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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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sorgfältig mit pulverisiertem Glas überschüttet wären – von Zeit zu Zeit begegnet dir eine Milchfrau mit zeugumwickelten Schuhen, um nicht auszugleiten – Jungen, die »außer dem Hause schlafen« und überhaupt wenig nächtliche Ruhe haben, können trotz allem Hämmern an den Ladentüren ihre Herren nicht aufwecken und heulen vor Kälte – die Mischung von Eis, Schnee und Wasser auf den Trottoirs ist einige Zoll dick – niemand wagt es, rasch zu gehen, um sich warm zu erhalten, und niemand würde sich warm erhalten, wenn er es auch täte.
    Es schlägt ein Viertel nach fünf Uhr, wenn du auf deinem Wege nach Golden Cross auf dem Waterlooplatze anlangst, und du machst jetzt die Entdeckung, daß du ungefähr eine Stunde zu früh geweckt worden bist. Du hast keine Zeit zurückzukehren, die öffentlichen Lokale sind überall geschlossen, und du mußt daher weitergehen, was du äußerst zufrieden mit dir selbst und der ganzen Welt tust. Du langst im Posthause an, blickst im Hofe umher, entdeckst weder eine Kutsche noch Vorkehrungen zur Abfahrt einer solchen, gehst in das Büro, und der Kontrast bewirkt, daß es dir mit seiner Gaserleuchtung und seinem loderndem Feuer äußerst komfortabel erscheint – sofern überhaupt ein Gemach an einem Wintermorgen um halb sechs Uhr komfortabel aussehen kann. Derselbe Schreiber steht in derselben Stellung da, in der du ihn gestern gesehen hast, als wenn er seit der Zeit weder Hand noch Fuß geregt hätte. Er sagt dir, daß man die Kutsche in einer Viertelstunde herausbringen werde, und du begibst dich in das Schenkstübchen – nicht in der törichten Erwartung, dich wärmen zu können, sondern nur um dir ein Gläschen heißen Branntwein mit Wasser geben zu lassen – sobald nämlich das Wasser kocht, was genau drittehalb Minuten vor der Abfahrt der Fall sein wird.
    Es schlägt gerade sechs auf, dem Turme der St. Martinskirche, indem du den Mund an das Glas setztest. Du stehst in zwei Augenblicken im Büro, und der Schenkwärter sitzt in derselben Zeit behaglich hinter deinem Branntwein mit Wasser. Die Pferde sind vorgespannt, der Kondukteur und einige Lastträger laufen atemlos mit Gepäck hin und her, der noch vor kurzem so stille Hof ist von Getümmel erfüllt, die Verkäufer der Morgenblätter sind angelangt, du vernimmst von allen Seiten Geschrei: »Times, meine Herren, Times – ein Chron, Sir – Herald,   Sir – schreckliche Mordtat, meine Herren – merkwürdige Ehescheidungsgeschichte, meine Damen«, usw. usw. Die Innenpassagiere befinden sich schon in ihren Höhlen, und die Außenpassagiere, du ausgenommen, gehen auf und ab, um die Füße vor Erstarrung zu schützen. Es sind zwei junge Männer mit sehr langen Haaren, die vom Schnee und Regen wie kristallisierte Rattenschwänze aussehen; ein schmächtiges, frierendes und verdrießliches junges Frauenzimmer, ein alter Herr dito dito, und etwas in einem Mantel mit Kragen, das einen Offizier vorstellen soll. Alle haben große steife Schals über dem Kinn und sehen gerade aus, als wenn sie auf einer Papagenoflöte spielten.
    »Nimm die Decken ‘runter, Bob«, ruft der Kutscher, der jetzt in einem groben blauen Reiserock erscheint, an dem die Rückenknöpfe so weit voneinander entfernt sind, daß man sie nicht beide zugleich sehen kann. »Gentlemen«, ruft der Kondukteur mit dem Passagierzettel in der Hand, »schon fünf Minuten über die Zeit!« Die Passagiere klimmen hinauf – die beiden jungen Herren wie Kalköfen rauchend, und der alte hörbar murrend. Das schmächtige junge Frauenzimmer ist endlich vermöge vielen und mannigfachen Ziehens, Nachschiebens, Hilfeleistens und Wirrwarrs hinauf geschafft und drückt dafür seine feste Überzeugung aus, nie wieder hinunterkommen zu können. »Alles gut!« ruft der Kondukteur endlich, springt hinauf, indem die Kutsche sich in Bewegung setzt, und stößt gleich darauf zum Beweise der Gesundheit seiner Lunge ins Horn. »Laß los, Harry«, ruft der Kutscher – und wir rasseln so munter davon, als wenn »alles« mit dem Morgen wie mit der Postkutsche »gut« wäre, und sehen dem Ziele unserer Reise so sehnsüchtig entgegen, als unsere Leser, wie wir fürchten, dem Ende unserer Skizze längst entgegengesehen haben.
    ***

Die Omnibusse
    Allgemein wird anerkannt, daß die öffentlichen Fuhrwerke ein weites Feld für Unterhaltung und Beobachtung bieten. Von allen öffentlichen Fuhrwerken oder Transportmitteln überhaupt, die seit den Tagen der Arche Noah – doch wohl des

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