Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Lehre und den Rath zahlreicher Anderer gewiesen und vermag sich nur durch sie die Erfahrungen der verflossenen Jahrhunderte anzueignen, um so mit einem Schritte die Vergangenheit zurückzulegen und die Spitze der allgemeinen Entwickelung zu erreichen.
    Und nicht blos in geistiger, nein, auch in rein äußerer, in körperlicher Beziehung ist er an die Angehörigen seines Geschlechtes gebunden. Nur durch sie und ihre Errungenschaften findet er Schutz und Schirm gegen die Feindseligkeiten, denen er vom ersten Tage seines Lebens bis zum letzten Augenblicke desselben ausgesetzt ist, und darum ist von Anbeginn der Geschichte an das Streben des Einzelnen, mit Seinesgleichen in Vereinigung zu treten, zu beobachten. Die natürlichste und engste Vereinigung findet im Kreise der Familie statt, und von ihr aus ziehen sich immer weitere Kreise, bis der letzte und größeste derselben die ganze Menschheit umfaßt.
    Schon der Alleinstehende suchte Schutz vor dem Unbill der Witterung und zahlreichen anderen Fährlichkeiten unter dem Dache einer Wohnung, die er seinen Bedürfnissen gemäß einrichtete. Bald aber kam er zur Erkenntniß, daß er seinen Zweck durch die Vereinigung mehrerer und wo möglich vieler Wohnungen leichter und vollständiger erreiche. Dieser Gedanke gab den Anstoß zur Gründung dessen, was wir jetzt eine Gemeinde nennen; es entstanden gesellige Niederlassungen, welche nothwendiger Weise bald einen politischen Character annahmen und zuweilen zur Entstehung wichtiger Staaten, ja, gewaltiger Weltreiche führten.
    Die Gegenwart hat auch in Beziehung auf das Gemeindewesen herrliche Fortschritte hinter sich, aber in Beziehung auf die Großartigkeit der Niederlassungen finden wir schon im grauen Alterthume höchst augenfällige Beispiele. Es sei hier nur an Babylon und Ninive erinnert.
    Die erstere der beiden Städte lag am Euphrat, der sie in zwei Theile schied, und bildete ein Viereck, dessen Umfang nach Herodot 12 deutsche Meilen betrug. Die über 2 Millionen betragende Einwohnerschaft wurde beschützt durch eine   rings um die Stadt gehende, 200 Ellen hohe und 50 Ellen breite Mauer, auf welcher 6 Wagen bequem neben einander fahren konnten und durch welche 100 Thore von Erz in das Freie führten. Die graden Straßen liefen mit dem Flusse parallel und wurden von anderen rechtwinkelig durchkreuzt, wodurch 625 kleinere Vierecke entstanden. Unter ihren Prachtgebäuden, zeichneten sich die beiden Königspaläste und die Gärten der Semiramis aus, vor allen Dingen berühmt war aber der Thurm zu Babel, von welchem schon 1. Mos. 11 Erwähnung gethan wird. Hier ist freilich die Sage wohl von der Wirklichkeit zu unterscheiden. Die Talmudisten machten ihn 70 Meilen hoch, nach orientalischer Ueberlieferung betrug seine Höhe 10000 Klaftern, nach der Meinung noch Anderer soll er 25000 Fuß gemessen haben, und zugleich wird behauptet, daß 1 Million Menschen 12 volle Jahre daran gearbeitet hätten. Gewiß ist nur, daß sich auf der Ostseite des Euphrat wirklich ein thurmartiges Gebäude befunden hat, dessen Basis 360000 Quadratfuß und dessen Höhe 600 Fuß betragen haben soll. Das oberste der 8 Stockwerke war ein Tempel des Baal, in welchem sich ein goldener Tisch und ein prachtvolles Bett befand. Im untersten Stockwerke stand eine 12 Fuß hohe goldene Bildsäule des Gottes; die Treppen, mittelst deren der Thurm erstiegen wurde, führten von außen empor. Noch jetzt findet man dort einen 198 Fuß hohen und 1525 Fuß im Umfange haltenden Steinhaufen, in welchem man die Trümmer des Thurmes zu sehen glaubt.
    Ninive, die Hauptstadt Assyriens hatte einen Umfang von 12 geographischen Meilen; die Mauer war 100 Fuß hoch und so dick, daß darauf 3 Wagen neben einander fahren konnten. Auch sie liegt heut in Trümmern, und ungeheure Ziegelhaufen sind die einzigen Zeugen einer längst verschwundenen Pracht und Herrlichkeit.
    Außer diesen hervorragenden Beispielen war im Alterthume die Anlegung von Städten eine höchst einfache. Ob politische und religiöse Gründe oder auch Rücksichten des Handels zum Anbau nöthigten, war es fast immer ein Tempel, um welchen sich die Häuser ordnungslos gruppirten; später kam dazu ein Theater, ein Gymnasium, ein Versammlungshaus für obrigkeitliche Personen, ein Markt und einige Brunnen, und zum Schutze wurde das Ganze mit einer Mauer umschlossen.
    Merkwürdig waren in Italien die Gebräuche der Etrurier beim Städtegründen. Es wurde nämlich zunächst eine Grube gegraben, in welche man die

Weitere Kostenlose Bücher