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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Myron«, drängte Glaucus.
    »Es war sehr alt, historisch, sehr ungewöhnlich. Hatte die Form eines wilden Ebers.«
    »Könnte ich es sehen?« Ich hätte es gerne untersucht, auch nach all der Zeit, aber Myron sagte, das blutbesudelte Gewicht und sein Gegenstück seien entfernt worden.
    »Wo wurde die junge Frau gefunden? Auch in der Vorhalle?«
    »Die Sklaven, die beim ersten Morgenlicht kamen, um sauberzumachen und zu rechen, fanden sie auf dem Skamma liegen.«
    »Sie wurde
innerhalb
der Palästra ermordet?«
    »Anscheinend.«
    »Gab es irgendwelche Spuren am Tatort? Wenn sie zusammengeschlagen wurde, muss doch Blut geflossen sein …«
    Glaucus und der Flötist lachten. »Falco, der Skamma ist der Übungsgrund für das Boxen und das Pankration!« Glaucus schüttelte den Kopf über meinen Ausrutscher.
    »Auf dem Skamma ist jeden Tag Blut.« Der Flötist musste noch mal darauf rumhacken. »Wer weiß, wessen Blut es ist?« Er gluckste, zeigte die gleichgültige Herzlosigkeit, der Caesias Vater und Valerias Ehemann begegnet sein mussten, als sie um Hilfe baten.
    »Und wie lautet die Geschichte? Was glauben die Leute?«, wollte ich wissen. »Hört zu, wenn ein museumsreifes Gewicht genutzt wurde, könnte es von der Ausstellungswand genommen worden sein, um es dem Mädchen zu zeigen. Hier liegen genug neue herum …«
    »Um es ihr zu zeigen?« Glaucus war eindeutig ein Unschuldslamm.
    »Ich kann mir vorstellen«, teilte ich ihm mit, »dass es in Sportlerkreisen schon ein ausgelutschter Anmachtrick ist. Nähere dich einer attraktiven jungen Dame, die so aussieht, als wäre sie leicht zu beeindrucken. Versuch’s mit unserem bewährten Anmachspruch: Komm in die Palästra und sieh dir meine Sprunggewichte an.«
    »Ach so!« Glaucus hatte es geschnallt, wurde aber rot. »Na ja, ich nehme an, das ist besser als: Schau dir meinen großen Diskus an, kleines Mädchen.«
     
    XIII
    Ich bat den Flötenspieler, mich dem Oberaufseher der Palästra vorzustellen. Glaucus verschwand, um nicht als Eindringling in ihrem exklusiven Verein entdeckt zu werden. Er verzog sich zum Speerwurfüben ins Gymnasion.
    Myron führte die von mir verlangte Vorstellung durch.
    Der Oberaufseher der Palästra hockte in einem kleinen Verschlag, der wie ein Schrank voll sehr alter Lendentücher roch. Er war ein sechs Fuß großes Ungeheuer, dessen Hals breiter war als sein Kopf, was darauf hindeutete, dass er sein Leben nur als Boxer begonnen haben konnte. Als alltägliche Kopfbedeckung trug er immer noch die lederne Schädelkappe. Nach dem Zustand seines Gesichts zu schließen, war er nicht besonders erfolgreich gewesen und hatte unter den Fäusten seiner Gegner gelitten. Er hatte Blumenkohlohren und eine gebrochene Nase, und das eine Augen war dauerhaft geschlossen. Als Myron sah, wie ich den Schaden aufaddierte, flüsterte er mir zu: »Sie hätten seine Gegner sehen sollen!« Dann schlüpfte er schnell hinaus.
    Ich sprach den Oberaufseher sehr höflich in seiner eigenen Sprache an. »Tut mir leid, Sie zu stören. Mein Name ist Marcus Didius Falco. Ich bin aus Rom gekommen, um nachzuforschen, was mit Valeria Ventidia passiert ist, der jungen Frau, die hier ermordet wurde.«
    »Verdammtes kleines Luder!« Seine Stimme war nicht so kräftig, wie man bei seiner Statur angenommen hätte. Seine Einstellung entsprach dagegen der Erwartung.
    »Tut mir leid, Sie deswegen behelligen zu müssen.« Mein Ton blieb neutral. Gut möglich, dass sich das Mädchen dämlich verhalten hatte. »Können Sie mir mehr darüber erzählen?«
    Misstrauen schlich sich langsam in sein eines Auge. »Arbeiten Sie für die Familie?«
    »Schlimmer noch, fürchte ich. Ich suche nach einer Geschichte, um die Familie davon abzuhalten, sich an den Kaiser zu wenden – falls es eine gute Geschichte gibt. Ich schätze, damals hat es hier Stänkereien gegeben, und jetzt ist der üble Geruch bis nach Rom zurückgeschwappt. Ich soll herausfinden, ob wir dem Mädchen die Schuld anhängen können, oder besser noch dem Ehemann.«
    »Hängt
ihr
die Schuld an!«, schnaubte er.
    »Wissen Sie das mit Sicherheit?«
    »Keiner weiß irgendwas mit Sicherheit. Sie lag auf dem Skamma rum, als meine Leute sie fanden. Ich ließ sie in die Vorhalle werfen. Ich dulde hier keine Frauen – lebendig oder tot!«
    Ich unterdrückte eine ungehaltene Erwiderung. »Jemand hat sie hinter Ihrem Rücken hier reingebracht?«
    »Wenn ich das Sagen hätte, würde ich Frauen in einem Umkreis von zwanzig Meilen

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