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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Madame Pott den verblüfften Pickwickier süß an und streckte ihm die Hand entgegen. Der aufgeregte junge Mann wollte sie in seiner Verwirrung ergreifen, als Herr Pott zornig zwischen ihn und seine Frau trat.
    »Zurück, Madame, zurück«, rief der Zeitungsschreiber. »Willst du ihm vor meinen eigenen Augen die Hand geben?«
    »Herr Pott!« sagte seine Gattin erstaunt.
    »Elende«, donnerte der Mann, »da sieh her. Hier Madame – ein Gedichtchen auf einen messingenen Pott. Ein messingener Pott, das bin ich, Madame. Das falsche Weib, Madame, das sind Sie.«
    Voller Wut, während über das Gesicht seiner Frau etwas wie Zittern glitt, warf ihr Herr Pott die Tagesnummer des Eatanswiller Unabhängigen zu Füßen.
    »Auf mein Wort, Sir«, sagte die erstaunte Madame Pott, indem sie das Blatt aufhob. »Auf mein Wort, Sir –«
    Herr Pott krümmte sich unter den verachtungsvollen Blicken seiner Gemahlin. Er hatte einen verzweifelten Versuch gemacht, seinen Mut ein bißchen in die Höhe zu schrauben, aber vergebens.
    In den unschuldigen Worten: »auf mein Wort, Sir«, scheint an und für sich nichts Schreckliches zu liegen, wenn man sie liest. Aber der Ton, in dem sie ausgesprochen, und der Blick, von dem sie begleitet wurden, schienen ein Unwetter zu verkünden, das sich über Potts Haupt zusammengezogen, und brachten ihre volle Wirkung hervor. Auch der ungeschickteste Beobachter hätte in seiner besorgten Miene die Bereitwilligkeit lesen können, seine Wellingtons-Stiefel jedem geeigneten Gehilfen abzutreten, der in diesem Augenblick Lust dazu verraten hätte.
    Mrs. Pott las den Artikel, stieß einen lauten Schrei aus, warf sich ihrer ganzen Länge nach auf den Fußboden vor dem Kamin nieder, schrie dabei und stampfte dermaßen mit den Absätzen ihrer Schuhe, daß über den augenblicklichen Zustand ihrer Gefühle kein Zweifel obwalten konnte.
    »Meine Teure«, sagte der erschreckte Pott, – »ich sagte ja nicht, daß ich glaube – ich – –«
    Aber die Stimme des unglücklichen Mannes wurde von dem Geschrei seiner Ehehälfte übertäubt.
    »Meine liebe Madame Pott, ich bitte Sie, beruhigen Sie sich«, sagte Herr Winkle: aber das Geschrei und Gestampfe wurde immer lauter und heftiger.
    »Meine Teure«, begann Herr Pott von neuem, »es tut mir äußerst leid. Wenn du keine Rücksicht auf deine Gesundheit nehmen willst, so nimm doch Rücksicht auf mich, meine Teure. Wir werden bald einen Auflauf vor dem Hause haben.«
    Aber je inständiger Herr Pott bat, um so gellender und kreischender wurde das Geschrei seiner Gemahlin.
    Zum Glück befand sich eine Madame Pott sehr ergebene Leibwache im Hause: eine junge Dame, deren wichtiges Amt die Aufsicht über die Toilette ihrer Gebieterin war. Außerdem machte sie sich durch allerlei andere Dienste, hauptsächlich aber dadurch nützlich, daß sie ihr bei all ihren Wünschen und Neigungen, die denen des unglücklichen Potts zuwiderliefen, jeden erdenklichen Vorschub leistete. Das Geschrei drang natürlich zu den Ohren der jungen Dame und führte sie mit einer Eilfertigkeit in das Zimmer, die das ausgesuchte Arrangement ihrer Haube und Locken wesentlich zu verwirren drohte.
    »O meine teuerste Gebieterin«, rief die Leibwache, indem sie sich wie wahnsinnig neben der zu Boden liegenden Madame Pott auf die Knie warf; »o meine teuerste Gebieterin, was ist hier vorgefallen?«
    »Dein Herr – dieses Ungeheuer«, murmelte die Patientin.
    Pott war sichtlich bereits auf dem Wege, nachzugeben.
    »Es ist Spott und Schande«, sagte die Leibwache in vorwurfsvollem Tone. »Ja, er wird Sie noch zu Tode quälen, Madame. – O Sie arme, liebe Frau.«
    Pott wurde immer weicher. Die Gegenpartei fuhr in ihren Angriffen fort.
    »O, verlaß mich nicht – verlaß mich nicht, Goodwin«, murmelte Madame Pott, krampfhaft die Handgelenke besagter Goodwin umfassend. »Du bist das einzige Geschöpf auf der Welt, das es gut mit mir meint.«
    Bei dieser liebevollen Ansprache spielte die Goodwin auf eigene Rechnung ein bißchen Haustragödie und vergoß einen Strom von Tränen.
    »Niemals, Madame – niemals«, entgegnete Goodwin. »O Sir, Sie sollten sich mehr in acht nehmen – ja, wahrhaftig, das sollten Sie! Sie wissen nicht, wie sehr es Madame schaden kann; aber Sie werden es schon einmal bereuen – ich habe es immer gesagt.«
    Der unglückliche Pott betrachtete angstvoll die Szene, sagte aber nichts.
    »Goodwin«, sagte Madame Pott mit sanfter Stimme.
    »Madame«, erwiderte Goodwin.
    »O, wenn du

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