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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zunächst am Endlichen einen Punkt gefunden zu haben, von dem sie zu dem Unendlichen emporsteigen kann, und so muß sie es vorziehen, lieber erst am Ziele ihrer Untersuchungen bei Gott anzulangen, als bei ihm zu beginnen.
    Der Geist muß sich erst an irdischen Dingen geübt und entwickelt haben, ehe er seine Untersuchungen auf das Erhabene und Höchste zu erstrecken wagen darf, um so mehr, da er, ehe er zu Speculationen über die religiösen Ideen übergeht, durchaus der Kräfte, der Gesetze und Schranken seiner Vernunft sich erst klar bewußt werden muß, wenn er nicht in einem endlosen Raume umhertappen will.
    Da die Metaphysik blos eine speculative Gotteslehre zu geben vermochte, welche die Speculation selbst durch eine Menge Zweifel erschütterte, so war es nicht gerathen, die Religion in die Methaphysik zu verweisen. Besser gedieh sie unter der praktischen Philosophie.
    Obgleich die Moral ohne Religion Nichts wäre und sich daher auf diese beziehen muß, so ist sie es doch auch vornehmlich, die, vorzüglich durch ihre Darstellung und Erkenntniß der sittlichen Natur des Menschen als der Grundbasis des Glaubens an das Ewige und an eine heilige Gottheit, in uns selbst feste Principien nachweist. Die Religion giebt sich schon in ihrem Ursprunge und Wesen als etwas Sittliches zu erkennen, und gerade dadurch, daß der Mensch ein vernünftig sittliches Wesen ist, ist er der Religion nicht nur bedürftig, sondern auch fähig.
    Wenn sie sich eine Wissenschaft nennt, so kann dies nur in formeller Hinsicht Geltung haben, d.h. sofern sie den Inbegriff der natürlichen Religion logisch begründet und systematisch darstellt. In materieller Hinsicht aber kann von einem Wissen um so weniger die Rede sein, als die Religion lediglich Sache des Glaubens ist.
    Obgleich sich auf dem Gebiete der Religion Nichts mit mathematischer Anschaulichkeit demonstriren oder beweisen läßt, so kommt doch den religiösen Ideen nicht weniger Wahrheit zu, als den mathematischen Sätzen, denn das moralische Gewissen ist nicht kleiner und enger als das mathematische Gewissen. Die Vernunftideen tragen an sich selbst dieselbe Wahrheit, als die Denkgesetze des Verstandes. Dieses näher nachzuweisen, ist eine der wichtigsten Aufgaben der Religionsphilosophie, indem hierauf die Ueberzeugung   beruht, welche sie durch ihre Darstellung und Entwickelung der religiösen Ideen bewirken will – also die Erfüllung eines ihrer hervorragendsten Zwecke.
    Zu der positiven Religion verhält sich die Religionsphilosophie zunächst wie das Allgemeine zu dem Besonderen. Blos das Allgemeine kann die Philosophie geben. Obgleich auch hier auf die subjective Ansicht viel ankommt, so sind die Lehren der natürlichen Religion doch zu wenig und zu einfach, als daß eine wissenschaftliche Darlegung derselben in so verschiedene Religionsformen übergehen könnte, als die Religionsstifter, welche, gewöhnlich ohne alle Wissenschaftlichkeit, ihren Lehren ihre religiösen Ansichten um so mehr einprägten, als die geschriebenen Urkunden später der Gegenstand der Erklärung wurden, welche oft weiter von den religiösen Ideen ab- als zu ihnen hinführte und sie häufig immer tiefer in das Gewand unverständlicher Allegorien wickelte.
    Ferner verhält sich die Religionsphilosophie zu der positiven Religion wie Vernunftglaube zum Autoritätsglauben. Dort glaubt man, weil man sich durch Gründe überzeugt hat, hier, weil man den Religionsstiftern höhere Eingebung und Untrüglichkeit zutraut.
    Die Religionsphilosophie handelt von Gott, als dem Urquell alles Seins, als dem Gesetzgeber und Regierer der Welt. Ob ein solches Wesen überhaupt existirt, ob ein Gott der mehrere Götter anzunehmen sind, diese Fragen bilden nothwendig einen Haupttheil der hier einzuleitenden Untersuchungen.
    Sie handelt ferner von der Tugend und der sittlichen Würde und Bestimmung des Menschen; es muß diese nachgewiesen und gezeigt werden, wie der Mensch durch seine moralische Natur zur Religion hingeführt werde.
    Sie handelt weiter von der Unsterblichkeit, welche sie mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu beweisen sucht.
    Und endlich handelt sie von der wahren Gottesverehrung, wie solches aus der klar und würdig aufgefaßten Idee der Religion ganz von selbst hervorgeht.
    Der Religionsphilosoph steht über allen Religionen; er nimmt auf die vorhandenen Religionsformen keine Rücksicht, sondern läßt die Religion erst im Innersten des Menschen entstehen und aus demselben hervorgehen.
    Eine

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