Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
etwas mehr herauslockt – nicht wahr?« sagte Perker: »ha, ha, ha!«
    Darauf lachte des Prokurators Schreiber wieder – aber nicht laut, sondern still im Innern, was Herrn Pickwick gar nicht gefiel. Wenn jemand innerlich blutet, so ist es gefährlich für ihn selbst: aber wenn er innerlich lacht, so bedeutet es andern Leuten nichts Gutes.
    »Haben Sie mir die Gebühren noch nicht ausgeschrieben, die ich Ihnen noch schulde?« fragte Herr Perker.
    »Nein, ich bin noch nicht dazu gekommen«, erwiderte der Schreiber.
    »Es wäre mir lieb, wenn Sie’s täten«, sagte Perker. »Stellen Sie mir die Rechnung zu, dann werde ich Ihnen eine Anweisung schicken: aber ich vermute, Sie haben zu viel mit der Einnahme des Laufenden zu tun, als daß Sie an ihre Ausstände denken könnten – nicht wahr? Ha, ha, ha!«
    Dieser Witz schien den Schreiber außerordentlich zu kitzeln, und er lachte wieder innerlich.
    »Aber Herr Mallard, mein teurer Freund«, sagte Perker, plötzlich wieder ernst werdend und den großen Gehilfen des großen Mannes am Rockzipfel in eine Ecke ziehend, »Sie müssen den Prokurator dazu bewegen, mich und meinen Klienten vor sich zu lassen.«
    »Gehen Sie, gehen Sie,« erwiderte der Schreiber; »Sie sind wohl nicht bei Trost« – den Prokurator sprechen! Gehen Sie, das ist zu absurd.«
    Ungeachtet der Absurdität des Gesuchs ließ jedoch der Schreiber Herrn Perker noch mehr darüber reden; und nach einem kurzen Geflüster ging er leise einen schmalen dunklen Gang hinab und verschwand in dem Allerheiligsten des Gesetzes, aus dem er bald nachher auf den Zehen wieder hervorkam und Herrn Perker und Herrn Pickwick eröffnete, der Prokurator sei dazu überredet worden, sie gegen alle hergebrachte Ordnung und Gewohnheit sogleich vor sich zu lassen.
    Herr Prokurator Snubbin hatte ein mageres, erdfahles Gesicht und zählte ungefähr fünfundvierzig Jahre, oder wie die Novellisten sagen – er war ein Fünfziger. Er hatte jenes düstere, ausgebrannte Auge, das man so oft bei Leuten sieht, die sich eine Reihe von Jahren hindurch einem langwierigen und mühevollen Studium gewidmet haben – ein Auge, das auch ohne das Augenglas, das an einem breiten schwarzen Bande um seinen Nacken hing, einen Fremden auf den Gedanken bringen mußte, er sei sehr kurzsichtig. Sein Haar war dünn und kurz, was teils dem Mangel an Zeit für seine Toilette, teils einer neben ihm hängenden Juristenperücke, die er fünfundzwanzig Jahre lang getragen hatte, zugeschrieben werden mußte. Die Spuren von Puder auf seinem Rockkragen und das beschmutzte und verschobene weiße Halstuch deuteten darauf hin, daß er seit seiner Rückkehr vom Gerichtssaal noch keine Zeit gefunden hatte, eine Änderung in seinem Anzuge vorzunehmen, während die sonstige Nachlässigkeit in seinem Äußern die Vermutung begründete, seine Person würde wenig dabei gewonnen haben, wenn es auch der Fall gewesen wäre. Bücher über das Gerichtswesen, Stöße von Akten und offene Briefe waren ohne alle Rücksicht auf Anordnung und Symmetrie auf dem Tisch zerstreut. Die Einrichtung des Zimmers war alt und schadhaft; die Türen des Bücherschrankes rosteten in ihren Angeln. Bei jedem Schritt flog der Staub in kleinen Wolken von dem Fußteppich auf; die Vorhänge hatten vom Alter und Schmutz gelbbraune Farbe angenommen, und alles im Zimmer wies unzweideutig darauf hin, daß Herr Prokurator Snubbin viel zu viel mit seinen Berufsgeschäften zu tun hatte, als daß er seiner Person viel Aufmerksamkeit schenken konnte.
    Der Prokurator schrieb, als seine Klienten eintraten; er verbeugte sich kurz, als Herr Pickwick durch seinen Sachwalter vorgestellt wurde, und ersuchte sie dann, Platz zu nehmen, steckte seine Feder sorgfältig in das Tintenfaß, strich über sein linkes Bein und erwartete die Eröffnung des Vortrags.
    »Herr Pickwick ist der Beklagte in der Sache Bardell und Pickwick, Prokurator Snubbin«, sagte Perker.
    »Bin ich dabei interessiert?« fragte der Prokurator.
    »Ja, Sir«, erwiderte Perker.
    Der Prokurator nickte mit dem Kopfe und wartete auf weiteres.
    »Herr Pickwick wünschte mit Ihnen zu sprechen, Prokurator Snubbin«, sagte Perker, »um Sie vorläufig zu versichern, daß er es in Abrede stellt, irgendeinen Grund oder Vormund zu der Klage gegen ihn gegeben zu haben; und daß er gar nicht vor Gericht aufträte, wenn er nicht mit reinem Gewissen und mit der festesten Überzeugung, daß er das größte Recht habe, die Klage zurückzuweisen, erscheinen könnte. Ich

Weitere Kostenlose Bücher