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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Gefangene«, stöhnte Amaranthus. »Die Leute haben Angst, dass sie nie nach Italien zurückkommen, wenn sie sich beschweren.«
    Beide Paare schienen inzwischen zu befürchten, zu viel gesagt zu haben. Nach einigen weiteren neutralen Bemerkungen wurden sie unruhig, also ließ ich sie gehen. Sie verschwanden, die Männer zu einem guten Andenkenhändler, von dem ihnen Phineus erzählt hatte. Sie witzelten darüber, dass sie hofften, er sei besser als dieser grässliche Redner, den ihr Reiseleiter ihnen in Olympia empfohlen hatte. Die Frauen trippelten auf der Suche nach einer öffentlichen Einrichtung davon, die nicht überschwappen würde.
     
    Damit war für Helena und mich nur noch das Trio übrig, das geduldig wartete – Helvia und ihre beiden männlichen Begleiter. Wir gingen zu ihnen hinüber, zogen uns Bänke heran, und obwohl wir alle lachten, weil es inzwischen überflüssig war, stellten wir uns vor.
     
    XXVI
    Als wir unsere neuen Plätze einnahmen, bemerkte ich, dass der Sertorius-Junge herumlungerte. Er versteckte sich hinter einer Säule, als wollte er uns auflauern. Dann entdeckte ich ebenfalls das Mädchen, dem es besser gelang, unauffällig zu bleiben. Alleine wäre sie damit durchgekommen. Helvia nahm es auf sich, die beiden zu verscheuchen. Indus, der kleinere der beiden Männer, sagte, die Gören seien vom ersten Tag an eine Plage gewesen. Er hatte den Jungen einmal beim Durchwühlen seiner Sachen erwischt. Indus’ Ausdruck bei der Erinnerung an diesen Vorfall schien zu bestätigen, dass er ein Flüchtling war, der sich fürchtete, entdeckt zu werden.
    Als Gruppe von fünf teilten wir uns automatisch in zwei Untergruppen auf. Helena wandte sich der Witwe zu und sprach schon bald mit ihr über deren Reisen. Um ins Ausland zu fahren, musste sie über entsprechende Geldmittel verfügen, wenn auch nicht über so üppige wie die von Cleonymus und Cleonyma. Eine nette Freundin pflegte sie dabei zu begleiten, eine Frau ihres Alters, die mehrere Sprachen beherrschte, doch das hatte nach einem unglücklichen Ereignis im Souk von Alexandria geendet. Jetzt brachte Helvia stattdessen ein kleines Sklavenmädchen mit, das immer als Erste aus jeder Gruppe von ausländischem Essen niedergestreckt wurde und in jedem neuen Hafen Helvias Gepäck verlor.
    Helvia hatte sich entschlossen, mit Sieben Stätten zu reisen, weil sie neue Männer kennenlernen wollte. Helena fragte, ob die Verheirateten ein Problem darstellten – oder die Alleinreisenden, die verheiratet waren, es jedoch nicht erwähnten. Helvia schien von dieser Frage überrascht zu sein. Als sie alarmiert zu Indus und Marinus blickte, reagierten die beiden amüsiert. Ich schätzte, sie hatten Helvia auf dieser Reise bereits deutlich gemacht, dass sie nicht an ihr interessiert waren (oder glaubten, das getan zu haben). Nachdem das geklärt war, hatten sie sich eingeredet, ihnen drohe keine Gefahr, wenn sie freundlich zu der Witwe waren. Ich wäre mir da nicht so sicher gewesen.
    Marinus sah seine Chance als Geschichtenerzähler. Das war wirklich nervig. Wir versuchten nackte Fakten aus Leuten herauszuholen, die es nicht gewohnt waren, verhört zu werden, und meine Sprüche dienten dazu, sie vom Lügenerzählen abzuhalten. Ich war weniger gut darin, diesen Strom von Anekdoten über verlorengegangene Teilnehmer zu unterbrechen (zu spät aufgestanden, die Mauleselkoppel nicht gefunden, das Schiff verpasst, sich verlaufen), über Einheimische, die falsche Informationen gaben, Fremdenführer, die ignorant, beleidigend, zu anhänglich waren oder verschwanden und glücklose Reisende mitten in der Wüste, in Erdbeben, Bürgerkriegen oder einfach mitten in Arkadien zurückließen, das, trotz seines Rufs für Tempel und pastorales Ambiente, anscheinend nichts Interessantes zu bieten hatte.
    Wir hatten bereits eine Menge Informationen gesammelt und Meeresfrüchte verspeist; ich war hilflos. Bald geriet Marinus auf Abwege mit einer langen, erschreckenden Geschichte über eine unschuldige Familie, die noch nie im Ausland gewesen war und von einem Psychopathen entführt wurde (natürlich in einer dunklen Nacht auf einem abgelegenen Bergpass). Als er zu einem Vorfall mit einem Krokodil kam, mischte sich sogar Indus ein. Er war ein gebeugter Mann mit langem strähnigem Haar und dunklen Hautflecken. Bis zu dieser Stelle hatte er geschwiegen, vielleicht wegen der Verleumdungen, die Aulus über ihn verbreitet hatte. Wenn er wegen irgendeines Betrugs oder politischer

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