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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Freilich wer das Leben von dem Standpunkte des Vergnügens aus betrachtet, will sich zu dieser Anschauung nicht bequemen; »laßt uns heut essen und trinken, denn morgen sind wir todt,« ist der Wahlspruch, welcher in der Vertheilung der irdischen Gaben eine Ungerechtigkeit des Himmels erkennt und die wohlthätige, erziehende Macht der Noth und der Sorge leugnet.
    Wie der Landmann eines Weges bedarf, um auf den Acker, die Wiese und in seinen Forst zu gelangen, so kann auch die Bodencultur im Großen und Ganzen der Verkehrsstraßen nicht entbehren, durch welche sie den Bezug ihrer Bedürfnisse und den Absatz ihrer Erzeugnisse ermöglicht. Und ebenso ist es mit der Industrie und dem Handel, welche in der Landwirthschaft ihre eigentlichste Basis finden und von ihr in hohem Grade beeinflußt und in Abhängigkeit gestellt werden.
    Bei der rasch fortschreitenden Entwickelung aller unsrer geschäftlichen Verhältnisse macht sich vorzugsweise das eifrige Bestreben geltend, die Schranken möglichst zu überwinden, welche Zeit und Raum dem menschlichen Fleiße entgegenstellten. Zeit ist Geld, und mit dem Raume wachsen die Kosten. Während also die Einrichtung aller unserer heutigen Verkehrsmittel dahin zielt, den Verkehr zu beschleunigen und der Bewegung die erreichbarste Geschwindigkeit zu geben, ist die Construction unserer Wege und Straßen dahin berechnet, dieses Bestreben zu unterstützen, indem man den Raum zu verkürzen, zu verkleinern sucht.
    Die Herstellung solcher dem Verkehre dienender Wege und Mittel erfordert zwar gegen früher ein ganz bedeutend höheres Anlage- und meist auch Betriebscapital, aber die Einnahmen stehen mit diesen Ausgaben auch in einem geraden und befriedigenden Verhältnisse, denn der Aufschwung des Verkehres zieht ganz nothwendiger und natürlicher Weise auch einen Aufschwung der Arbeit nach sich und bricht die Fesseln, welche den Menschen an die Scholle binden, auf welcher er geboren ist: Er tritt aus seinen engen Schranken heraus und wird Weltbürger; die Verhältnisse nivelliren sich; die Gegensätze gleichen sich aus, und mit der Erweckung neuer Bedürfnisse geht ihre schnelle und billige Befriedigung, welche der Civilisation zu Nutzen arbeitet, Hand in Hand.
    Strom und Straße. Welche Fülle von interessanten Bildern und Erinnerungen wecken diese beiden Worte in uns! Von der Forelle im kühlen Waldbache und dem Krebse in den Höhlungen seiner Ränder bis hinunter zum riesigen Stör an den Mündungen des Meeres verfolgen wir eine Reihe Erscheinungen aus dem Tierreiche, welche schon die Phantasie des Knaben lebhaft beschäftigen und sowohl der Wissenschaft als dem Gaumen auch des erwachsenen Mannes nicht gleichgültig sind. Von dem kleinen Papierschiffe, welches das spielende Kind, sich als großer Seecapitain oder gar Admiral dünkend, der seichten, klaren Welle anvertraut, bis zum mächtigen Flosse oder dem feuersprühenden Dampfer, der den Verkehr des Binnenlandes mit den entferntesten Gestaden vermittelt, schweift das Auge über eine reiche Zahl von Einrichtungen, welche der menschliche Geist erfunden hat, um sich das tägliche Brod zu erwerben, welches freilich seine anspruchslose Gestalt sehr oft auch in die eines feineren Gebäckes verwandelt und zur Delicatesse wird. Auch müssen wir an die mythologischen und phantastischen Gestalten denken, mit denen die Alten und der Aberglaube späterer Zeiten die Bäche, Flüsse und Ströme belebte.
    Bei den reichen Segen, welchen ein Fluß seinen Anwohnern, ja ganzen, weitgedehnten Länderstrecken gewährte, war es kein Wunder, daß die Völkerschaften des Alterthums, die ja jeder Idee gern eine persönliche Gestaltung gaben, auch den Strömen Wesen unterstellten, in deren Character die Eigenschaften des flüssigen Elementes einzeln oder im Verein zur Geltung kamen.
    Jedes strömende Wasser, war es noch so klein oder auch noch so groß, hatte einen Gott oder eine Göttin, und so geschah es, daß man wohl gar beide als gleichbedeutend nahm und dem Flusse göttliche Verehrung erzeigte. Noch bis in die neueste Zeit hat sich diese Heilighaltung, wenn auch in verschiedener Weise und verschiedenem Grade, erhalten, und es mag hier nur genügen, auf den Nil und den Ganges zu zeigen, womit zugleich darauf hingewiesen ist, daß das Gesagte besonders auf die Völker des Orients Bezug findet.
    Auch bei uns beschäftigt der Aberglaube sich mit Vorstellungen, welche die Wasser von übernatürlichen Wesen bewohnen lassen. Um auch hier von der See zu sprechen,

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