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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Sir«.
    »Ah, sehr wohl«, sagte Herr Anthony Humm, einige Schritte zurückweichend.
    »Ich hoffe, daß hier niemand sich unterstehen wird, zu sagen, ich sei nicht ganz in Ordnung, Sir?« rief Herr Stiggins.
    »O gewiß nicht«, sagte Herr Humm.
    »Ich wollte es auch niemandem raten, Sir; ich wollte es niemandem raten«, lallte Herr Stiggins.
    Inzwischen war die ganze Versammlung mäuschenstill geworden und sah mit Bangigkeit dem weiteren Verlauf der Dinge entgegen.
    »Wollen Sie eine Rede an die Versammlung halten?« fragte Herr Humm mit einladendem Lächeln.
    »Nein, Sir«, erwiderte Herr Stiggins; »nein, Sir; ich will nicht, Sir.«
    Die Versammelten blickten einander mit großen Augen an, und ein Murmeln der Verwunderung lief durch den Saal.
    »Meine Meinung, Sir, ist –« begann Herr Stiggins, indem er seinen Rock aufknöpfte, mit sehr lauter Stimme, »meine Meinung, Sir, ist – daß diese Versammlung betrunken ist, Sir. Bruder Tadger – Sir«, fuhr er fort, indem er immer wilder wurde und sich barsch gegen das kleine Männchen in den lichtbraunen Höslein umdrehte, » Sie sind betrunken, Sir.«
    Da nun Herr Stiggins den löblichen Wunsch hegte, die Nüchternheit der Versammlung zu fördern und deshalb alle ungeeigneten Charaktere auszuschließen, schlug er nach Bruder Tadger und traf seine Nasenspitze mit solcher Sicherheit, daß die lichtbraunen Höslein wie ein Blitz verschwanden. Bruder Tadger war kopfüber die Leiter hinabgestürzt.
    Jetzt erhoben die Frauenzimmer ein lautes Jammergeschrei, stellten sich in kleinen Abteilungen vor ihren Lieblingsbrüdern auf und schlangen die Arme um sie, um sie vor Gefahren zu schützen. Dieser Beweis von Zärtlichkeit wäre Herrn Humm beinahe schlecht bekommen, denn da er ungemein beliebt war, warfen sich ihm so viele fromme Schönen an den Hals und hingen sich so fest an ihn, daß er beinahe erstickt wäre. Der größere Teil der Lichter wurde ausgelöscht, und von allen Seiten hörte man nichts als Geschrei und wilden Lärm.
    »Jetzt, Sammy«, sagte Herr Weller, mit großer Kaltblütigkeit seinen Überrock ausziehend, »jetzt geh hinaus und hole einen Polizisten.«
    »Und was wollt Ihr einstweilen beginnen?« fragte Sam.
    »Laß mich nur machen, Sammy«, erwiderte der alte Herr; »ich will inzwischen mit diesem Stiggins ein bißchen abrechnen.«
    Und ehe noch Sam es verhindern konnte, war sein heroischer Vater in den entfernten Winkel des Saales gedrungen, wo er den ehrwürdigen Herrn Stiggins mit ungemeiner Handfertigkeit angriff.
    »Kommt mit!« rief ihm Sam nach.
    »Heran, du Halunke!« schrie Herr Weller seinem Gegner zu.
    Und ohne weitere Aufforderung versetzte er dem ehrwürdigen Herrn Stiggins einen gewaltigen Faustschlag auf den Kopf und tanzte, während er ihn bearbeitete, so flink und lustig um ihr herum, wie man es von einem Herrn in seinem Alter nicht hätte erwarten sollen.
    Da nun Sam alle seine Vorstellungen vergeblich fand, drückte er seinen Hut fest auf den Kopf, warf seines Vater Überrock über die Schultern, faßte den alten Mann fest um und zog ihn mit Gewalt die Leiter hinab und auf die Straße. Ja, er ließ ihn nicht eher los, und gönnte ihm keine Ruhe, bis sie die Ecke erreicht hatten. Von dort aus konnten sie das Geschrei der versammelten Volksmenge hören, die Zeuge der Abführung des ehrwürdigen Herrn Stiggins in ein wohlverwahrtes Nachtquartier war. Und sie konnten weiter den Lärm vernehmen, womit sich die Mitglieder der Bricklane- Abteilung des vereinigten großen Ebenezer-Mäßigkeitsvereins nach allen Richtungen zerstreuten.

Fünfunddreißigstes Kapitel
    Das einzig und allein einem ausführlichen und wahrheitsgemäßen Bericht über die denkwürdige Gerichtsverhandlung in der Sache Bardell gegen Pickwick gewidmet ist.
     
    »Ich möchte nur wissen, was der Obmann der Geschworenen heute gefrühstückt hat«, sagte Herr Snodgraß an dem verhängnisvollen Morgen des 14. Februar, um ein Gespräch anzuknüpfen.
    »Nun«, meinte Perker, »ich hoffe, er wird etwas Gutes bekommen haben.«
    »Und warum hoffen Sie das?« fragte Herr Pickwick.
    »Das ist sehr wichtig, mein lieber Herr, sehr wichtig«, erwiderte Perker; »denn von einem wohlgesättigten, zufriedenen Geschworenen läßt sich etwas Tüchtiges erwarten. Übelgelaunte oder hungrige Geschworene aber, mein lieber Herr, sind schon von vornherein für den Kläger eingenommen.«
    »Aber woher mag denn das kommen?« fragte Herr Pickwick, sehr mutlos dareinblickend, »warum sind sie

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