Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
Vom Netzwerk:
frühesten, von dem man weiß – bis auf die Gegenwart erbaut worden sind, loben wir uns einen Omnibus. Eine Diligence ist nicht zu verachten, hat jedoch nur sechs Innenplätze und bietet keine Veränderung, keine Mannigfaltigkeit dar, denn in der Regel machen dieselben Leute die ganze Reise mit uns, werden außerdem nach den ersten zwölf bis fünfzehn Stunden einsilbig und schläfrig, und hat man jemand in seiner Nachtmütze gesehen, so verliert man allen Respekt vor ihm – was wenigstens bei uns der Fall ist. Weiter werden die Leute auf guten, ebenen Straßen oft langweilig und erzählen lange Geschichten, und selbst die Schweigsamen haben vielleicht unangenehme Gewohnheiten. Wir reisten einst vierhundert Meilen in einer Postkutsche mit einem starken Manne, der sich überall, wo die Pferde gewechselt wurden, ein heißes Glas Rum mit Wasser hereinreichen ließ, was ohne Frage höchst unangenehm war. Auch sind wir mehr als einmal in Gesellschaft eines kleinen, bläßlichen Knaben mit hellem Haar und ohne bemerkbaren Hals gereist, der unter dem Schutze des Schaffners aus der Schule nach London gebracht und in einem Posthause abgesetzt wurde, um von dort abgeholt zu werden. Dies ist vielleicht noch schlimmer als Rum und Wasser in einer eingeschlossenen Atmosphäre. Ferner kommt in Betracht die ganze Reihe von Übeln, die aus dem Kutscherwechsel hervorgehen, und die Fatalität der Entdeckung – die der Schaffner unfehlbar in dem Augenblicke macht, wo man einzuschlummern anfängt –, daß er ein Paket haben muß, das er sich deutlich erinnert in den Kasten des Sitzes gelegt zu haben, auf dem man sich der Ruhe überläßt. Ist diese dann auf eine unbestimmte und jedenfalls lange Zeit gründlich gestört, so entsinnt er sich, das Paket in den Kutscherkasten gelegt zu haben, wo es augenblicklich gefunden wird, nachdem er hat halten lassen und ausgestiegen ist. Die Diligence setzt sich wieder in Bewegung, und er bläst, wie zur Verhöhnung des verursachten Elends, sein Horn so laut er nur kann. In einem Omnibus hat man keins dieser Leiden zu fürchten. Die Passagiere wechseln während einer Fahrt wie die Figuren in einem Kaleidoskop und sind, wenn auch nicht so glitzernd, doch weit unterhaltender. Schwerlich ist es jemals vorgekommen, daß jemand in einem Omnibus eingeschlafen wäre. Wem würde es in den Sinn kommen, eine lange Geschichte in einem Omnibus zu erzählen? Und wenn es geschähe, was würde es schaden? Niemand würde ja auch nur das mindeste davon hören. Kinder findet man zwar bisweilen auch in Omnibussen, allein nicht oft, und wenn es der Fall und der Omnibus, wie in der Regel, voll ist, so sitzt jemand auf ihnen, und man merkt ihre Anwesenheit gar nicht. Ja, wir sind nach reiflicher Überlegung und bei ansehnlicher Erfahrung ganz entschieden der Meinung, daß von allen bekannten Fuhrwerken, von der Glaskutsche an, in der wir zur Taufe gefahren wurden, bis zu dem Leichenwagen, auf dem, wir einst unsere letzte, irdische Reise machen müssen, keins einem Omnibus gleichkommt.
    Der unsrige, in dem wir uns täglich vom oberen Ende der Oxfordstraße her in die City rumpeln lassen, steht sicher keinem anderen in London nach, sowohl was die Eleganz seines Äußeren, als was die vollkommene Einfachheit seines Innern oder die angeborene Kaltblütigkeit seines Cad (Schaffners) betrifft. Dieser junge Gentleman ist ein wahres Muster von Hingebung; sein etwas maßloser Eifer für seine Geschäftsgeber bringt ihn fortwährend in Unannehmlichkeiten und bisweilen in das Korrektionshaus. Allein sobald er seine Freiheit wiedererlangt hat, widmet er sich den Obliegenheiten seines Berufs aufs neue und mit demselben Eifer. Er zeichnet sich hauptsächlich durch seine Tätigkeit aus. Sein vornehmstes Rühmen ist, »‘nen alten Herrn in ‘n Bus locken, einschließen und davonrasseln zu können, eh’ der alte Kujon nur mal wüßte, wohin er führe« – eine Heldentat, die er häufig zur Belustigung jedermanns, mit Ausnahme des betreffenden Herrn, des »alten Kujons«, vollbringt, der, wie es auch zugehen mag, die Spaßhaftigkeit darin zu entdecken niemals imstande ist.
    Unseres Wissens ist zu keiner Zeit die Frage entschieden worden, für wie viele Passagiere unser Omnibus Raum hat. Der Schaffner glaubt ohne Zweifel, daß er Raum für so viele Personen enthalte, als hineingelockt werden können. »Noch Platz da?« ruft ein Fußgänger, der vom Gehen sehr heiß geworden ist. »Die schwere Menge, Sir«, antwortet der Cad, öffnet

Weitere Kostenlose Bücher