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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ganzes Vermögen gegeben wurde; doch fällt diese Liebhaberei wenigstens Andern nicht lästig und hat Jeder seinen Schaden selbst zu tragen.
    Von einer Liebe zu den Mineralien läßt sich wohl nicht sprechen, da man es hier nur mit der Liebhaberei des Sammlers, dem Interesse des Forschers oder der Verschwendung zu thun hat, die sich mit Steinen schmückt, welche nur einen künstlichen, nicht aber einen reellen Werth haben. Wenn der Sammler unter tausend Mühen und Beschwerden nach irgend einem Gegenstande sucht und sich glücklich schätzt, ihn endlich gefunden zu haben, so ist dies nicht eine Liebe zu diesem einzelnen Dinge, sondern die Liebe zur Wissenschaft, welche ihn zu solchen Anstrengungen veranlaßt.
    Diese Liebe ist etwas rein Geistiges und einer der kräftigsten Hebel für die Bildung und Entwickelung des Menschengeschlechtes. Sie ist es, welche den Menschen zu den größten Mühen und Arbeiten, zu den ungeheuersten Entsagungen und Entbehrungen befähigt, um mit Hülfe seiner geistigen Errungenschaften ihn zur Erfüllung seiner Aufgabe zu führen: Herr zu sein über die Erscheinungsformen unseres irdischen Planeten. Sie hat die größten Geister entwickelt, die berühmtesten Männer großgezogen und ist eine Bürgschaft dafür, daß in dem Ringen nach den uns gedeckten Zielen kein Stillstand eintreten werde.
    Eine ihr an Begeisterungsfähigkeit gleiche Schwester ist die Liebe zur Kunst.
    Soweit wir die Geschichte kennen, hat es die Kunst ursprünglich nur mit inneren, höheren, besonders aus dem religiösen Bewußtsein hervorgegangenen Anschauungen und Empfindungen zu thun und breitet sich erst allmälig über das übrige Leben aus. Sie ist demnach als eine Sprache der Menschen zu Gott und von göttlichen Dingen von vornherein auf eine selbstständige, höhere, von dem gewöhnlichen Leben unabhängige, wenn auch damit in Verbindung stehende Ausdrucksweise angewiesen.
    Der Trieb, welcher die Kunst allmälig zu ihrer Entwickelung führt, ist das Bestreben einerseits nach möglichster Uebereinstimmung des Zeichens mit dem, was durch dasselbe dargestellt werden soll, also nach Wahrheit, andererseits nach möglichster Vollkommenheit und gesetzmäßiger Ausbildung dieses Zeichens. Die Gesetze dieser Ausbildung bestehen theils in besonderen Vorschriften, theils in Vorbildern, wie sie uns vorzüglich die Natur bietet.
    Die auf diese Weise in die Augen fallende innige Beziehung zwischen Kunst und Natur kann die ursprüngliche Bestimmung der Ersteren so verrücken, daß es ihr nicht sowohl um die Darstellung innerer als vielmehr um die Wiederhervorbringung äußerer Anschauungen zu thun ist, also daß sie, statt selbst zu schaffen, nur Geschaffenes nachbildet. So wird die Kunst Nachahmerin der Natur, was sie ihrer ursprünglichen und allgemeinen Bestimmung nach nicht ist.
    Zu dem Nachbilden gehört Talent, zum freien Schaffen aber Genie; das Erscheinen und Verschwinden Beider, des Talents und Genies, ist unabhänig von der menschlichen Willkür und steht in der Regel mit dem ganzen politischen und moralischen Zustande einer Nation im innigsten Zusammenhange.
     
    »Der Menschheit Würde ist in eure Hand gegeben,
    Bewahret sie!
    Sie sinkt mit euch, mit euch wird sie sich heben!
    Der Dichtung heilige Magie
    Dient einem weisen Weltenplane;
    Still lenke sie zum Oceane
    Der großen Harmonie,«
     
    singt Schiller in seinem Festgesange an die Künstler, und diese Abhängigkeit der menschlichen Würde von dem Stande der Kunst giebt der Liebe zu der letzteren eine so hohe Bedeutung. Stets haben sich daher auch die edelsten der Herrscher und die einsichtsvollsten Aristokraten des Kapitales der Künste angenommen und die Geschichte hat gar manchen Mäcen zu verzeichnen, der durch Beschirmung der Künstler sich um sein Volk, ja um die ganze Menschheit hoch verdient gemacht hat.
    Die Beschäftigung mit der Kunst ist eine der edelsten und schönsten Berufsarten, und wie sie mit Liebe getrieben werden muß, so gehört diese Liebe auch zu jedem andern Berufe. Ohne Berufsliebe giebt es keine rechte Freudigkeit zum Schaffen, und wo diese Freudigkeit fehlt, da mangelt es an dem gehörigen Fleiße, der erforderlichen Umsicht, der rechten Ausdauer und also auch an dem wünschenswerthen Erfolge. Darum sollte Niemand zu einer Beschäftigung gezwungen werden, für welche er sich nicht selbst freiwillig entscheidet, und jeder Vater sollte wohl und sorgsam untersuchen, zu welchem Berufe sein Sohn die rechte Lust und Liebe empfindet; denn

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