    Wir schritten schnell dem angegebenen Orte zu; auch er war unbewacht; der Diener Jacub’s hatte seinen Posten ebenfalls verlassen.
    »Sie haben ihn nach dem Loche gebracht, in welchem wir lagern, Sihdi,« meinte Halef. »Komm, laß auch uns hingehen!«
    »Zuvor holen wir den Engländer und den Kodscha Pascha.«
    Wir rannten zurück, wo wir hinter der Doppelsäule unsere brennende Lampe gelassen hatten, und eilten wieder in den Gang hinein, um die Zurückgebliebenen zu holen. Mit ihnen draußen angekommen, löschten wir die Lampen aus und gingen dem Lagerplatze zu. Vor dem Loche sahen wir bereits von Weitem den englischen Diener unter lebhaften Geberden mit den beiden Irländern sprechen. Der arabische Diener Jacub’s aber stand dabei und verstand sie nicht. Als sie uns bemerkten, kamen sie auf uns zugesprungen.
    »Sir, er ist fort!« rief Bill schon von Weitem.
    »Wer?«
    »Master Jacub.«
    »Wohin denn?«
    »Wo der Andere hin ist.«
    »Welcher Andere?«
    »Den wir fangen wollten.«
    »Ich verstehe Dich nicht. Ich denke, Ihr habt ihn!«
    »Wir? Nein. Zu uns ist er nicht gekommen. Aber wir dachten, Master Jacub hätte ihn, weil wir ihn schießen hörten, und darum eilten wir ihm zu Hilfe.«
    »Warum hat er denn geschossen?«
    »Fragt Den da!«
    Er deutete auf Lindsay’s Diener, welcher bei Jacub Afarah zurückgeblieben war, und dieser berichtete uns ein ganz wunderbares und ebenso sehr ärgerliches Ereigniß. Er hatte mit Jacub am Eingange des Loches gesessen und daran gedacht, daß wir diesen Abrahim Mamur nun bald bringen würden. Da hatte es plötzlich hinter ihnen zu prasseln angefangen, und als sie hinter sich blickten, hatten sie gesehen, daß der ganze zugeschüttete Hintergrund des Raumes im Zusammenstürzen sei. Sie hatten nichts Anderes geglaubt, als daß die ganze riesige Ruine einbrechen werde, und waren schleunigst davongelaufen. Da aber der gefürchtete Zusammensturz nicht erfolgte, so kehrten sie langsam zurück und wollten eben eintreten, um den Schaden anzusehen, als aus dem Loche heraus ihnen ein – – Reiter entgegen kam; es war Abrahim Mamur. Sie wichen

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