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Delphi sehen und sterben

Delphi sehen und sterben

Titel: Delphi sehen und sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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leckte meine Sohle durch die Stiefelriemen. Sie mochte zwar ein Straßenköter vom Aventin sein, zog aber flachere Strecken vor.
    »Indus scheint einen verwegenen Ruf zu genießen«, meinte ich, zu dem Freigelassenen gewandt.
    »Genießen ist das richtige Wort. Er liebt es, im Mittelpunkt gewisser Ränke und Machenschaften zu stehen.«
    »Hat er über seine Geschichte gesprochen?« Cleonymus legte den Finger an die Nase, was das universelle Zeichen dafür ist, dichtzuhalten. »Ach, kommen Sie. Wovor läuft er davon?«, drängte ich ihn.
    »Bin zur Geheimhaltung verpflichtet, Falco.«
    »Dann sagen Sie mir wenigstens das: Hat es etwas mit den Todesfällen zu tun, die ich untersuche?«
    »Absolut nichts!«, versicherte mir Cleonymus lachend.
    Hartnäckig verfolgte ich das Thema. »Ich habe Schwierigkeiten, diese beiden Junggesellen einzuordnen. Irgendwas an Marinus gibt einem ebenfalls Rätsel auf.«
    »Er sucht nach einer neuen Partnerin«, sagte Cleonymus ziemlich nachdrücklich.
    »Ja, das gesteht er durchaus offen ein. Helena findet es nicht ganz normal.«
    »Normal genug für einen professionellen Betrüger.« Ich hob die Augenbraue. Nach einem Augenblick berichtete mir Cleonymus: »Meine Frau und ich sind ihm schon früher begegnet. Marinus erinnert sich nicht daran. Sein Jagdinstinkt ist auf alleinstehende Frauen ausgerichtet, nicht auf Ehepaare. Das war vor zwei Jahren auf Rhodos. Auch da suchte er nach einer neuen Partnerin – und hat eine gefunden. Pech für die Dame.«
    Ich hatte kapiert. »Marinus ist ein professioneller Blutsauger? Hat sie um ihr Erspartes gebracht und ist dann abgehauen?«
    »Ganz genau.«
    »Er scheint ein so anständiger Kerl zu sein.«
    »Das Geheimnis seines Erfolges, Falco. Hat sie mit gebrochenem Herzen und völlig mittellos zurückgelassen. Sie war zu verlegen, um es zuzugeben oder irgendwas dagegen zu unternehmen. Cleonyma und ich mussten ihr heimlich das Geld für die Heimfahrt leihen.« Wenn er »leihen« sagte, meinte dieser gutherzige Mann wahrscheinlich »schenken«.
    »Trifft das auch auf Indus zu?«, fragte ich, aber Cleonymus zwinkerte nur zur Antwort.
    »Nun ja, wenn Marinus reiche Opfer ausnimmt, würde ich mir Sorgen um Helvia machen – aber es sieht so aus, als hätte er sie überprüft und für zu arm befunden.«
    »Ach, Helvia!« Cleonymus lächelte wieder. »Eine Frau, die man vielleicht unter Beobachtung halten sollte. Wir vermuten, dass an der verdrehten Helvia mehr dran ist, als die meisten Leute denken.«
    Ich grinste zurück. »Sie versorgen mich hier ja mit netten Enthüllungen – wenn auch peinigenden. Irgendwelche Ansichten zu der gequälten Sertorius-Familie?« Er erschauerte. »Und ich glaube, ich kann erraten, was Sie für Volcasius empfinden.«
    »Das reinste Gift.«
    »Wie steht es dann mit dem meisterlichen Phineus, Lieferant trostloser Festmahle und dreckiger Esel?«
    Cleonymus war wieder stehen geblieben, sichtlich außer Atem. Sein einziger Kommentar zu Phineus war ausweichend: »Interessanter Typ!«
    Inzwischen musste er sich dringend ausruhen, wohingegen ich meinen Auftrag mit der sogenannten Zauberin noch auszuführen hatte. Wir einigten uns darauf, dass Cleonymus sich hier hinsetzen und auf mich warten würde, während ich meine Suche nach der Wasserverkäuferin der Jungs fortsetzen und Cleonymus auf dem Rückweg wieder einsammeln würde. Ich ließ ihm Nux zur Gesellschaft da.
     
    Mit müden Beinen quälte ich mich weiter hoch und stützte mich dabei schwer auf meinen Wanderstab. Die klare Luft schien sogar noch dünner zu werden. Der Blick von hier war phantastisch, über die Stadt und auf das blaue Wasser des Golfs von Korinth mit der dunklen Linie der Berge dahinter auf dem griechischen Festland im Norden. Unten auf dem Isthmus bildete ich mir ein, die dunkle Linie des Diolkos zu entdecken, des Schiffskarrenweges. Nach einer kurzen Atempause schleppte ich mich weiter hinauf, bis ich schließlich an etwas kam, das nur die obere Peirene-Quelle sein konnte. Was bedeutete, dass die alte Vettel, der Gaius und Cornelius begegnet waren, sich nicht mehr auf der Akropolis aufhielt, sonst wäre ich an ihr vorbeigekommen.
    Ich füllte meine Trinkflasche an der Quelle auf. Das Wasser war eiskalt und kristallklar. Es lief in erfrischenden Rinnsalen über meine Hand, während ich versuchte die Flüssigkeit durch den engen Flaschenhals zu bekommen.
    Unterwegs waren mir Leute begegnet, die vom Berg herunterkamen, wenn auch nicht viele. Da ich über

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