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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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Mitmenschen. Als Opimus uns gestand, wie krank er war, erfüllte uns tiefes Mitgefühl. Wissen Sie, ich glaube, der Schreck über das, was Valeria angetan wurde, trug zu seinem Verfall bei. Während wir in Olympia waren, verschlechterte sich sein Zustand rapide.«
    »Sie verstanden sich gut mit ihm?«
    Helvia errötete sittsam. Ich konnte mir ihre Enttäuschung vorstellen, falls sie Opimus als möglichen neuen Ehemann im Blick gehabt hatte, nur um ihn zu verlieren, nachdem sie sich solche Mühe gegeben hatte, sich mit ihm anzufreunden.
    Helena machte sich ihren üblichen Wissensfundus zunutze. »Schlafen die Leute in Epidauros nicht in einer Zelle nahe des Tempels und hoffen in der Nacht auf einen Traum, der ihnen ein Heilmittel kundtut?«
    »Ja. Das Heiligtum ist wunderbar«, erwiderte Helvia. »Es liegt in einem prächtigen Hain, alles sehr weiträumig, mit vielen Einrichtungen, manche medizinisch und andere, in denen Menschen durch bloße Ruhe und Entspannung Hilfe für Geist und Körper finden. Für die Kranken steht dort der Tempel des Asklepios zur Verfügung und nicht weit davon entfernt ein riesiges Gebäude namens Dormitorium. Dort schläft man eine Nacht zwischen zahmen Schlangen und Hunden, die dem Asklepios heilig waren. Sie wandern herum, und manche Menschen glauben, diese Wesen hätten sie geleckt, was dazu führt, dass sie geheilt werden.«
    Dann mussten die heiligen Hunde besser riechen als Nux. (Nux war an diesem Nachmittag bei Albia geblieben.) »Und was ist passiert?«, fragte ich.
    »Ein oder zwei von uns hatten kleine Wehwehchen, gegen deren Linderung wir nichts einzuwenden gehabt hätten, also begleiteten wir Opimus und schliefen in der Nacht im Dormitorium.« Helvia blickte etwas missbilligend – der klassische Ausdruck einer Touristin, die weiß, dass sie übers Ohr gehauen wurde, aber gutes Geld für das Erlebnis bezahlt hat und immer noch daran glauben möchte. »Meinem Rheuma hat es nicht geholfen. Keinem von uns scheint es seither viel besser zu gehen, muss ich leider sagen …«
    »Bei manchen muss es aber wirken. Überall hängen Tafeln und preisen die Traumheilungen«, teilte uns Marinus in skeptischem Ton mit.
»Lepidus träumte, eine Schlange hätte ihn am Arsch geleckt, und mit Hilfe des Gottes erwachte er vollkommen geheilt von seinen Hämorrhoiden
 … Natürlich steht da nicht, dass Lepidus eigentlich wegen seines Kropfes hingekommen war. Dann machen die Leute Keramikweihgeschenke in Form von Gliedern oder Organen, die Asklepios geheilt hat – viele kleine Gebärmütter und …«
    »Füße?«, fragte Helena schlagfertig.
    »Füße – und Hände und Ohren«, versicherte ihr Indus mit einem Lächeln.
    Marinus beugte sich vor. »Ich bin ein wahrer Glückspilz. Mir wurde eine besondere Ehre zuteil. Ich wurde von einem heiligen Hund gebissen!« Er zog einen Verband von dem Bein zurück, das er vorher auf die Bank gelegt hatte, um es zu entlasten. Wir betrachteten den Biss.
    »Zweifellos hat man Ihnen gesagt, der Hund hätte nur spielen wollen und so etwas sei im Heiligtum noch nie zuvor passiert?« Marinus beäugte mich misstrauisch, als hätte er den Verdacht, ich sei ein Hundebesitzer. »Scheint gut zu heilen, Marinus.« Ich grinste.
    »Ja, ich rede mir ein, eine freundliche Schlange müsse hinterher vorbeigekommen sein und mich geleckt haben.«
    »Haben Sie etwas geträumt?«, fragte Helena mit vorgetäuschtem Ernst.
    »Nicht das Geringste. Ich träume nie. Für Turcianus Opimus, den armen Kerl, hat sich sein Traum jedoch in einen Alptraum verwandelt.«
    »Und?«, drängte Helena. Marinus schüttelte den Kopf und blickte düster, während Indus seufzte und in sich zusammensank.
    Die Witwe war aus härterem Holz geschnitzt. Ihr blieb es überlassen, uns den Rest zu erzählen. »Er starb friedlich während der Nacht. Oh, keine Bange!«, versicherte uns Helvia rasch. »Er bekam die beste medizinische Betreuung der Welt. Schließlich gehen die Heiler von Epidauros in direkter Linie auf die Lehren des Asklepios zurück, den eigentlichen Begründer der Medizin. In einem können Sie sich ganz sicher sein: Turcianus Opimus wäre gestorben, wo immer er war. Es war unvermeidlich und absolut natürlich.«
    Ach, wirklich? Meine zwölf Jahre als Privatermittler hatten meine Vertrauensfähigkeit verdorben. Einfache Aussagen über »unvermeidliche« Ereignisse klangen jetzt unglaubwürdig. Jeder Verweis auf einen »natürlichen« Tod weckte augenblicklich meinen

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