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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Bedeutung der egyptischen Hieroglyphe zu enträthseln, die dunkel und drohend von der Wand herunterblickt:
     
    »Hier wird nicht gepumpt!«
     
    O, ihr schönen und wohlfeilen Tage der Vergangenheit, an denen Methusalem mit seinem Esel vor dem ersten besten Zelte oder der ersten besten Hütte Halt machen und seinen Regenschirm zusammenklappen konnte, um ohne Paß und sonstiges Geschreibsel gemüthlich »unterzukriechen!« Ihr seligen Zeiten vom lieben Erzvater Isaak und Jacob, an denen man zu Rebecca trat mit der Bitte: »Neige Deinen Krug und gieb mir zu trinken!« oder Rahel bei dem Kopfe nahm und Kuß auf Kuß auf ihre vollen, mesopotamischen Lippen drückte. Ihr herrlichen Erfahrungen von Josua und Caleb, den beiden Kundschaftern, welche nach Bab Escol kamen, im Lande, da unverdünnte Milch und echter Bienenhonig fleußt, von keinem Droschkenkutscher geprellt, von keinem Kellner betrogen, mit keiner Fremdenbuchsinjurie beleidigt wurden und ohne Angst vor Arretur eine Traube abschnitten, die sie »alle Zween auf einem Stecken« tragen mußten! Wo seid ihr hin? Ach, verschwunden, verschwunden und vergangen auf Nimmerwiederkehr. Jetzt hat man kaum den Kopf durch die Thür gesteckt, so steht ein dicker Wirth vor Einem und fragt in einem Athem: »Wer sein mer denn? Woher kommen mer denn? Wohin wollen mer denn? Was betreiben mer denn? Wie lange bleiben mer denn? Haben mer denn auch Geld?« Oder wo diese Fragen nicht offen ausgesprochen werden, da liegen sie im Blicke, man sieht sich in die Gewalt der Bedienung gegeben, vom Oberjüngling bis herunter zum Knechte des Hauses, und wird durch tausenderlei Ungemüthlichkeiten zu der bedauerlichen Erkenntniß getrieben: »Daheim ist doch Daheim; bei Muttern ist’s am Schönsten!«
    Ja, die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Menschen sammt ihren Verhältnissen! Die Gegenwart bedarf der Häuser, welche dem wandernden Individuum ihre gastlichen Thore öffnen, und mit einem einfachen »Vergelts Euch Gott« ist es jetzt nicht mehr abgethan. Wer die Bequemlichkeit der Heimath auch in der Fremde nicht missen will, der muß sich auch die vollgeschriebenen und »theuren« Zettel gefallen lassen, an deren unterm Rande oftmals die Bemerkung steht: »Trinkgelder nach Belieben,« oder »Service gleich mit eingeschlossen!« Ein nordisches »Gastgifwaregärdar« oder ein südländisches Karawanserai ist billig zu beziehen, aber – sie sind auch darnach! Der Wirth einer spanischen oder südamerikanischen Venda macht schon einige Ansprüche, obgleich meist nur die vier nackten Wände geboten werden; wer aber das Vergnügen hat, eines jener Monstrehotels zu betreten, welche, wie in den Vereinigten Staaten oder auch einigen unserer europäischen Großstädte, dem Reisenden alles nur Menschenmögliche bieten, der muß auch gefaßt sein, höheren Ansprüchen gerecht zu werden.
    Mit unseren letzten Betrachtungen haben wir das Gebiet der »öffentlichen Häuser« betreten. Während das Haus eigentlich und ursprünglich als Schutz- und Sammelstätte für die Familie dienen soll, nimmt es Theil an dem Wachsthume und der Ausbreitung derselben und öffnet seine Thore dem öffentlichen Leben ebenso, wie die Familie sich öffnet, um dem gesellschaftlichen Leben Rechnung zu tragen.
    Sobald der häusliche Kreis sich zur Gemeinde erweitert, treten bauliche Bedürfnisse ein, deren Befriedigung im Interesse der öffentlichen Wohlfahrt liegt und zur Hebung sowohl der materiellen als auch geistigen Wohlfahrt dient. In erster Linie sind hier diejenigen Gebäude zu erwähnen, welche es mit der Bildung des inneren Menschen zu thun haben: Kirche und Schule.
    Schon die Völker des Alterthums besaßen ihre Gotteshäuser, Tempel genannt (von dem lateinischen Worte Templum ). Anfänglich allerdings hielt man die Gottesdienste in heiligen Hainen oder auf geweihten Plätzen, in und auf denen sich Altäre befanden. Sobald aber die Baukunst über die ersten Anfänge ihrer allmäligen Entwickelung hinaus war, wandte sie sich sofort zur Erbauung von Gebäuden, welche der Pflege religiöser Anschauungen dienten.
    Die Tempel in Egypten zeigten einen einfach grandiosen Styl; Alleen von Widder- oder Sphinxkolossen bildeten den Zugang zu ihnen und vor dem Hauptgebäude standen gewöhnlich zwei Obelisken. Die irdischen Tempel sind von hohem Alter, und es reicht ihr Ursprung wohl bis 3000 Jahre vor Christo hinauf. Noch heut lassen ihre Ruinen die Riesenhaftigkeit bewundern, durch welche sie sich auszeichneten. Die

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