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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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doch einmal einer ist – mit den Talenten, die ich habe, hinnehmen, und ich muß leben nach den mir vorgeschriebenen Bedingungen.«
    Hierbei ist zu bemerken, sagt Forster, daß etwas von demselben traurigen Gefühl, auch im Zusammenhange mit dem Mangel an häuslicher Befriedigung und mit der Besorgnis, von Zeit zu Zeit während der vorhergegangenen drei Jahre (1853–56) Ausdruck gefunden hatte; aber ich schrieb dies anderen Ursachen zu und beachtete es wenig. Während seiner Abwesenheit auf dem Festlande in den Jahren 1854, 1855 und 1856, als seine älteren Kinder aus der Kindheit heranwuchsen und seine Bücher ihm weniger leicht wurden als im früheren Mannesalter, kamen in seinen Briefen schon Spuren jenes »unglücklichen Verlustes und Entbehrens eines gewissen Etwas« zum Vorschein, dem er im Copperfield eine durchdringende Bedeutung gegeben hatte.
    In dem ersten jener Jahre machte er eine ausdrückliche Anspielung auf diese Art von Erfahrung, die er in jenem Lebenswerke beschrieben hatte, und identifizierte sie, im Hinweis auf die Nachteile seines eigenen Lebens, zum erstenmal mit seiner eigenen: »Nie so glückliche und doch so unglückliche Existenz, die ihre Wirklichkeiten in Unwirklichkeiten sucht und ihren gefährlichen Trost findet in einem beständigen Entrinnen aus den sie umgebenden Täuschungen des Herzens.« Und später schrieb er aus Boulogne: »Ich habe schreckliche Gedanken, ganz allein für mich irgend wohin fortzugehen – auf sechs Monate. Rastlosigkeit , wirst Du sagen! Was es auch sein mag, es treibt mich unaufhörlich und ich kann nichts dagegen tun … Ich befinde mich in einem aufgelösten Zustande!… Wie kommt es, daß, wenn ich jetzt in trübe Stimmung verfalle, immer ein Gefühl über mich kommt wie bei dem armen David Copperfield, von einem Glück, das ich im Leben verfehlt, und von einem Freunde und Genossen, den ich nie gefunden habe?«
    Immer wieder ist er bemüht, in einem bestimmten Verhältnis den Grund für seine Unbehaglichkeit zu suchen, bis er endlich gegen Forster mit der Sprache herausrückt: »Die arme Käthe und ich, wir sind nicht füreinander gemacht. Dem läßt sich nicht abhelfen. Es ist nicht nur, daß sie mich unbehaglich und unglücklich macht, ich mache sie ebenso und noch weit mehr. Was Freundlichkeit und Gefälligkeit betrifft, so ist sie noch ganz die alte, aber wir stimmen einmal nicht zusammen; Gott weiß, sie würde tausendmal glücklicher geworden sein, wenn sie einen anderen Mann geheiratet hätte. Es schneidet mir oft ins Herz, wenn ich daran denke, wie traurig es ist um ihrer selbst willen, daß ich ihr in den Weg kam. Würde ich heute krank, sie würde das größte Mitgefühl mit mir haben, aber der Augenblick, daß ich gesund wäre, würde das alte Elend wieder hervorrufen. Nichts in der Welt kann sie dahinbringen, mich wirklich zu verstehen. Auch ihr Temperament stimmt nicht zu dem meinigen. Ich habe es lange kommen sehen, niemand kann mir helfen. Warum ich das schreibe, weiß ich kaum, aber es ist immer eine Art erbärmlicher Trost, mich einmal aussprechen zu können.« Darauf hat ihm Forster anscheinend ernstliche Vorstellungen gemacht, denn Dickens antwortet ihm: »Ich weiß sehr gut, daß ein großer Teil meiner Rastlosigkeit mit dem imaginativen Leben zusammenhängt, das ich führe. Für die Freuden dieses Lebens, das mich mit den höchsten Empfindungen beglückt, bin ich nicht undankbar; ich habe mir wiederholt gesagt, man müsse davon auch die Schattenseite hinnehmen. Ich will in keiner Weise behaupten, daß ich keinen Tadel verdiene. Ich kenne meine tausend Ungewißheiten, Launen und Gemütsschwierigkeiten. Aber damit wird die Sache nicht besser. Für uns beide wird mit den Jahren das Mißverständnis immer schwieriger zu ertragen, und ich sehe kein Ende ab. Aber nur eines wird all dies ändern und das ist das Ende , das alles ändert.«
    Es wird den meisten nicht scheinen, daß hier etwas vorlag, was nicht unter glücklicheren Umständen einer umsichtigen Erledigung fähig gewesen wäre. Aber alle Umstände waren ungünstig, und der mäßige Mittelweg, auf den die Eingeständnisse in jenem Briefe hinwiesen und den sie vollständig gerechtfertigt haben würden, wurde unglücklicherweise nicht eingeschlagen. Alle Einflüsse, die dem einen Gedanken, der ihn jetzt beherrschte, hätten entgegenwirken können, waren so geschwächt, daß sie beinahe machtlos waren. Seine älteren Kinder waren keine Kinder mehr; seine Bücher hatten damals die

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